Die Decauville-Bahn der Pariser Weltausstellung 1889 (französisch Chemin de fer intérieur de l’Exposition universelle de 1889) war eine drei Kilometer lange Decauville-Schmalspurbahn mit einer Spurweite von 600 mm, die während der Weltausstellung Paris vom 6. Mai bis 31. Oktober 1889 von der Esplanade des Invalides zur Avenue de Suffren fuhr.
Die Fläche der Weltausstellung von 1889 war mit 90 Hektar zu groß, um sie ausschließlich zu Fuß zu erkunden. Daher wurde eine interne Eisenbahn gebaut, die die Ausstellungsgebäude an der Esplanade des Invalides mit denen unter dem Eiffelturm verband. Die drei Kilometer lange Bahnstrecke begann 250 Meter von der Concorde-Brücke entfernt am Außenministerium in der Nähe der Seine. Sie durchquerte die Esplanade des Invalides und folgte dem Quai d’Orsay am Seineufer innerhalb des Zauns der Weltausstellung zwischen den zwei Baumreihen, die am weitesten vom Ufer entfernt standen. Sie überquerte den Boulevard de La Tour-Maubourg an einem Bahnübergang, verlief in einem 106 m langen Tunnel unter der Avenue Rapp und Avenue Bosquet, überquerte die Avenue de la Bourdonnais, fuhr dann in einer Unterführung am Eiffelturm vorbei und bog schließlich in einem 90°-Bogen in die Avenue de Suffren ein, der sie bis zur Endstation an der Galerie des Machines folgte.
Außer den beiden Endstationen gab es am Quai d’Orsay drei Haltestellen: die erste an der Malar-Kreuzung, die zweite gegenüber dem Palais des Produits Alimentaires, die dritte an der Ecke von Quai d’Orsay und Avenue de Suffren. Die Infrastruktur und Schienenfahrzeuge wurden von Decauville geliefert. Die Strecke war zweigleisig mit einem Abstand von zwei Metern.
Die Stationsgebäude an den Haltestellen waren von Weitem sichtbare Sehenswürdigkeiten, die die Fahrgäste anzogen. Der Sohn eines der Konzessionäre, Louis Gaillot, ein junger Architekt, gab ihnen Formen von ungewöhnlicher Originalität und Funktionalität. Die Markisen, die die Bahnsteige überdachten, boten den Fahrgästen Schutz vor Witterungseinflüssen. An den Endbahnhöfen gab es Buffets, an denen sich die Fahrgäste treffen und ausruhen konnten.
Die Strecke wurde vom Generaldirektor der Arbeiten, Monsieur Alphand, entworfen, der Antoine Gaillot und Paul Gallotti von Gaillot et Cie den Auftrag gab, die Strecke unter der Aufsicht von Monsieur Lion, dem Ingenieur der Ausstellung, zu bauen. Die Bauarbeiten wurden von dem stellvertretenden Chefingenieur und für die Metallarbeiten verantwortlichen J. Charton geleitet, der sich insbesondere mit dem Bau der Eisenbahn am Champ de Mars befasste.
Es gab Vorschriften, die den Betrieb dieser Bahnstrecke durch den Konzessionär regelten. Die Züge mussten von 9 Uhr morgens bis Mitternacht alle zehn Minuten von den Endbahnhöfen losfahren, also sechs Züge pro Stunde oder 90 Züge pro Tag in jede Richtung. Sonntags konnten bis zu 150 Züge in jede Richtung fahren. Obwohl die Strecke über den größten Teil ihrer Länge vollständig gegen den öffentlichen Verkehr abgeschrankt war, wurde eine niedrige Höchstgeschwindigkeit von 10 Kilometern pro Stunde festgesetzt. Diese Höchstgeschwindigkeit sollte an bestimmten Punkten der Strecke, insbesondere an Bahnübergängen, an denen jedem Zug ein Bahnwärter vorausging, sogar auf vier Kilometer pro Stunde reduziert werden. Die Länge der Züge durfte 50 Meter nicht überschreiten und alle waren mit einer schnell wirkenden Bremse ausgestattet.
Der Fahrpreis lag einheitlich bei 25 Centimes pro Person im offenen Sommerwagen und bei 50 Centimes im Salonwagen, unabhängig von der Länge der Reise. Die Fahrgäste konnten ihre Fahrkarten an vielen Verkaufsstellen im Voraus lösen. Es reichte aus, die Fahrscheine den Bahnbediensteten vorzulegen, um in den Wagen einzusteigen. Am Ausgang wurden sie an den Drehkreuzen deponiert. Laut offizieller Zählung wurden 6.342.446 Fahrgäste während der sechsmonatigen Betriebszeit befördert.
Zur Sicherheit gab es an jeder Haltestelle ein ferngesteuertes scheibenförmiges Formsignal, das nur freigegeben werden konnte, wenn die Schranke geschlossen war. Alle Züge wurden durch ein System von elektrischen Glocken angekündigt, das von den Bahnübergängen zum nächsten Bahnhof führte. Schließlich gab es in jeder Station einen Telefondienst.
Nach dem ersten Betriebsmonat zeigte sich, dass der Betrieb der Bahn insgesamt 120 £ pro Tag kostete, davon 40 £ für Löhne, Treibstoff, Öl und Lager, 40 £ für die Abschreibung des Oberbaus und des rollenden Materials sowie für Kapitalzinsen, und 40 £ wurden beiseite gelegt, um die späteren Kosten für die Verfüllung der Tunnel und Einschnitte und die Wiederherstellung der Straßenbeläge zu decken. Darüber hinaus erhob die französische Verwaltung eine Steuer pro tausend beförderte Passagiere.
An einigen Tagen fuhren fast 40.000 Personen in die Ausstellung ein, und die Bahn beförderte innerhalb von sechs Wochen ihren millionsten Fahrgast. Sie erzielte in diesem Zeitraum Bruttoeinnahmen von 10.000 £ oder etwa 240 £ pro Tag. Auf dieser Grundlage wurde zuversichtlich prognostiziert, dass die Bruttoeinnahmen der Bahn während der sechs Monate der Ausstellung 70.000 £ übersteigen würden, da man es nicht für wahrscheinlich hielt, dass der Verkehr zurückgehen würde.
Es wurden ausschließlich Dampflokomotiven verschiedener Bauarten eingesetzt. Eine stammte vom Artilleriekapitän Péchot, diese Fairlie-Doppellokomotive wurde speziell für den Einsatz der Armee entworfen. Zudem wurden Lokomotiven nach dem 1884 patentierten Mallet-Prinzip eingesetzt. Die Wagen, die für den Personenverkehr eingesetzt wurden, waren von unterschiedlichen Bauarten, die denen des Armeeministeriums ähnelten.
Es waren etwa 12 Dampflokomotiven und 100 Wagen verschiedener Bauart in Betrieb. Der Schwede Fredrik Arvidsson Posse kaufte zwei der in Paris vorgeführten Lokomotiven, Massouah und Turkestan, zwei Personenwagen und Gleismaterial und setzte sie auf der daraufhin am 16. Juli 1891 eingeweihten Helsingborg–Råå–Ramlösa Järnväg ein. Andere der ausgestellten Lokomotiven wurden später auf den Tramways de Royan, den Chemins de fer du Calvados und der Decauville-Bahn bei Diego Suarez genutzt:
Die Namen der zehn Lokomotiven erinnerten an die wichtigsten Decauville-Bahnen:
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