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Liste der 999 Frauen des Heritage Floor/Hrotsvit


Liste der 999 Frauen des Heritage Floor/Hrotsvit


Diese Liste beschreibt das Gedeck für Hrotsvit auf dem Tisch der Kunstinstallation The Dinner Party von Judy Chicago. Sie ist Teil der Liste der 999 Frauen des Heritage Floor, die den jeweiligen Gedecken auf dem Tisch zugeordnet sind. Die Namen der 999 Frauen befinden sich auf den Kacheln des Heritage Floor, der unterhalb des Tisches angeordnet, zur Kunstinstallation gehört.

Die Installation besteht aus einem dreiseitigen Tisch, an dem jeweils 13 historische oder mythologische Persönlichkeiten, somit insgesamt 39 Personen, von der Urgeschichte bis zur Frauenrechtsbewegung Platz finden. Diesen Personen wurde am Tisch jeweils ein Gedeck bestehend aus einem individuell gestalteten Tischläufer, einem individuell gestalteten Teller sowie einem Kelch, Messer, Gabel, Löffel und einer Serviette zugeordnet. Die erste Seite des Tisches widmet sich der Urgeschichte bis zur Römischen Kaiserzeit, die zweite der Christianisierung bis zur Reformation und die dritte von der Amerikanischen Revolution bis zur Frauenbewegung. Jedem Gedeck auf dem Tisch sind weitere Persönlichkeiten zugeordnet, die auf den Fliesen des Heritage Floor, der den Raum unter dem Tisch und die Mitte des Raumes zwischen den Seite des Tisches einnimmt, einen Eintrag erhalten haben. Diese Liste erfasst die Persönlichkeiten, die dem Gedeck von Hrotsvit zugeordnet sind. Ihr Platz befindet sich an der zweiten Tischseite.

Zusätzlich zu den Namen wie sie in der deutschen Transkription oder im wissenschaftlichen Sprachgebrauch benutzt werden, wird in der Liste die Schreibweise aufgeführt, die von Judy Chicago auf den Kacheln gewählt wurde.

Die Angaben zu den Frauen, die noch keinen Artikel in der deutschsprachigen Wikipedia haben, sind durch die unter Bemerkungen angeführten Einzelnachweise referenziert. Sollten einzelne Angaben in der Tabelle nicht über die Hauptartikel referenziert sein, so sind an der entsprechenden Stelle zusätzliche Einzelnachweise angegeben. Bei Abweichungen zwischen belegten Angaben in Wikipedia-Artikeln und den Beschreibungen des Kunstwerks auf der Seite des Brooklyn Museums wird darauf zusätzlich unter Bemerkungen hingewiesen.


Hrotsvit, auch bekannt als Hrotsvit von Gandersheim, geboren um 935, war eine Kanonisse des Stiftes Gandersheim. Vermutlich noch jung, trat sie in das Stift Gandersheim ein. Sie wurde dort, wie sie berichtete, von Rikkardis und Gerberga, Tochter des Herzogs Heinrich von Bayern und Nichte Ottos des Großen, die ab 949 Äbtissin des Stiftes war, unterrichtet. Ihre Werke entstanden ungefähr zwischen 950 und 970. Ihre Bildung war sehr umfassend, auch die Kenntnis einiger antiker Schriftsteller gehörte dazu. Ihre Werke werden der „Ottonischen Renaissance“ zugerechnet.

Als Sanctimoniale und Autorin des Frühmittelalters gilt sie als erste deutsche Dichterin. Neben geistlichen Schriften verfasste sie historische Dichtungen und es entstanden die ersten Dramen seit der Antike. Zu ihren bekannten Werken gehört Gesta Ottonis (Gesta Oddonis; ‚Die Taten Ottos‘), ein in lateinischen Hexametern verfasstes Werk über Familiengeschichte und politisches Wirken Ottos des Großen, den sie sehr verehrte. Vermutlich verstarb sie nach 973.

Hrotsvit hat ihr Werk selbst in drei Bücher eingeteilt. Das Legendenbuch oder carmina (liber primus), entstanden in den 50er und 60er Jahren des 10. Jahrhunderts, ist ihrer Äbtissin Gerberga gewidmet, das Dramenbuch oder dramatica series (liber secundus), entstanden um 965, wollte eine christliche Alternative zu Terenz bieten und das dritte Buch umfasst zwei historische Schriften in leoninischen Hexametern: die Gesta Ottonis (Gesta Oddonis), eine Geschichte der Ottonen aus den Jahren 919 bis 965, und die Primordia coenobii Gandeshemensis, eine Geschichte des Stiftes Gandersheim aus den Jahren 846 bis 919.

Ihr Gedeck an der Dinner Tafel erzählt anhand von Bildern aus mittelalterlichen Abteien aus ihrem Leben. Der Teller wird durch eine stilisierte Kopfbedeckung und die Hände einer Nonne, die im Gebet gefaltet sind, illustriert. Es befindet sich in einem Relief, das auf Elfenbeinschnitzereien der ottonischen Dynastie verweist und soll auf die gesellschaftliche Herkunft und das religiöse Leben Hrotsvits hinweisen. Der Tischläufer nimmt das Thema auf und würdigt ihren Beitrag zur Literatur. Genäht wurde der Läufer in der Technik Opus Teutonicum. Auf der Vorderseite des Läufers befinden sich Kreise die Münzen ähneln, wie sie von Äbtissinnen hergestellt wurden, die oft auch ein Münzrecht besaßen. Abgebildet in den vier Kreisen sind Szenen der frühen deutschen Geschichte. Eine Haushaltsszene, einmal wird eine Geschichte erzählt, eine Prinzessin vom Stamm der Zimbern mit dem Kopf eines feindlichen Soldaten und eine Walküre. Die Initiale „H“ auf der Vorderseite wird durch ein Porträt von Hrotsvit mit Schreibfeder, als Würdigung ihrer Arbeit als Schriftstellerin, geziert. Auf der Rückseite des Läufers befinden sich drei gestickte Szenen aus dem Leben von Hrotsvit. Sie stellen gleichzeitig die Aktivitäten mittelalterlicher Nonnen dar. Die erste zeigt sie beim Betreten einer Abtei, in der zwei Nonnen singen. Es wird dargestellt, welche Art Bildung Frauen in den Klöstern erhalten haben. Das zweite Bild zeigt Hrotsvit als Schriftstellerin, während ihre Äbtissin zuschaut und im dritten Bild schläft sie an ihrem Schreibtisch und träumt von einem Besuch eines königlichen Boten, der ihr ein Relikt zur Anerkennung ihrer literarischen Arbeit überreichen würde.

