Kuala Lumpur, Abkürzung KL (Jawi كوالا لومڤور, Aussprache nach IPA [ˈkwaːla ˈlumpʊr], dt. etwa „schlammige Flussmündung“), ist die Hauptstadt Malaysias.
Die als Bundesterritorium verwaltete Stadt ist Malaysias administratives, kulturelles und ökonomisches Zentrum und Mittelpunkt der größten Metropolregion des Landes. Von den meisten Bewohnern wird sie einfach „KL“ genannt. In der Millionenmetropole sind vielerlei Kulturen und Religionen vertreten, man sieht Minarette der Moscheen, christliche Kirchtürme, chinesische Pagoden und indische Tempel in der gesamten Stadt. Jährlich besuchen bis zu elf Millionen Touristen Kuala Lumpur.
Neben den Bauten aus der architektonischen Vergangenheit der Stadt prägen Hochhäuser (vor allem im Bankenviertel) als Zeichen des Fortschritts Kuala Lumpurs das Stadtbild. Die Stadt bedeckt eine Fläche von 243,65 km² und hat 1.982.112 Einwohner (Stand: 2020), womit sie vor dem zur Metropolregion Kuala Lumpur gehörenden Subang Jaya größte Stadt Malaysias ist.
Kuala Lumpur liegt 35 km von der Westküste der malaysischen Halbinsel entfernt am Zusammenfluss der Flüsse Gombak und Klang.
Das Klima in Kuala Lumpur ist tropisch. Die Höchstwerte liegen das ganze Jahr über bei 33 °C und die Tiefstwerte bei 23 °C, hinzu kommt hohe Luftfeuchtigkeit. Die Niederschläge sind über das ganze Jahr verteilt und schwanken zwischen 108 mm und 276 mm pro Monat. Gewitter gibt es sehr häufig und meist sehr heftig, deshalb kommt es im Zentrum der Stadt häufiger zu Überschwemmungen. Bedrückend kann der Aufenthalt werden, wenn wegen der immer noch illegal betriebenen Waldrodungen und den damit einhergehenden Waldbränden eine Smogglocke über der Stadt liegt.
2020 hatte Kuala Lumpur 1.982.112 Einwohner.
Die städtische Bevölkerung besteht zu 52 % aus Chinesen, 39 % Malaien und 6 % Indern. Hinzu kommen Araber, Sri Lanker, Europäer, Indonesier und Philippiner.
Seit dem Jahre 1950 hat sich die Bevölkerung der Agglomeration Kuala Lumpur durch natürliches Wachstum und Zuwanderung aus ländlichen Gegenden nahezu verdreißigfacht. Für das Jahr 2035 wird eine Bevölkerung von über 10 Millionen prognostiziert.
Laut dem malaysischen Zensus des Jahres 2010 stellen Muslime 61,3 %, Buddhisten 19,8 %, Christen 9,2 %, Hindus 6,3 % der Stadtbevölkerung. Hinzu kommen Konfuzianer, Daoisten und andere Religionen. Kuala Lumpur ist Sitz des römisch-katholischen Erzbistums Kuala Lumpur.
Erste Wirtschaftsaktivitäten auf oder nahe dem Gebiet, das man gegenwärtig unter Kuala Lumpur kennt, sind für die 1840er-Jahre bekannt. Etwa zehn Meilen nördlich waren chinesische Bergleute am Zinnbergbau des Selangor-Flusses beteiligt. Zur Stadt wurde Kuala Lumpur 1857; Bergleute (ebenfalls Zinnsucher) unter Führung des malaiischen Rajas / Radschas Abdullah gründeten sie mitten im Urwald. Der Zinnhandel boomte, und seither wuchs der Ort stetig. 1896 entstand unter britischer Herrschaft aus den malaiischen Sultanaten die Föderation von Malaya, Kuala Lumpur wurde zur Hauptstadt der Föderation. Unter britischer Herrschaft wuchs die Stadt zum Verwaltungszentrum, ein Straßennetz wurde angelegt und viele der noch heute erhaltenen Prunkbauten entstanden. 1957 wurde der Ort die Hauptstadt des unabhängigen Malaya. Kuala Lumpur erhielt 1972 den Stadtstatus, wurde 1974 zum Bundesterritorium und bekam eine vom Bundesstaat und Sultanat Selangor unabhängige Verwaltung.
Die Stadt ist das führende Wirtschaftszentrum von Malaysia. Laut einer Studie aus dem Jahr 2014 erwirtschafte der Großraum Kuala Lumpur ein Bruttoinlandsprodukt von 171,8 Milliarden US-Dollar (KKB). In der Rangliste der wirtschaftsstärksten Metropolregionen weltweit belegte er damit den 70. Platz. Das BIP pro Kopf betrug 28.076 US-Dollar. In einer Rangliste der wichtigsten Finanzzentren weltweit belegte Kuala Lumpur den 40. Platz (Stand: 2018).