Einzelnachweise
  • Brooklyn Museum, Hrotsvit
  • The Dinner Party auf der Website von Through the Flower, Non-Profit-Organisation von Judy Chicago

Text submitted to CC-BY-SA license. Source: Liste der 999 Frauen des Heritage Floor/Hrotsvit by Wikipedia (Historical)


Liste der 999 Frauen des Heritage Floor


Liste der 999 Frauen des Heritage Floor


Die Liste der 999 Frauen des Heritage Floor führt die 999 Frauen auf, denen im Kunstwerk The Dinner Party von Judy Chicago eine goldene Inschrift auf den 2304 dreieckigen weißen handgefertigten Porzellanbodenfliesen des Heritage Floor gewidmet wurde. Der Boden unter der Tafel wird von Chicago als symbol of our heritage (deutsch: Symbol unseres Kulturerbes) beschrieben. Dieser Geschichtsboden sollte das buchstäbliche und symbolische Fundament der Festtafel sein. Die Namenszüge verlaufen zumeist über mehrere nebeneinanderliegende Kacheln. Hergestellt wurden die Fliesen in der China Boutique außerhalb von Los Angeles. Sie wurden mehrfach mit Regenbogen- und Goldglanz gebrannt. Der Herstellungsprozess des Heritage Floor nahm mehr als zwei Jahre in Anspruch. Aus einer Liste von über 3000 zusammengestellten Namen wählte ein Team aus mehr als zwanzig Mitgliedern unter Leitung von Diane Gelon und Ann Isolde 999 Frauen aus, mit deren Namen die Fliesen beschriftet wurden.

Ihrer Arbeit voraus ging die Überlegung, dass die Leistungen von Frauen in der Geschichte zumeist verschwiegen würden. Frauen müssten ihre Energien im Kampf, an der Kultur teilzuhaben vergeuden, statt sie gleichberechtigt mitzuformen. Das Kunstwerk sollte die Leistungen von Frauen in der Menschheitsgeschichte aufzeigen und gleichzeitig auch die Tragödien, die durch die Unterdrückung von Frauen entstanden waren. Das Kunstwerk und der Heritage Floor dienen als visuelle Darstellung der Beiträge, die Frauen zu allen Aspekten der Geschichte geleistet haben.

Die Tafel bildet ein gleichseitiges Dreieck. An jeder dieser drei Seiten befinden sich Gedecke für dreizehn historische oder mythologische Persönlichkeiten. An der ersten Seite sind Gedecke für Persönlichkeiten der Urgeschichte bis zur Römischen Kaiserzeit angeordnet, an der zweiten Seite für Persönlichkeiten der Christianisierung bis zur Reformation und an der dritten Seite für Persönlichkeiten von der Amerikanischen Revolution bis zur Frauenbewegung.

Die Dinnertafel steht auf einem Kachelboden, bestehend aus 2304 weißen, dreieckigen handgefertigten Porzellanbodenfliesen. Diese Fliesen wurden mit den Namen von 999 historischen oder mythischen Persönlichkeiten beschriftet.

Judy Chicago hat für die Auswahl der Persönlichkeiten in die Liste der Frauen des Heritage Floor Kriterien definiert, von denen mindestens eines für die Aufnahme erfüllt sein musste:

  1. Sie hat einen wertvollen Beitrag zur Gesellschaft geleistet;
  2. Sie hat versucht, das Los anderer Frauen zu verbessern;
  3. Ihr Leben und ihre Arbeit haben bedeutende Aspekte der Frauengeschichte beleuchtet;
  4. Sie bietet ein Vorbild für eine gleichberechtigtere Zukunft.

Die Namen der 999 Frauen des Heritage Floor sind den „Gedecken“ auf der Tafel zugeordnet. Sie sind räumlich unterhalb des jeweiligen Gedeckes auf den Kacheln geschrieben und fließen von dort in den Raum innerhalb der Tafel.

Zur Installation gehören sieben Wandpaneele, die Heritage Panels, die Informationen zu den im Kunstwerk repräsentierten Frauen enthalten. Diese Wandpaneele sind großformatige, handkolorierte Foto- und Textcollagen. Sie setzen die Frauen, die auf den Bodenkacheln erwähnt sind, in eine Beziehung zu denjenigen, die ein Gedeck erhalten haben. Wie beim Heritage Floor sind die auf den Heritage Panels aufgeführten Namen unter dem entsprechenden Gedeck angeordnet.

Seit 2007 befindet sich die Installation als feste Ausstellung im Elizabeth A. Sackler Center for Feminist Art im Brooklyn Museum, New York.

In das Kunstwerk haben sich einige Fehler eingeschlichen. So gibt es mehrere Frauen, die durch zwei Inschriften mit unterschiedlichen historischen Namen aufgeführt sind. Doppelt in der Liste sind:

  • Astarte als Ashtoreth und Astarte,
  • Berenguela als Berengaria und Berenguela,
  • Engelberga als Angelberga und Engleberga,
  • Iaia als Lalla und Laya,
  • Königin von Saba als Nicaula und Makeda,
  • Mairgréag Ní Chearbhaill als Failge und Margaret O’Connor,
  • Maryam bint Abī Yaʿqūb asch-Schilbī als Maria Alphaizuli und Maryann,
  • Ninḫursanga als Aruru und Ninhursaga,
  • Themistokleia als Aristoclea und Theoclea.

Die Frauen wurden teilweise derselben Person mit Gedeck zugeordnet, teilweise auch unterschiedlichen.

Zudem wurde Hatschepsut einerseits ein Gedeck gewidmet, sie wird jedoch zusätzlich unter der Bezeichnung Hashop im Heritage Floor geführt. Dort ist Hashop dem Gedeck der Hatschepsut zugeordnet.

  • Mit Kresilas, bei Chicago Cresilla, befindet sich auch ein Mann in der Liste, bei dem Judy Chicago irrtümlich davon ausging, er sei eine Frau gewesen.
  • Die Königstochter und Herzogin Adelperga wurde durch Missverständnisse als Laienheilerin Adelberger in die Liste aufgenommen.
  • Als schwedische Nonne, die einen Liebesbrief verfasste, wurde Ingrid Persdotter in die Liste aufgenommen. Sie ist dem Gedeck von Christine de Pizan zugeordnet. Der Liebesbrief genießt auch heute hohes Ansehen als literarische Arbeit, jedoch hat es die Nonne Ingrid Persdotter nicht gegeben. Dabei handelte es sich um eine Fälschung.
  • Unter Historikern stark umstritten ist auch, ob es Helena von Alexandria und ihr Schlachtengemälde wirklich gegeben habe. Ihr Name ist dem Tischgedeck Sappho zugeordnet.