In einer Rangliste der Städte nach ihrer Lebensqualität belegte Kuala Lumpur im Jahre 2018 den 85. Platz unter 231 untersuchten Städten weltweit. Kuala Lumpur war damit, hinter Singapur, die Stadt mit der höchsten Lebensqualität in Südostasien.
Die Stadt ist mit einer Schnellbahn (KLIA Ekspres) und privaten Expressbussen direkt an den internationalen Flughafen Kuala Lumpur in Sepang angebunden. Die Reisezeit beträgt 28 Minuten, die Züge fahren im 15- bzw. 20-Minuten-Takt.
Innerhalb der Stadt sind viele Taxis verfügbar; allerdings leidet der Verkehrsfluss v. a. während der Rush Hour unter Staus und Stockungen.
Ein öffentliches schienengebundenes Nahverkehrsnetz ist erst in Ansätzen verfügbar, die unterschiedlichen Systeme sind kaum verzahnt und die noch zu kurzen Streckenführungen nicht ausreichend für den wachsenden Bedarf der Zweimillionenstadt. Die Linien der Hochbahn bzw. das Pendelnetz der Lokalzüge (Putra LRT, Rapid KL, KL Monorail sowie KTM Komuter) streben alle in die Innenstadt. Auf der Strecke des KLIA Ekspres steuert der KLIA-Transit-Service nur vier Stationen zwischen Bahnhof und Flughafen an. Das bisher zwei Linien mit zusammen 24 km Strecke umfassende System „Rapid KL“ (Fahrzeuge: Bombardier) ist ansatzweise der Nukleus eines größeren Systems auch in die Vororte, weil seine mittelgroße Kapazität und seine vergleichsweise geringen Investitionskosten zum Ausbau anregen.
Fahrscheine gelten jeweils nur für eine einzelne Linie; ebenso sind Haltestellen Linien-spezifisch (d. h. Umsteige-Haltestellen sind zwei oder mehrere einzelne Stationen, die bis zu fünf Gehminuten voneinander entfernt liegen). Als neuer Zentralbahnhof dient Kuala Lumpur Sentral, der alle genannten Bahnlinien bis auf Rapid KL verbindet und ferner als Taxi- und Busterminal fungiert.
Der Bushauptbahnhof befindet sich in Puduraya, einige Expressbusse fahren zusätzlich auch das neue „Imbi Bus Terminal“ am Pasar Rakyat an, das im Januar 2004 eröffnete.
Während früher auch kleinere Wasserwege wie der Sungai Bunus als Verkehrsadern gedient haben, ist das mittlerweile wegen starker Wasserverunreinigung und anderer hydrologischer Probleme unmöglich.
In Kuala Lumpur befinden sich zwei Universitäten:
Der 130 Meter hohe KUL-Kontrollturm des Flughafens Kuala Lumpur ist der zweithöchste Kontrollturm der Welt.
Der Fußballklub PLUS FC ist in Kuala Lumpur beheimatet.
Das KZ Sachsenhausen, Volltitel Konzentrationslager Sachsenhausen, amtliche Abkürzung KL Sachsenhausen, war ein im Sommer 1936 von Häftlingen aus Emslandlagern eingerichtetes nationalsozialistisches Konzentrationslager. Es befand sich in der Stadt Oranienburg nördlich von Berlin. Es ist jedoch weder örtlich noch zeitlich identisch mit dem KZ Oranienburg, das 1933 bis 1934 in Oranienburg in der Nähe des Stadtzentrums bestand. Der namensgebende Ortsteil Sachsenhausen liegt in der Nähe des Lagergeländes.
Durch die Nähe zu Berlin und damit auch zur Gestapozentrale in der Prinz-Albrecht-Straße hatte das KZ Sachsenhausen eine Sonderrolle im KZ-System. Ein großes SS-Kontingent war hier stationiert. Das dem Lager angegliederte „Übungslager“ diente zudem als Ausbildungsort für zukünftige KZ-Kommandanten sowie des Bewachungspersonals im ganzen NS-Machtbereich (ähnlich wie das KZ Dachau). Insgesamt wurden etwa 200.000 Häftlinge nach Sachsenhausen deportiert, nur etwa 140.000 davon wurden registriert. Im August 1941 wurde eine Genickschussanlage errichtet, in der etwa 13.000 bis 18.000 sowjetische Kriegsgefangene ermordet wurden. Insgesamt sollen mehrere zehntausend Häftlinge ermordet worden sein.
Seit den 1960er Jahren befindet sich die Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen auf dem Gelände des ehemaligen KZs, die stetig ausgebaut wurde. Die Einrichtung versteht sich als Gedenk- und Lernort sowie als modernes zeithistorisches Museum. Sie folgt einem dezentralen Gesamtkonzept, um dem Besucher die Geschichte an den authentischen Orten erlebbar zu machen. In verschiedenen Ausstellungen wird die konkrete Geschichte des jeweiligen historischen Ortes als Leitidee mit einer darüber hinaus weisenden thematischen Darstellung verknüpft.