Zusätzlich zu den Namen, wie sie in der deutschen Transkription oder im wissenschaftlichen Sprachgebrauch benutzt werden, wird in der Liste die Schreibweise aufgeführt, die von Judy Chicago auf den Kacheln gewählt wurde.

Die Angaben zu den Frauen, die noch keinen Artikel in der deutschsprachigen Wikipedia haben, sind durch die unter Bemerkungen angeführten Einzelnachweise referenziert. Sollten einzelne Angaben in der Tabelle nicht über die Hauptartikel referenziert sein, so sind an der entsprechenden Stelle zusätzliche Einzelnachweise angegeben. Bei Abweichungen zwischen belegten Angaben in Wikipedia-Artikeln und den Beschreibungen des Kunstwerks auf der Seite des Brooklyn Museums wird darauf zusätzlich unter „Bemerkungen“ hingewiesen.

Wo möglich, sind die Listeneinträge zu den von Chicago ausgewählten Frauen mit bildlichen Darstellungen der betreffenden Personen versehen. In den Fällen, in denen keine mehr oder minder zeitgenössischen Darstellungen vorliegen, handelt es sich bei den verwendeten Abbildungen jedoch um deutlich spätere Illustrationen, die keinen Bezug zum wirklichen Aussehen oder dem ursprünglichen historischen oder kulturellen Hintergrund der Frauengestalten haben müssen, sondern deren spätere Rezeption widerspiegeln.

An der ersten Seite der Tafel sind Sitzplätze für historische oder mythologische Persönlichkeiten von der Urgeschichte bis zu Entstehung und Niedergang der Klassischen Antike angeordnet. Der Abschnitt beginnt mit Ur-Göttinnen und endet mit Hypatia von Alexandria zur Römischen Kaiserzeit.

Aus mündlichen Überlieferungen und archäologischen Berichten stammen Informationen über die Urgottheiten der Menschen. Zu diesen gehören Geschichten über die „Alte Frau“ der Aborigines in Australien. Sie repräsentiert die ursprüngliche Vorstellung von einer Muttergöttin, die mit einer heiligen weiblichen Kraft für die Erschaffung der Erde und all ihrer Flora und Fauna verantwortlich sei. Die Erdgöttin war die universelle Seele der Fruchtbarkeit, sie nahm pflanzliche, tierische und menschliche Materie in den Tod, um daraus neues Leben zu schaffen.

Die Göttin als göttliche Schöpferin spiegelte sich nach diesen Vorstellungen im Körper jeder Frau wider. Die Zyklen der Natur fänden sich in den Zyklen des weiblichen Körpers und in überlieferten Kunstwerken. In Höhlenzeichnungen oder Figurinen wurden stilisierte Bilder des weiblichen Körpers dargestellt, die meistens nur einen Körperteil betonen, wie die Brüste, Genitalien oder das Gesäß.

Mit Beginn der Sesshaftigkeit und dem Ende des Nomadenlebens in der späten Altsteinzeit ging eine Verschiebung weltanschaulicher Vorstellungen einher. Neben den Urgöttinnen entstanden weitere Gottheiten.

Das Gedeck der Urgöttin auf der Tafel erinnert an die frühe Göttertradition, als Frauen die Schöpferinnen allen Lebens auf der Erde waren. Der Teller der Urgöttin symbolisiert die Verbindung zwischen dem weiblichen Körper und Mutter Erde. Er erinnert an Fleisch und auch an Fels und soll nach Judy Chicago an die „Urvagina“, die ursprüngliche Quelle allen Lebens, erinnern.

Der Tischläufer erinnert an die Bedeutung der Frauenarbeit in der Altsteinzeit. Die Spirale, die um den Initialen-Buchstaben „P“ des Namens „Primordial Goddess“ gewunden ist, soll frühe Körbe und Töpfe darstellen, die unter Verwendung von Spiralformen hergestellt wurden. Als Symbol soll sie für die Göttin und die heilige Weiblichkeit stehen. Auf dem Läufer befinden sich Kalbshäute, die frühe Kleidungsstücke repräsentieren und mit Kaurischnecken geschmückt sind, welche ein altes Symbol der weiblichen Fruchtbarkeit darstellen. Pelz, ein weiches, ansprechend taktiles Material, ist auch mit der Herstellung von Kleidung und mit Frauen und Frauenarbeit verbunden.

Einzelnachweise

In einem Glaubenssystem des Polytheismus mit verschiedenen Göttern ist eine Fruchtbarkeitsgöttin verantwortlich für die Fruchtbarkeit der Felder und der Tiere. In manchen Glaubenssystemen garantiert nicht eine einzelne Fruchtbarkeitsgottheit, sondern eine sogenannte Heilige Hochzeit zwischen einem Gott und einer Göttin die Fruchtbarkeit der Felder.

Fruchtbarkeitsgottheiten wurden oft als Göttin verehrt, archäologische Funde zeigen in Figurinen stilisierte Bilder des weiblichen Körpers, bei denen die sekundären Geschlechtsmerkmale, die die Fruchtbarkeit betonen, übertrieben stark dargestellt werden. Bekannte Figurinen sind die Venus von Lespugue und die Venus von Willendorf. In der Regel werden Venusfigurinen einerseits als Fruchtbarkeitssymbole gedeutet, andererseits auch als die Darstellung einer Göttin. Durch die übertrieben ausgeprägten Körperteile erscheinen diese Figurinen heute entweder hochschwanger oder stark übergewichtig.

In der Kunstinstallation wird zu dem Gedeck der Fruchtbarkeitsgöttin ausgeführt, dass Marija Gimbutas, eine führende Gelehrte in der Erforschung der frühen Göttinnenverehrung, prähistorische Göttinnenfiguren mit Wasser in Verbindung gebracht hat. Im Rahmen ihrer Forschungen habe sie Figuren gefunden, die mit Symbolen versehen sind, die Wasser in verschiedenen Formen darstellen, wie Regen, Bäche mit Muttermilch und Fruchtwasser. In ihrer Schrift The Language of the Goddess stellt sie die These auf, dass diese Figuren und die dazugehörigen Symbole, die auch in der Jungsteinzeit und in der Bronzezeit auf Kreta zu finden waren, einen Göttinnenkult darstellen, der im Laufe der Zeit verloren ging.

Die in der heutigen Türkei ausgegrabene Siedlung Çatalhöyük aus der Jungsteinzeit ist als archäologische Stätte für Forscher der Göttinnenverehrung von Bedeutung. Die Siedlung Çatalhöyük scheint eines der ersten urbanen Zentren gewesen zu sein, in der eine landwirtschaftlich geprägte Gesellschaft lebte, die Handel trieb und so reich war, dass ihre Bürger Luxusgüter wie Spiegel besaßen. Umstritten ist die Vermutung, dass es viele Schreine in der Siedlung gegeben habe, von der Chicago noch ausging, die sich auf die Forschungen von James Mellaart bezog. Diese werden jedoch inzwischen durch Ian Hodder ebenfalls als Wohnhäuser gedeutet. Auch bezieht sich Chicago auf die These von James Mellaart, der Reliefs gefunden hat, auf denen Wesen mit gespreizten, jeweils in Kopfrichtung angewinkelten Armen und Beinen und einem betonten Nabel dargestellt sind, über denen sich mehrere Putzlagen und Bemalungen befanden. Kopf, Hände und Füße waren immer abgeschlagen. Mellaart deutete die Darstellung als gebärende Göttin. Jedoch macht ein Fund eines Stempels aus Çatalhöyük, der einen Bären in exakt dieser Körperhaltung zeigt deutlich, dass die Deutung nicht notwendig zutreffen muss.

Demnach hätten nach Judy Chicago viele Gelehrte und Archäologen die Ausgrabungsstätte genutzt, um Theorien über eine frühe matriarchalische Gesellschaft aufzustellen, in der das primäre göttliche Wesen die Fruchtbare Göttin war, ein Modell für nachfolgende Traditionen der Göttinnenverehrung.

Das Gedeck der Fruchtbarkeitsgöttin beinhaltet prähistorische Elemente, welche auf die gesellschaftliche Rolle der Frau und die Verehrung der Göttin für Geburt und Erschaffung von Nahrung hinweisen. Die Techniken, die bei der Herstellung des Tischläufers benutzt wurden, wurden wahrscheinlich bereits von Frauen der Altsteinzeit bei ähnlichen Objekten verwendet. Knochennadeln wurden von Hand aus den Oberschenkelknochen von Kühen hergestellt, und die Wolle wurde auf einer Fallspindel gesponnen.

Auf dem Tischläufer findet sich die Spirale als vorherrschende Form. Sie bezieht sich auf die frühen Wickelkörbe und Töpferwaren von Frauen. Als Unterlage dient grobes Sackleinen, eine frühe Textilie. Chicago vermutet, dass diese Textilien ausschließlich von Frauen hergestellt wurden. Das Gedeck erinnert an die traditionell geschaffenen Töpfer-, Korb- und Textilgüter der Jungsteinzeit, die von Frauen gefertigt wurden und von denen viele für die Landwirtschaft und den Anbau von Lebensmitteln verwendet wurden. Da die Landwirtschaft den Beginn des Neolithikums markiert und für den Fortschritt der Zivilisation verantwortlich ist, kennzeichnet das Gedeck auch die Rolle der Frau bei der Gestaltung der alten Gesellschaft.

Die für die Produktion von Tischläufer und Teller notwendigen Entscheidungen für Aussehen und Stil fußen auf frühen Darstellungen von Göttinen, wie der Venus von Willendorf. Es wurde dabei vermutet, dass es sich um kultische Gegenstände gehandelt habe, die von Männern und Frauen genutzt wurden. Ihre üppigen Formen spiegeln sich in den fleischigen Qualitäten des Tellers wider. In den Tischläufer wurden Figuren eingewebt, die frühe Reproduktionen des weiblichen Körpers darstellen sollen. Diese Figuren wurden verwendet, um Frauen als Schöpferinnen und Erzieherinnen zu verehren. Muscheln und Seesterne schmücken den Läufer und verweisen auf die Assoziation des Meeres mit Frauen, Fruchtbarkeit und Göttinnen wie der Venus. Der Teller ist mit runden Formen verziert, die Brüste und andere natürliche Elemente wie Samen darstellen sollen, die mit der weiblichen Fruchtbarkeit zusammenhängen.

Einzelnachweise

Ištar ist der akkadische Name einer sumerischen, in Mesopotamien verehrten Göttin. Sie war die Kriegsgöttin und Göttin der Liebe und des (sexuellen) Begehrens, zudem hatte sie weitere Attribute. Ihr wurde der Planet Venus, der Morgen- und Abendstern, zugeordnet. Ištar galt als Tochter von Sin und Schwester von Šamaš und war die wichtigste weibliche Gottheit im akkadischen Pantheon. Ein Tor in den Mauern von Babylon, das Ištar-Tor, wurde nach ihr benannt, eine Rekonstruktion des Tores befindet sich im Pergamonmuseum, Berlin.

Sie teilte viele Aspekte mit einer früheren sumerischen Göttin, Inanna, auch Inana. Zudem werden ihr viele Liebhaber zugeschrieben. Der vielleicht bekannteste Mythos von Ištar beschreibt, wie sie sich einen jungen Hirten namens Dumuzi (später Tammuz genannt) als ihren Geliebten auserkoren hat. Sie wurden später durch das Ritual „Heilige Ehe“ verbunden. Kurz danach starb Dumuzi. In anderen Mythen kontrolliert Ištar Gewitter und Regen, führt Krieg in der göttlichen Welt und stiehlt dem Gott Enki das Ich.

Zu den mit der Verehrung von Ištar verbundenen Ritualen gehört die „Heilige Ehe“, in der sich ein männlicher Herrscher mit Dumuzi identifiziert. Da die Praxis nur in der Literatur beschrieben wurde, ist unklar, ob es sich um eine rein symbolische oder eine tatsächliche Wiederholung handelte. Bevorzugte Herrscher soll sie im Kampf unterstützt haben, davon zeugen künstlerische Darstellungen und Texte. Auf diese Hilfe gründeten Könige ihre Herrschaft.

In der Kunstinstallation wird Ištar mit architektonischen Motiven verbunden. Die geometrischen Formen ihres Läufers stammen vom Ištar-Tor und der früheren Zikkurat von Ur, die dem Mondgott Nanna gewidmet ist, der einer Überlieferung nach der göttliche Vater von Ištar war. Die aufsteigenden Stufen neben dem Namen auf dem Tischläufer stellen die aufsteigenden Stufen der Zikkurats nach, die Innenseite des oberen Bogens, gearbeitet im Ziegelstich, ist ein Hinweis auf die Kacheln des Ištar-Tors. Durch die architektonischen Motive soll auf den Fortschritt der Zivilisation und die Beziehung zur Anbetung der Göttin hingewiesen werden, die durch die bessere Organisation eine Stärkung in der Gesellschaft erfuhr. Umrandet ist der Tischläufer mit einem schwarzen Zopf, der an die Technik des Flechtens erinnert.

Die farbliche Gestaltung des Tellers und des Tischläufers mit Goldtönen und grünen Reflexen wurde als Ištar-Farben bezeichnet. Gold soll ihre Größe repräsentieren und an die Farbe der mesopotamischen Architektur und Landschaft erinnern. Grün ist die heilige Farbe der Ištar. Sie ist auf dem Teller als positive Schöpferin mit mehreren brustähnlichen Formen dargestellt, die auf ihre Rolle als Lebensspenderin hinweisen sollen.