Das Konzentrationslager Sachsenhausen wurde seit dem Hochsommer 1936 auf Befehl Heinrich Himmlers durch Häftlinge der aufgelösten Lager Esterwegen, Berlin-Columbia und Lichtenburg erbaut. Obwohl es nach der nordwestlich angrenzenden, damals selbstständigen Gemeinde Sachsenhausen benannt wurde, befand sich das Konzentrationslager auf dem Gebiet des Ortsteils Sandhausen der Stadt Oranienburg.
Das KZ Sachsenhausen nahm eine Sonderrolle unter den nationalsozialistischen Konzentrationslagern ein. Es war der erste große KZ-Komplex, der von einem SS-Architekten geplant wurde. Himmler hatte dazu Bernhard Kuiper den Auftrag erteilt, mit Sachsenhausen ein „vollkommen neuzeitliches, modernes und jederzeit erweiterbares“ Lager zu errichten. Der SS-Architekt entwarf ein gleichseitiges Dreieck, in dessen Fläche er das Häftlingslager, die Kommandantur sowie das SS-Truppenlager unterbrachte. Die Architektur des Häftlingslagers folgte einer „Geometrie des totalen Terrors“. Vom Torgebäude („Turm A“) aus sollte ein einziges Maschinengewehr die im Halbkreis um den Appellplatz herum gruppierten Häftlingsbaracken beschießen können. Das Lager wurde nach dem Modell einer panoptischen Anlage entworfen. Das Modell erwies sich aber schon bald, im Gegensatz zu Himmlers Erwartungen, als nicht beliebig erweiterbar und wurde deshalb nicht auf andere Lager übertragen.
Auf dem benachbarten Gelände des Schutzhaftlagers befand sich eines der drei von der Schutzstaffel betriebenen Übungslager, wo nicht nur die Ausbildung von zukünftigen SS-Wachmannschaften, die nach ihrer Ausbildung in anderen Konzentrationslagern eingesetzt wurden, sondern auch die vor- und nachmilitärische Schulung von Angehörigen der Allgemeinen SS erfolgte.
Seit 1938 befand sich dort auch die SS-Dienststelle Inspekteur der Konzentrationslager und Führer der SS-Totenkopfstandarten, die 1937 aus der Umbenennung der IKL entstand und die für die zentrale Verwaltung aller Konzentrationslager im Machtbereich des Großdeutschen Reiches zuständig war.
In etwa 100 KZ-Außenlagern leisteten Häftlinge Zwangsarbeit, vor allem in der Rüstungsindustrie. Im Sommer 1945 diente das Revier des ehemaligen KZ Sachsenhausen als Übergangs-Lazarett für ehemalige Häftlinge und andere Opfer des Krieges, die auf Grund ihres Gesundheitszustandes nicht in die Heimat zurückkehren konnten.
Ab August 1945 wurde das Gelände des KZ Sachsenhausen von der Sowjetischen Militäradministration (SMAD) als Speziallager Nr. 7 verwendet. In diesem sowjetischen Gefangenenlager wurden Sozialdemokraten, NS-Funktionäre der unteren und mittleren Ebene, Angehörige der Wehrmacht, Jugendliche unter „Werwolf-Verdacht“, Gegner der neuen politischen Ordnung und zum Teil völlig willkürlich Verhaftete interniert. Die DDR schloss das 1948 in Speziallager Nr. 1 umbenannte Lager 1950 als letztes der Speziallager. Die Kasernierte Volkspolizei übernahm das Gelände im selben Jahr und nutzte einen Teil davon als Kaserne.
1961 wurde die Nationale Mahn- und Gedenkstätte Sachsenhausen eröffnet und später mehrfach erweitert. Sie gehört heute als Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen zu den Gedenkstätten von nationaler und internationaler Bedeutung in Deutschland.
Seit 2006 nutzt die Hochschule der Polizei des Landes Brandenburg einen Teil des ehemaligen SS-Truppenlagers des Lagerkomplexes.
Das KZ Sachsenhausen wurde im Sommer 1936 von Häftlingen aus den Emslandlagern errichtet. Diese Aufbauphase wurde in einem viele Jahre später entdeckten Fotoalbum des Kommandanten Karl Otto Koch penibel dokumentiert.
Die von SS-Architekten am Reißbrett als idealtypisches KZ konzipierte Anlage sollte dem Weltbild der SS architektonisch Ausdruck geben und die Häftlinge auch symbolisch der absoluten Macht der SS unterwerfen. Das Häftlingslager wurde in Form eines gleichschenkligen Dreiecks angelegt. Alle Gebäude waren symmetrisch um die Mittelachse gruppiert und auf den Turm A, den Sitz der SS-Lagerleitung, auf der Mitte der Grundlinie des Dreiecks bezogen. Vor diesem Turm lag der halbkreisförmige Appellplatz, der wiederum von vier Ringen fächerförmig angeordneter Baracken umschlossen wurde. Um die Fortsetzung der Mittelachse über den Turm A und die Lagerstraße hinaus wurde das SS-Truppenlager angelegt, in dem die Axialität und Symmetrie des Häftlingslagers und des Kommandanturbereichs sich fortsetzte. Zum 388 Hektar umfassenden SS-Komplex in Oranienburg gehörten darüber hinaus umfangreiche Wohnsiedlungen für die höheren SS-Dienstgrade und ihre Familien sowie das ab 1938 an der Lehnitzschleuse errichtete Außenlager Klinkerwerk (Lehnitz; Einsatzort der Strafkompanien und Lagerbereich Isolierung; dort standen ab 1941 zehn Häftlingsbaracken).