Da Ištar normalerweise als spätere Form von Inanna, einer sumerischen Göttin, identifiziert wird, gibt es viele Ähnlichkeiten zwischen ihren Mythen und künstlerischen Darstellungen. Die beiden werden oft als eine Göttin mit einer Tradition gesehen. In weiten Teilen der Literatur werden sie als ein einzelnes Wesen bezeichnet. In der Installation The Dinner Party hat Judy Chicago jedoch beschlossen, sie als zwei getrennte Gottheiten zu betrachten. Inanna ist als einer der Ishtar zugeordneten Namen auf dem Heritage Floor zu finden.

Einzelnachweise

Im Hinduismus ist Kali die Göttin des Todes und der Zerstörung, aber auch der Erneuerung. Ihre Bedeutung in der indischen Mythologie ist die Verkörperung des Zornes der Durga. Durga ist die Göttin der Vollkommenheit, die auch weitere Formen annehmen kann. Kali ist aus ihrer Stirn entsprungen und soll danach das Weltall mit ihrem schrecklichen Brüllen erfüllt haben. Kali gilt im Volksglauben der Hindu als eine der wenigen Göttinnen, die Wünsche erfüllen können.

In der Kunstinstallation „The Dinner Party“ ist Kali ein Gedeck gewidmet und es wird zu ihr ausgeführt, dass die Wurzeln ihrer Verehrung im ostindischen Glaubenssystem liegen. Erwähnungen reichen zurück bis ins erste Jahrtausend v. Chr. Ihre Entstehung wird auch im Devi Mahatmya beschrieben. Kali ist die bedeutendste Manifestation der hinduistischen Muttergöttin Durga. Sie wird gleichzeitig gefürchtet und verehrt und die gegensätzlichen Kräfte Zerstörung und Tod sowie Schöpfung und Erlösung, die sie repräsentiert, charakterisieren sie sowohl als bösartig als auch als pflegend. Sie steht für die Unvermeidlichkeit des Todes, fördert die Akzeptanz und zerstreut Ängste. Als Göttin steht sie für die Fruchtbarkeit, sie ist auch die Göttin der Zeit und Beschützerin, die bei Katastrophen und Epidemien in Anspruch genommen wird. Sie repräsentiert die Zyklen der Natur und könnte als Schöpferin interpretiert werden, die das Leben nimmt, um neues Leben zu schenken. Gleichzeitig ist sie eine Zerstörerin, die tötet, was der menschlichen Reinheit und dem Frieden in Leben und Tod im Wege steht, wie das Böse, die Unwissenheit und der Egoismus.

Ihr Tischläufer trägt als Umrandung wellenförmige Strukturen aus leuchtenden und schillernden Stoffen, die mit weiß schimmernden Stoffen überzogen wurden, um einen Perlglanzeffekt zu erzielen. Damit soll auf die abgehäutete Haut einer menschlichen Leiche angespielt werden, als direkte Evokation von Kalis Kraft und ihrer Rolle in Bezug auf den Tod. Die im vorderen Teil des Läufers züngelnden Wellen stellen einen Bezug zu der mehrarmigen Manifestation von Kali her. Auf der Rückseite des Läufes münden sie in einer mundähnlichen Öffnung, einem „klaffenden Schlund“, wie Chicago es beschreibt. Durch die abstrakte Darstellung werden Kalis Kräfte eher als regenerierend statt als grauenhaft dargestellt. Kalis Teller ist im Zentrum mit Kernen bemalt, die mit Samenformen gefüllt sind. Sie symbolisieren Fruchtbarkeit und verweisen auf Kalis Verbundenheit mit den Zyklen der Natur. Der Teller ist in tiefen Rot-, Purpur- und Brauntönen bemalt. Vom Bild im Zentrum weisen fingerartige Auswüchse an den Rand des Tellers, diese sind auch im initialen Buchstaben „K“ eingenäht. Die Farben sollen den Betrachter daran erinnern, dass die Göttin das Blut von Dämonen trinkt. Die rippenartigen vertikalen Bänder auf der Platte erinnern an ihre anthropomorphe Form, die typischerweise als mit hervorstehenden Rippen abgemagert dargestellt wird.

Einzelnachweise

Die Schlangengöttin gehört zu den auf Siegeln überlieferten ikonographischen Darstellungen von Gottheiten der Minoer. Eine Gruppe von Statuetten wurde bei minoischen Ausgrabungen vom britischen Archäologen Arthur Evans am Palast von Knossos auf Kreta gefunden. Sie stammen aus der Neupalastzeit der minoischen Zivilisation. Evans wies der größeren der beiden Statuen den Titel Schlangengöttin zu und nannte die kleinere Schlangenpriesterin. Es ist jedoch ungeklärt, ob seine These stimmt, oder ob beide Statuetten die gleiche Göttin oder unterschiedliche Göttinnen darstellen. Die Schlangengöttin steht in der minoischen Mythologie für die Erde und die Unterwelt. Sie ist von Schlangen umwunden oder hält Schlangen empor, zudem stellt sie eine Variation der Herrin der Tiere dar. Ihr Attribut sind Schlangen.

Chicago führt in ihrer Hintergrundbeschreibung zum Gedeck der Schlangengöttin weiter aus, dass frühe Interpretationen der Verehrung der Schlangengöttin, welche auch Evans stützte, besagen, dass sie in einem häuslichen Kult verehrt wurde. Dieser wurde in Häusern und Palästen praktiziert. Spätere Ausgrabungen haben Schreine mit Göttinnenfiguren auch in bestimmten Bereichen von Palästen erbracht, was bedeuten könnte, dass sich der Einflussbereich der Göttin auf offizielle und öffentliche Bereiche ausweitete. Weitere Tonfiguren von Göttinnen und Ritualgeräten, die sich in Schreinen außerhalb des Palastes von Knossos fanden, lassen vermuten, dass die Göttin hauptsächlich mit Schlangen und Vögeln in Verbindung gebracht wurde. Eine Unterscheidung jedoch ist nicht genau und es können auch andere mögliche Assoziationen vorliegen. Entblößte Brüste und die Glockenform einiger Lehmgöttinnen lassen auf einen Zusammenhang mit der Fruchtbarkeit schließen. Die Assoziation mit Schlangen ruft auch einen unterweltlichen Aspekt hervor.