Zwischen 1936 und 1945 waren im KZ Sachsenhausen mehr als 200.000 Menschen aus ca. 40 Nationen inhaftiert. Häftlinge waren zunächst politische Gegner des NS-Regimes, dann in immer größerer Zahl Angehörige der von den Nationalsozialisten als rassisch und/oder sozial minderwertig erklärten Gruppen (Juden, Homosexuelle, Roma, Sinti, „Asoziale“), die dem Regime hauptsächlich wegen ihrer Ablehnung des Militärdienstes verhassten Zeugen Jehovas und ab 1939 zunehmend Bürger der besetzten Staaten Europas. Zehntausende kamen durch Hunger, Krankheiten, Zwangsarbeit und Misshandlungen um. Andere wurden Opfer systematischer Vernichtungsaktionen. So wurden hier im Herbst 1941 mindestens 12.000 sowjetische Kriegsgefangene ermordet. Die beteiligten SS-Männer erhielten anschließend einen mehrwöchigen Italien-Urlaub. Weitere Häftlinge starben an den Folgen medizinischer Experimente. So wurden ihnen unter anderem schwere Wundinfektionen zugefügt, um die Wirkung von Medikamenten zu testen. Kinder wurden mit Hepatitis B infiziert, um Erkenntnisse über die Veränderungen an der Leber zu gewinnen.
Der Zellenbau wurde 1936 als T-förmiges Gebäude errichtet, das mit 80 Zellen für Einzelhaft, Dunkelarrest und Massenunterbringung als Lagergefängnis und Sondergefängnis der Gestapo diente. Im vom übrigen Lager isolierten Hof des Zellenbaus dienten ein Erdbunker und Vorrichtungen zum „Pfahlhängen“ sowie der sogenannte „Bock“ dem Vollzug besonders brutaler Strafen.
Das Krematorium befand sich auf dem durch die Lagermauer vom Häftlingslager abgetrennten Industriehof und wurde ab Herbst 1939 eingesetzt. Im Jahr 1942 wurde das provisorische Krematorium durch einen Neubau mit Krematorium und Genickschussanlage ersetzt, in dem 1943 auch eine Gaskammer eingerichtet wurde. In dem elf Quadratmeter großen Raum konnten zu einem Zeitpunkt maximal 60 Personen ermordet werden. In der Gaskammer wurden neue Vergasungstechniken erprobt.
In der Kantine und im Lagerbordell konnten Gutscheine eingelöst werden, die in manchen der Werkstätten oder als Funktionshäftling erarbeitet werden konnten.
Um neue Häftlinge unterbringen zu können, wurde in Abweichung vom Idealplan im Sommer 1938 das kleine Lager als Barackenkomplex errichtet, in dem bis zu ihrer Deportation nach Auschwitz im Oktober 1942 die meisten der jüdischen Häftlinge untergebracht waren.
Auf der 1940 auf dem Appellplatz angelegten Schuhprüfstrecke mit unterschiedlichen Bodenbelägen mussten Häftlinge des Schuhläufer-Kommandos durch Marschieren von bis zu 40 km am Tag Sohlenmaterial für die deutsche Leder- und Schuhindustrie testen.
Von 1942 bis 1945 mussten im KZ Sachsenhausen bis zu 144 jüdische Häftlinge unter Zwang ausländische Währungen, vor allem englische Pfundnoten, in Milliardenhöhe für die Aktion Bernhard fälschen. Dafür wurde im kleinen Lager in zwei Baracken die Fälscherwerkstatt eingerichtet.
Am 22. Oktober 1942 meuterten jüdische Häftlinge aus dem Block 39 gegen die SS, indem sie sich weigerten, zum Appell anzutreten und zur Arbeit auszurücken. Sie reagierten damit auf die Ankündigung einer Massenerschießung der Juden auf dem Industriehof. Nach den Erinnerungen des Häftlings Horst Jonas habe es keinen Racheakt der SS gegeben. Die beteiligten Häftlinge gingen auf Transport in das KZ Auschwitz.
Am 27. März 1944 entdeckte die SS im KZ Sachsenhausen, dass der Häftling Friedrich Büker Radio Moskau abhörte und die Nachrichten auf Flugblättern verteilte. Daraufhin versuchte eine Sonderabteilung des Reichssicherheitshauptamtes mit Verhören und Spitzeln, die internationale Widerstandsorganisation im Lager zu zerschlagen. Obwohl innerhalb eines halben Jahres lediglich eine Solidaritätsaktion deutscher Kommunisten nachgewiesen werden konnte, sollten 27 Häftlinge vor allen Lagerinsassen erhängt werden. Aus Angst vor Unruhe wurde der Plan jedoch geändert und 24 deutsche und drei französische Häftlinge am Abend des 11. Oktober 1944 nach dem Zählappell in der Station Z erschossen. 102 weitere Häftlinge wurden am 20. Oktober in das KZ Mauthausen abgeschoben.
Als Modell- und Schulungslager der SS und Konzentrationslager in unmittelbarer Nähe der Reichshauptstadt nahm Sachsenhausen eine Sonderstellung im System der nationalsozialistischen Konzentrationslager ein. Diese wurde unterstrichen, als 1938 die Inspektion der Konzentrationslager, die Verwaltungszentrale für alle Konzentrationslager im deutschen Machtbereich, von Berlin nach Oranienburg verlegt wurde. Die Inspektion der Konzentrationslager und die Führung der SS-Totenkopfverbände zogen im August 1938 in ein großes Stabsgebäude südlich des KZ Sachsenhausen, das wegen seiner charakteristischen dreiflügeligen Form „T-Gebäude“ genannt wird. Die Inspektion war für die Lebensbedingungen der Häftlinge im Lager verantwortlich. Sie legte grundsätzlich und in Einzelfällen fest, in welches Lager die Häftlinge kamen, welche Zwangsarbeit sie zu leisten hatten und welche Nahrungsration sie erhielten.
Häftlinge wurden zunächst in SS-eigenen Werkstätten und Betrieben des dem Häftlingslager benachbarten Industriehofes zur Arbeit eingesetzt, wo sich eine Schneiderei, Tischler-, Schlosser- und Elektrikerwerkstätten befanden. Vor allem im Zuge des massenhaften Einsatzes der Zwangsarbeit von KZ-Häftlingen in der Rüstungsindustrie ab 1942 entstanden mehr als 100 KZ-Außenlager und Außenkommandos des KZ Sachsenhausen in der Nähe der Rüstungsbetriebe und bei Berliner Industriebetrieben wie Siemens, DEMAG-Panzer, Henschel-Werke Berlin, Daimler-Benz, I.G. Farben und AEG sowie BRABAG Schwarzheide. Mit dem Begriff Außenkommando waren die Gruppen oder Kolonnen von Häftlingen gemeint, die vom Lager aus zu einer Fabrik oder einem sonstigen Arbeitseinsatz marschieren mussten, abends dann aber wieder im Hauptlager nächtigten. Das geschah oft über Wochen und Monate. Die Zusammensetzung der Gruppe hing vom Arbeitsanfall und der körperlichen Verfassung der Gefangenen ab. Krankheit oder Arbeitsunfall kam oft einem Todesurteil gleich, weil Arbeitsunfähige in Sammeltransporten immer wieder nach Auschwitz weggeschafft wurden.
Außenlager hingegen waren Lager, in denen die Häftlinge arbeiteten und auch dort wohnten. Die Lager hatten unterschiedliche Größe und zählten zum Stammlager, wurden von dort aus mit verwaltet. Auch sie dienten überwiegend der Lieferung von Häftlingen an Produktionsbetriebe. Zum Teil fand die Unterbringung direkt auf dem Fabrikgelände statt, zum Teil marschierten die Häftlingskolonnen von einem Außenlager sternförmig zu verschiedenen Fabriken in der Umgebung.
Von Mai 1936 bis Mai 1937 wurden die Heinkel-Werke Oranienburg in Oranienburg-Annahof und Germendorf errichtet, da das Stammwerk in Rostock-Marienehe ausgelastet war. In diesem Werk bestand spätestens ab März 1943 ebenfalls ein Außenlager, in dem bis zu 6000 Häftlinge aus dem KZ Sachsenhausen arbeiten mussten. Erster Lagerleiter war der SS-Hauptsturmführer Johannes Hassebroek. Ab September 1944 übernahm das KZ Sachsenhausen das KZ-Außenlager Velten vom KZ Ravensbrück. Dort mussten Frauen Zwangsarbeit für die Ikaria/Veltener Maschinenbau und die Havelschmelzwerk GmbH leisten.
Die Mordfabrik des KZ Sachsenhausens war das Klinkerwerk, ein Großziegelwerk mit eigenem Hafen an der Lehnitzschleuse. Hier wurden Ziegel für Albert Speers Großbauvorhaben in Berlin produziert, dem Aufbau der Reichshauptstadt Germania. Die Häftlinge selbst hatten Fabrik und Hafenanlage außerhalb des Hauptlagers zu bauen. Später kam ein eigenes Häftlings-Außenlager hinzu.
Von Juli bis September 1942 fielen hier fast alle damaligen Rosa-Winkel-Häftlinge einer gezielten Mordaktion der SS zum Opfer. Der ehemalige Lagerälteste Harry Naujoks berichtet in seinen Erinnerungen von der Ermordung von 200 Homosexuellen und Amtsanmaßern. Der ehemalige Häftling Emil Büge notierte die Namen von 89 Häftlingen, die in den sechs Wochen ermordet wurden. An diese und weitere 25 Opfer wird im Rosa-Winkel-Gedenkbuch erinnert.