Die von Evans ausgegrabenen Figuren der „Schlangengöttin“ wurden aus Fayence gefertigt. Göttinnenfiguren, die später an anderen Stellen ausgegraben wurden, sind aus Ton und haben vereinfachte Formen. Weitere Statuetten tauchten auf dem Markt auf, nachdem Evans seine Entdeckungen ausgestellt hatte. Sie wurden aus Elfenbein, Stein und in einem Fall aus Terrakotta gefertigt. Die Echtheit dieser Statuetten wurde durch Kenneth Lapatin in Frage gestellt.

Das Gedeck der Schlangengöttin auf dem Tisch der Dinner Party wurde von Chicago und ihrem Team in den Farben Elfenbein, Gold, Braun und Gelb gestaltet. Auf der hinteren Seite des Tischläufers befinden sich zwei ineinander verschlungene Schlangen, die in Gold gestaltet sind. Der initiale Buchstabe „S“ von Snake Goddess auf der Verderseite des Läufers ist ebenfalls durch eine Schlange gestaltet. An der Vorderseite wurden Volants angesetzt, die an die Bekleidung der Statuetten erinnert, die auf Kreta gefunden wurden. Bandwebstreifen aus Inkle-Loom fassen den Läufer ein und sind mit Mustern bestickt, die denen minoischer Kleidungsstücke ähneln. Auf dem Teller befindet sich zentral eine Darstellung einer Vulva mit vier weiteren ähnlichen, hellgelben Armen, die zum Rand des Tellers verlaufen und aus der zentralen Darstellung herauswachsen. Die eiförmigen Formen sollen die generative Kraft der Göttin darstellen. Die verwendeten Farben sind dem Farbschema der kretischen Schlangengöttinnen entnommen.

Einzelnachweise

Es gibt für die Göttin der Weisheit, deren Name auf Griechisch Sophia lautet, in fast jeder Gesellschaft eine Vielzahl unterschiedlicher Erscheinungsformen. So gilt Athene als die griechische Göttin der Weisheit und des militärischen Sieges, Minerva ist die römische Göttin der Weisheit und des Krieges, Tara ist die buddhistische Göttin der erleuchteten Weisheit und Inanna war die sumerische Göttin der Weisheit. Sophia ist mit den verschiedenen Inkarnationen des heiligen weiblichen Wissens und den oben aufgeführten Göttinnen verbunden.

Im Gnostizismus ist Sophia eine zentrale Figur. Der Gnostizismus betont das individuelle Wissen und die Weisheit als den Weg zur Erlösung und zur Einheit mit Gott. Ihre Anhänger verehren Sophia als göttliche Schöpferin und Gegenstück zu Jesus Christus. Nach gnostischen Überzeugungen hatte Christus zwei Aspekte: eine männliche Hälfte, die als Sohn Gottes identifiziert wurde, und eine weibliche Hälfte, die Sophia, die als Mutter des Universums verehrt wurde. Nach dem Apokryphon des Johannes, einem pseudepigraphem Dialogevangelium, verkörperte Sophia die göttliche Weisheit und den weiblichen Geist. Nach der gnostischen Schöpfungsgeschichte wollte auch Sophia, als sie Gottes Schöpfungen sah, etwas erschaffen und sie gebar ihren Sohn Jaldabaoth. Dieser besitzt den Körper einer Schlange und das Gesicht eines Löwen. Durch die Kraft von Sophia erschuf er die Welt und Sophia wird somit als Mutter des Universums verehrt.

Sophia wird in der Bibel als weibliche Personifikation der Weisheit erwähnt, auch in der Kabbala wird sie als weiblicher Ausdruck Gottes beschrieben. Im Laufe der Geschichte verehrten viele religiöse Persönlichkeiten Sophia. Zu ihnen gehörte auch Hildegard von Bingen. Nach dem Aufkommen der modernen feministischen Bewegung in den 1970er Jahren hat Sophia als Figur der Anbetung einer Göttin an Popularität gewonnen. So gab es wissenschaftliche Bemühungen, Sophia als Göttin im Kontext christlicher religiöser Praktiken, Texte und Bilder historisch zu lokalisieren. Eine dieser Theorien bezieht sich auf Michelangelos Gemälde an der Decke der Sixtinischen Kapelle. Einige Gelehrte und Kunsthistoriker glauben, dass die weibliche Figur unter Gottes linkem Arm bei der Erschaffung Adams tatsächlich Sophia ist, die ihre Rolle als weibliches Wesen bei der Erschaffung von Leben und Mann ausübt.

Auf dem Tisch der Kunstinstallation The Dinner Party ist der Sophia ein Gedeck gewidmet. Der Teller des Gedeckes ist mit dem Bild einer Blume gestaltet, mit Blütenblättern im äußeren Kreis und einer weißen Mitte. Diese weiße Fläche steht für die ursprüngliche göttliche Natur der Göttin der Weisheit und ihre Stärke als Schöpfungskraft im Universum. Die florale Gestaltung findet sich auch im Tischläufer. Für Judy Chicago steht Sophias Platz am Tisch für den Niedergang weiblicher Macht, insbesondere der religiösen Macht nach der Entwicklung des Christentums zur neuen Religion. Die Gestaltung des Gedecks soll die Transformation in der Gesellschaft von Sophia von einer Göttin der Weisheit und der weiblichen Stärke zu einem rein spirituellen Bild vermitteln, welches für die männlichen Figuren des Christentums nur noch eine untergeordnete Rolle spielt.

Einzelnachweise


Die Amazonen waren nach der griechischen Mythologie Völker, bei denen Frauen Kriegerinnen und herrschende Königinnen waren. Räumlich sollen sie am Schwarzen Meer, im Gebiet des Kaukasus, in Nordanatolien aber auch in Karien, Lykien und Libyen gelebt haben. Einige Amazonen waren zudem Gründerinnen bedeutender Städte. Erste Erwähnungen finden sich in den Schriften von Homer.

In der Kunstinstallation The Dinner Party repräsentieren die Amazonen die Tradition mächtiger weiblicher Krieger und den Wert von Frauengemeinschaften. Die Amazonen sind im Gedeck symbolisch vertreten. Das Gedeck repräsentiert die Amazonen als Kriegerinnen und als Anbeterinnen der Götter. Die Farbpalette, mit der es gestaltet ist, besteht aus Schwarz, Rot und Weiß, da diese Farben für Amazonen traditionell in der künstlerischen Darstellung verwendet werden.

Der Teller trägt die Abbildung von Brüsten, die mit Gold und Silber wie mit einem Brustpanzer bedeckt sind, welchen Kriegerinnen im Kampf trugen. Weiter befinden sich auf ihm Abbildungen von zwei Doppeläxten, einem weißen Ei, einem roten Halbmond und einem schwarzen Stein, die alle mit den Amazonen assoziiert sind. Doppeläxte waren in der minoischen Zeit ein Element der Anbetung der Götter.

Der Platzläufer greift die auf dem Teller verwendeten Symbole auf. Das weiße Ei, die roten Halbmonde und die Doppeläxte sowie die Brustpanzer sind auf ihm abgebildet. Ein Dreieck als Symbol für das Göttliche und die Weiblichkeit bildet die Basis für das Ei und die Halbmonde. Die vor der Vorderseite des Läufers benutzte Schlangenhaut war ein Material, welches Amazonen im Kampf trugen. Die Schnürungen an den Seiten greifen die Bindungen der Kriegsstiefel auf, die auf dem Pergamonaltar zu sehen sind. Sowohl die Titanblätter der Äxte als auch die Schnürung sind mit französischen Knoten aus Kupferfasern gebunden, die von den Nieten an den Stiefeln der Amazonen stammen. Das Bild der Axt wiederholt sich im leuchtenden Großbuchstaben „A“ auf der Vorderseite des Läufers.

Einzelnachweise

Hatschepsut war eine altägyptische Königin, die der 18. Dynastie (Neues Reich) zugerechnet wird. Sie regierte etwa von 1479 bis 1458 v. Chr. Der Name Hatschepsut bedeutet „Die erste der vornehmen Frauen“. Ihr Vater war Thutmosis I. und ihre Mutter die Königin Ahmose. Verheiratet war sie mit ihrem Halbbruder Thutmosis II., mit dem sie zwei Töchter hatte, Meritre Hatschepsut und Neferu-Re.

Nach dem Tod Thutmosis II. übernahm Hatschepsut die Regierungsgeschäfte für den neuen Herrscher Thutmosis III., Sohn von Thutmosis II. und seiner Nebenfrau Isis. Thutmosis III. war zu diesem Zeitpunkt etwa drei bis vier Jahre alt. Unter der Herrschaft von Hatschepsut fand eine rege Bautätigkeit statt. Auch führte sie eine Expedition nach Punt durch und mehrere Feldzüge. In Darstellungen wird sie zunächst als Frau, später aber männlich mit Bart, als Pharao, dargestellt.

In der Kunstinstallation The Dinner Party wird Hatschepsut ein als Relief gestaltetes Gedeck auf dem Tisch gewidmet, zudem eine Inschrift im Heritage Floor als Hashop. Ihr Gedeck soll die Autorität spiegeln, die sie als die bekannteste weibliche Pharaonin besaß. Die Gestaltungsform als Relief gibt die wichtigste und beliebteste Schnitzmethode ihrer Dynastie wieder. So ist die Mitte des Tellers nur geringfügig angehoben. Nach Judy Chicago soll dieses Gedeck den Übergang von den flachen zu dreidimensionalen Tellern auf dem Tisch der Dinner Party darstellen. Zur Gestaltung wurden ägyptische Grabmalereien und Reliefs, Frisuren, Kopfbedeckungen, Halsschmuck und die bekannten Teilprofile aus ägyptischen Porträts verwendet. Durch die Herrschaft von Hatschepsut stellte sich in Ägypten ein wirtschaftlicher Wohlstand ein. Dieser wird auf dem zugehörigen Tischläufer gepriesen. Hieroglyphen, die die Herrschaft preisen, wurden auf Streifen von weißem Leinen gestickt, die angelehnt sind an die hochwertigen Stoffe zur Zeit der Herrschaft Hatschepsuts.

Angelehnt an die geometrischen Muster und die Farbpalette der Reliefs im Totentempel der Hatschepsut wurde die Umrandung des Läufers gestaltet. Die Rückseite des Läufers ist mit zwei blaugrünen Halbkreisen bestickt, die an die Pharaonischen Halskragen zur Zeit der Hatschepsut erinnern. Im alten Ägypten war Blaugrün eine wichtige Farbe, da es mit den Göttern in Verbindung gebracht wurde und Herrscher, die die Farbe trugen, sich visuell mit Göttern und Göttinnen verbanden. Der Initialbuschstabe „H“ auf der Vorderseite des Läufers kombiniert die ägyptischen Symbole des Auges, der Gerechtigkeit und das lebenspendende Symbol des Pharaos, das Anch.

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Das Buch Judit gehört zum Griechischen Alten Testament, es wird von Katholiken und Orthodoxen, nicht aber von evangelischen Christen als Teil der Christlichen Bibel angesehen. Es gehört jedoch nicht zum jüdischen Tanach und ist somit ein deuterokanonisches Buch. Vermutlich wurde es im 1. Jahrhundert v. Chr. auf Griechisch verfasst. Das Buch gilt nicht als geschichtlicher Bericht, sondern als lehrhafter, weisheitlicher Roman. Viele Angaben im Text sind unhistorisch.

Judit ist eine schöne und gottesfürchtige Witwe, geht unbewaffnet, gemeinsam mit ihrer Magd in das Heerlager des assyrischen Generals Holofernes. Sie gewinnt sein Vertrauen und nach einem Festmahl, als sie mit dem berauschten General allein war, enthaupten sie und ihre Magd ihn mit seinem eigenen Schwert, um so das Volk Israel zu retten.

In der Kunstinstallation führt Judy Chicago an, dass die Geschichte von Judit nicht als historisches Geschehen in der Wissenschaft angesehen wird, sondern dass es sich um eine Fiktion oder eine Parabel handelt. Die Geschichte von Judit hatte großen Einfluss auf die Kunst und viele Künstler wie Donatello, Botticelli, Tizian, Michelangelo und Caravaggio griffen sie in ihren Arbeiten auf. Eine der bekanntesten ist die Arbeit von Artemisia Gentileschi, einer der ersten Frauen, die religiöse und heroische Themen behandelten.

Das Gedeck für Judit zeigt Symbole nahöstlicher Tradition ebenso wie Symbole der Weiblichkeit. Die Techniken, mit denen der Tischläufer gestaltet ist, gehen auf die Arbeiten zurück, mit denen der komplizierte Kopfschmuck jeminitischer jüdischer Bräute, der Gargush gearbeitet ist. Die Goldfäden, Kordeln und Münzen im Tischläufer sollen auf den Brauch hinweisen, die Mitgift der Braut zu zeigen, um den Wohlstand ihrer Familie und ihren Wert als Ware zu demonstrieren. Im Mittelpunkt des Tischläufers, auf der Vorderseite, befindet sich das Symbol einer dreieckigen Gürtelschnalle, die denen ähnelt, die als Schmuckstück auf alten hebräischen Kleidungsstücken verwendet werden. Mit diesem Dreiecksymbol sollen die Stärke Judits und ihre Loyalität zu ihrem Geschlecht dargesgtellt werden. Die Seiten sind bestickt mit hebräischen Buchstaben, die Bezug auf Judits Tapferkeit für ihr Volk nehmen und übersetzt bedeuten: „Judit, Heldin ihres Volkes“. Der Initial-Buschstabe „J“ auf der Vorderseite des Läufers wird von einem Schwert zerschnitten, das die Waffe darstellt, mit der Holofernes getötet wurde.