Erst ab dem 21. Jahrhundert erfolgten Gedenkveranstaltungen für die Todesopfer. Der Opfer der Mordaktion von 1942 wurde am 30. Juni 2002 und am 26. August 2007 mit einem temporären Denkmal aus 200 Gedenksteinen gedacht.
Nahe dem Klinkerwerk entstand ab Juli 1939 eine SS-Brotfabrik. Diese versorgte ab März 1941 die SS-Bewacher des KZs und die in Berlin einquartierten SS-Einheiten mit Brot. Ab 1944 wurden auch andere KZs mit Brot versorgt. Neben Bäckern und Zivilarbeitern, die alle der SS angehörten, wurden auch Zwangsarbeiter aus dem KZ eingesetzt.
Unter den inhaftierten politischen Gefangenen befanden sich auch circa 700 Geistliche, darunter mehr als 600 polnische Priester, Bischöfe und zwei Subdiakone.
Bis 1941 waren im Zellenbau in Sachsenhausen 230 Geistliche inhaftiert, darunter Martin Niemöller von März 1938 bis 1941 als persönlicher Gefangener Hitlers bis zu seiner Überführung ins KZ Dachau sowie von Dezember 1939 bis August 1940 der Jesuitenpater Rupert Mayer. Weitere bekannte Inhaftierte waren Franz von Galen (1879–1961), preußischer Landtagsabgeordneter und Bruder von Clemens August Graf von Galen, Hw. Kazimierz Majdański, der spätere Bischof von Szczecin-Kamien, und der Selige Karl Leisner, damals noch Seminarist. Zudem befanden sich im Lager zeitweise protestantische Widerstandsfrauen aus den Niederlanden, die in der Region Achterhoek Juden geholfen hatten; mehrere tausend französische katholische Laien der Résistance waren zeitweise in Sachsenhausen inhaftiert.
Die Räumung des KZ Sachsenhausen wurde durch erste Befehle Anfang Januar 1945 vorbereitet. Am 23. Januar setzten Räumungen von östlich gelegenen und damit der schnell vorrückenden Roten Armee nahen Außenlagern ein. Dabei kam es zu Todesmärschen in Richtung Sachsenhausen und im Außenlager Lieberose zu einer Massenerschießung. Aufgrund eines zunächst erteilten, dann wieder zurückgenommenen Räumungsbefehls auch für das Lager Sachsenhausen wurden dort in der Nacht zum 2. Februar 144 Menschen von einem SS-Kommando erschossen.
Die Räumung des KZ Sachsenhausen selbst durch die SS begann in den Morgenstunden des 21. April 1945, als die Rote Armee nur noch wenige Kilometer entfernt war. 33.000 der noch verbliebenen 36.000 Häftlinge wurden in Gruppen von 500 Häftlingen nach Nordwesten in Marsch gesetzt.
Nur die ersten Kolonnen erhielten einige Lebensmittel. Viele Häftlinge, die am Tag zwischen 20 und 40 Kilometer marschieren mussten, starben bei nasskaltem Wetter an Entkräftung oder wurden von der SS erschossen. Mitarbeiter des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz verteilten auf den Märschen Lebensmittel-Pakete an die Häftlinge und retteten somit viele vor dem Hungertod. Trotzdem starben auf den Todesmärschen nach der Evakuierung des Lagers im April 1945 noch einmal Tausende von Häftlingen.
Im Belower Wald, dem Stadtforst von Wittstock/Dosse, wurden ab dem 23. April 1945 etwa 18.000 Häftlinge zusammengezogen, die dort bis zum 29. April 1945 lagerten (siehe auch Gedenkstätte Todesmarsch im Belower Wald). Die überlebenden Häftlinge erreichten anschließend auf unterschiedlichen Wegen den Raum zwischen Parchim und Schwerin, wo sie, inzwischen von ihren SS-Bewachern verlassen, auf Einheiten der Roten Armee und der US Army trafen.
Am 22. und 23. April erreichten sowjetische und polnische Truppen das Hauptlager. Etwa 3000 Kranke, Ärzte und Pfleger wurden befreit. In den folgenden Wochen starben noch mindestens 300 ehemalige Häftlinge an den Folgen der KZ-Haft. Sie wurden in sechs Massengräbern an der Lagermauer im Bereich des Krankenreviers bestattet.
Die befreiten Häftlinge wurden mit Gefangenen aus dem Frauen-KZ Ravensbrück und dem Außenlager Wöbbelin des KZ Neuengamme in zwei Kasernen in Schwerin untergebracht. Im Mai konnten die meisten westeuropäischen Häftlinge in ihre Heimatländer zurückkehren, während Displaced Persons aus Osteuropa nicht selten zunächst eine Überprüfung in Repatriierungslagern über sich ergehen lassen mussten.
Im Auftrag der vom Obersten Sowjet in Moskau eingesetzten Außerordentlichen Staatlichen Kommission zur Untersuchung von Verbrechen des NS-Regimes führten sowjetische Gerichtsmediziner an den Massengräbern Exhumierungen durch; die Expertengruppe führte der Leiter des Wissenschaftlichen Forschungsinstituts für Gerichtsmedizin (NISM) beim Volkskommissariat für Gesundheitswesen der UdSSR, Wiktor Prosorowski, der 1946 als Zeuge beim Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher aussagte.
(mit † versehene Personen überlebten das NS-Regime nicht)
Seit 1993 ist die Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen auf dem Gelände des ehemaligen KZ Sachsenhausen für Ausstellungen und Forschung zur Geschichte des Lagers verantwortlich. Die inhaltlichen Schwerpunkte der Einrichtung umfassen die Geschichte des KZ Oranienburg, verschiedene Aspekte der Geschichte des KZ Sachsenhausen über das sowjetische Speziallager bis hin zur Geschichte der Gedenkstätte selbst.
(nach dem Entstehungsjahr der Filme geordnet)
Zeitzeugen
Historische Darstellungen
Außenlager
Gedenkstätte
Anita Clara Rée (* 9. Februar 1885 in Hamburg; † 12. Dezember 1933 in Kampen auf Sylt) war eine deutsche Malerin der Avantgarde, die in der Zeit der Weimarer Republik ihren künstlerischen Durchbruch hatte. Gegen Ende der Weimarer Zeit begegnete sie vermehrt antijüdischer Hetze. Schon 1932 wurde von evangelischer Seite unter Vorwänden die Abnahme des fertigen Auftrages für ein Altartryptichon verweigert. Diese Ausgrenzung nahm nach der Machtübernahme der Nazis noch erheblich zu. Im Dezember 1933 beging Ree vereinsamt auf der Insel Sylt Suizid.
Anita Rée war die zweite Tochter des Kaufmanns Israel Rée und dessen Frau Clara, geb. Hahn. Die Hamburger Linie der alteingesessenen jüdischen Kaufmannsfamilie handelte seit Generationen vor allem mit Getreide und ostindischen Waren. Anita und ihre Schwester Emilie wurden evangelisch-lutherisch getauft und konfirmiert. Der protestantisch geprägten Erziehung im assimilierten Elternhaus gemäß, folgte die der Zeit nach angemessene Bildung als „höhere Tochter“. Die ältere Schwester Emilie (* 1883) heiratete 1913 den aus einer Schweizer Familie stammenden Bremer Juristen Heinrich Friedrich Welti (* 1881).
Ab 1905 nahm Anita Rée Malunterricht beim Hamburger Künstler Arthur Siebelist. Da sie von Selbstzweifeln hinsichtlich ihres Berufswunsches geplagt war, suchte sie 1906 Rat bei Max Liebermann in Berlin. Dieser erkannte Rées Talent und riet ihr zur Fortsetzung ihrer Ausbildung als Malerin. Da es eine reguläre Akademieausbildung für Frauen in der Kunst in der Hansestadt noch nicht gab, ließ sich Rée bis 1910 bei Siebelist ausbilden und schloss sich dann mit Franz Nölken und Friedrich Ahlers-Hestermann zu einer Ateliergemeinschaft zusammen. Die Freundschaft zerbrach aufgrund Rées unerwiderter Liebe zu Nölken.
Im Winter 1912/1913 war Rée in Paris und erlernte dort im Umkreis von Fernand Léger das Aktzeichnen. Es lassen sich ebenfalls Einflüsse von Picasso, Matisse und Cézanne in ihrem Werk erkennen.
1913 nahm Rée an einer Ausstellung in der Galerie Commeter in Hamburg teil. 1914 machte sie die Bekanntschaft des Dichters Richard Dehmel. In den folgenden Jahren erlangte sie durch ihre Porträts Anerkennung. 1919 war Rée Gründungsmitglied der Künstlervereinigung Hamburgische Sezession und erfuhr in den folgenden Ausstellungen große Beachtung. Sie traf sich mit Künstlern wie Gretchen Wohlwill, Alma del Banco und Franz Radziwill. 1920 trat sie der Hamburgischen Künstlerschaft bei. 1921 unternahm sie eine Reise nach Pians in Tirol. Von 1922 bis 1925 lebte Rée hauptsächlich in Positano an der italienischen Amalfiküste und wandte sich dort der Neuen Sachlichkeit zu. In dieser Zeit war sie mit dem Buchhändler und Maler Christian Selle befreundet. Sie kehrte nur für Ausstellungen nach Hamburg zurück. Ab 1926 lebte Rée wieder in Hamburg und war im selben Jahr Mitbegründerin der heute noch existierenden GEDOK (Gemeinschaft Deutscher und Oesterreichischer Künstlerinnenvereine aller Kunstgattungen). In der Hamburger Gesellschaft verankert, fanden nicht nur ihre Porträts Eingang in die entsprechenden Familien des Umfelds. Den umfangreichsten Sammlungsbestand ihrer Bilder baute die Mäzenin Valerie Alport auf, die im Zuge ihrer Emigration 1937 einen großen Teil dem Jüdischen Museum Berlin schenkte.
In den Jahren 1929 und 1931 führte sie größere Wandbilder in zwei vom Hamburger Architekten und Stadtplaner Fritz Schumacher neu erbauten Schulen aus, für die Rée großes Lob erntete. Das Wandbild in der Berufsschule Uferstraße Die klugen und die törichten Jungfrauen wurde von den Nationalsozialisten zerstört. Nur das Wandbild Orpheus mit den Tieren im Gymnastiksaal der früheren Oberschule für Mädchen an der Caspar-Voght-Straße (OCV) – ab 1982 bis Sommer 1986 fusioniert mit dem Kirchenpauer-Gymnasium – in Hamburg-Hamm blieb erhalten, wurde aber übermalt. 1954 wurde es grob restauriert und verschwand um 1969 hinter einer Holzverschalung, um es vor Ballwürfen zu schützen. Gegenwärtig ist es im Fokine-Studio der Ballettschule des Hamburg Balletts zu sehen, nachdem es während der Umbaumaßnahmen vom Gymnasium zur Ballettschule Ende der 1980er Jahre restauriert worden war. Das Wandgemälde steht – wie auch das Gebäude an der Caspar-Voght-Straße 54 – unter Denkmalschutz.
Im Jahr 1930 bekam Rée einen Auftrag zur Erstellung eines Triptychons für den Altar der neuen Ansgarkirche in Hamburg-Langenhorn. Die Passionsthemen bestanden aus dem Einzug in Jerusalem, Abendmahl, der Verhaftung in Gethsemane sowie dem Gleichnis von den klugen und den törichten Jungfrauen. Die Gemeinde war mit Rées Entwürfen nicht zufrieden, 1932 wurde der Auftrag aus „kultischen Bedenken“ zurückgezogen. 1930 war Rée in diesem Zusammenhang von der NSDAP als Jüdin denunziert worden. Die Bilder standen nie auf dem Altar der Kirche, wurden vermutlich in der Hauptkirche St. Nikolai eingelagert und verbrannten bei der Zerstörung der Kirche in den Bombennächten 1943. Schwarz-Weiß-Fotografien des Entwurfs sind seit vielen Jahren an der Orgelempore der Ansgarkirche zu sehen.
1932 verließ Rée Hamburg und zog nach Sylt. Am 25. April 1933 wurde sie von der Hamburgischen Künstlerschaft als „artfremdes Mitglied“ diffamiert und ausgeschlossen. Schon seit längerer Zeit war die Künstlerin durch die Anfeindungen und persönlichen Enttäuschungen vereinsamt; all dies trieb sie am 12. Dezember 1933 in den Suizid. Kurz bevor sie sich das Leben nahm, schrieb sie an ihre Schwester Emilie:
Sieben Gemälde Anita Rées, die Gustav Pauli in den 1920er Jahren für die Hamburger Kunsthalle erworben hatte, sollten 1937 als „entartete Kunst“ aus der Sammlung entfernt werden. Der damalige Hausmeister der Kunsthalle, Wilhelm Werner, versteckte – neben weiteren – diese Werke in seiner Wohnung und rettete sie dadurch für die Nachwelt. Nach 1945 reihte er sie stillschweigend wieder in den Depotbestand der Kunsthalle ein. Eine Ausstellung der Kunsthalle 2011/12 widmete sich dem Hausmeister und seiner Sammlung. Vier weitere Bilder, davon zwei aus der Kunsthalle, entgingen jedoch nachweislich nicht der Beschlagnahme.
Die Hamburger Kunsthalle zeigte 2017/2018 die erste Retrospektive von Rées Werk. In diesem Rahmen war sie 2018 Herausgeberin eines umfassenden Werkverzeichnisses, zusammengestellt von Maike Bruhns und veröffentlicht im Prestel Verlag. Auf dem ersten Werkverzeichnis aus dem Jahr 1986 aufbauend, stellt die Publikation neue Forschungsergebnisse und wiederentdeckte Hauptwerke der Künstlerin vor.
Das 90 × 70,5 cm große Ölgemälde Die blaue Frau vor 1919, das eine vollständig in Blau gekleidete Mutter mit zwei Kindern vor kubistischer Architektur darstellt, wurde am 7. Dezember 2019 im Auktionshaus Ketterer Kunst in München bei einer Taxe von 40.000 € nach einem Bietergefecht für insgesamt 875.000 € zugeschlagen.
Nach der Auflösung des Urnenfriedhofs am Alten Krematorium an der Alsterdorfer Straße fand die Urne von Anita Rée auf dem Hamburger Friedhof Ohlsdorf im Bereich des Althamburgischen Gedächtnisfriedhofs im Jahr 1995 einen neuen würdigen Platz.
Am 7. August 2007 wurde zum Andenken an die verfemte Malerin ein Stolperstein am Wattweg 10 in Kampen auf Sylt verlegt. Ein weiterer Stolperstein in der Straße Fontenay 11 weist auf Rées letzten Hamburger Wohnort hin.
Die Anita-Rée-Straße in Hamburg-Neuallermöhe wurde 1984 nach ihr benannt.
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