Die Muster auf dem Teller zeigen ein Blumenmuster mit Blättern, deren Kanten gebogene dunkle und helle Dreiecke bilden. Die Farben gehen auf das Gemälde von Artemisia Gentileschi zurück, in dem die Enthauptung Holofernes’ durch Judit und ihre Magd dargestellt ist.

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Sappho war eine antike griechische Dichterin. Sie wurde zwischen 630 und 612 v. Chr. geboren und starb um 570 v. Chr. Sappho gilt als wichtigste Lyrikerin des klassischen Altertums und hat kanonische Bedeutung. Sie lebte und wirkte auf der Insel Lesbos, dem kulturellen Zentrum des 7. Jahrhunderts v. Chr., in der Hafenstadt Mytilini. In ihren Dichtungen spielt die erotische Liebe eine wichtige Rolle.

Sie wird von Judy Chicago als die von Platon bezeichnete zehnte Muse beschrieben. Zu ihren Leistungen gehörte eine neue Form der Poesie, in der die Ich-Erzählung an die Stelle der Erzählung vom Standpunkt der Götter trat. Da Legenden und Mythen Details des Lebens von Sappho überdecken, bezieht sich Chicago auf die von Suidas herausgebrachte Suda, ein Lexikon, um 970 geschrieben.

Sappho stammte aus einer adeligen Familie von der Insel Lesbos. Für einige Zeit musste ihre Familie in die Verbannung nach Sizilien. Sappho kehrte nach Mytilene zurück und heiratete einen Mann namens Kerkylas, mit dem sie die Tochter Kleïs hatte. Sie versammelte unverheiratete, wohlhabende Frauen als Schülerinnen um sich. Diese wurden von ihr in musischen Fertigkeiten wie Poesie, Musik, Gesang und Tanz unterrichtet und mit ihnen trat sie bei Festen zu Ehren der Götter auf. Auf Lesbos war es zu der Zeit sehr verbreitet, dass sich Frauen trafen, um Gedichte zu lesen, Musik zu spielen, die religiösen Feste der Frauen zu feiern und gemeinsam die erste Menstruation ihrer Töchter zu begrüßen. Sappho selbst war eine kompetente Musikerin und Tänzerin. Auch wurde die Homosexualität in dieser Zeit der griechischen Geschichte akzeptiert und die Beziehungen zwischen Frauen auf der Insel waren weit verbreitet. Aus unerwiderter Liebe soll sie sich von einem Felsen ins Meer gestürzt haben, was jedoch als Legende angesehen wird.

Zur Zeit von Sapphos Schaffen änderte sich der Stil in der Poesie. Heroische Geschichten in epischer Form, die von den Göttern erzählt wurden, wurden von persönlichen Erzählungen abgelöst. Zu den frühesten Dichtern dieser neuen Form gehörte Sappho. Ihre Themen waren Liebe und die damit verbundenen Emotionen wie Leidenschaft, Eifersucht, Zuneigung und Hass. Ihre Gedichte wurden von einer Leier begleitet, was ihre emotionale Wirkung verstärkte. Ihr Sprachgebrauch veränderte die Poesie. Sie schrieb ausschließlich im lokalen Dialekt, wobei sie in ihren Gedichten gebräuchliche Ausdrücke und Wörter verwendete. Sie schrieb in einem anmutigen und eleganten Stil, der sowohl Ovid als auch Catull beeinflusste. Das vielleicht berühmteste Werk von Sappho ist ihre Ode an Aphrodite.

In dem Gedeck für Sappho auf dem Tisch der Dinner Party finden sich Motive der griechischen Kunst und Architektur, die die kulturellen Einflüsse widerspiegeln. Auch findet sich ein Hinweis auf sie als „Blume der Gnaden“, ein Name, den sie von zeitgenössischen Schriftstellern erhielt. Der Teller enthält eine zentrale Darstellung einer Vulva, die in eine Blume übergeht, mit Blütenblättern, die in Purpur, Blau und Grün glasiert sind. Die Farbpalette weist auch auf die Ägäis hin, die die Insel Lesbos umgibt.

Auf der Rückseite des Tischläufers bilden die Farben des Meeres den Hintergrund für einen gestickten dorischen Tempel. Die Seiten des Läufers werden durch viele Wellenlinien begrenzt, die an langes lockiges Haar erinnern sollen, welches oft in griechischen Statuen der Klassik zu finden ist. Ihr Name ist auf der Vorderseite des Tischläufers eingestickt. Den initialen Buchstaben „S“ schmückt eine Leier, mit der oft die Rezitation ihrer Gedichte begleitet wurde, und der Name steht im Zentrum einer Farbexplosion, welche die bunten Farben nach außen trägt.

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Aspasia wurde um 470 v. Chr. geboren und starb um 420 v. Chr. Sie war eine Philosophin und Rednerin. Aspasia war die zweite Frau des Perikles. Geboren wurde sie als Tochter des Axiochos und stammte aus Milet. In Athen führte sie als Gastgeberin und Rednerin einen philosophischen Salon. Ihre Bildung hatte sie durch ihren Vater erhalten, im Gegensatz zu den Frauen in Athen, denen grundlegende Rechte und Bildung fehlten. Beeinflusst war sie von der ionischen Philosophie. Ihre Werke sind nicht erhalten, jedoch soll Platons Dialog Menexenos eine Rede von Aspasia wiedergeben. Da sie in Aufzeichnungen anderer Philosophen erwähnt wird, verkehrten vermutlich viele bekannte Philosophen in ihrem Salon. So führt Sokrates in dem Dialog Menexenos aus, dass Aspasia seine Lehrerin der Rhetorik gewesen wäre.

Gleichzeitig wird sie jedoch von antiken Komödienverfassern als Hetäre bezeichnet und somit herabgesetzt. Vom Komödiendichter Hermippos wird sie der Asebie und Kuppelei beschuldigt. Nur mit Mühe konnte Perikles einen Freispruch erreichen. Nach Plutarch soll Thargelia von Milet ihr Vorbild gewesen sein. Dies könnte jedoch auch darauf zurückzuführen sein, dass sie als Frau aus Milet nach einem durch Perikles selbst eingebrachten Bürgerrechtsgesetzes von 451/450 v. Chr. keine vollen Bürgerrechte besaß, da nur aus der Verbindung attischer Bürger das volle Bürgerrecht entspringen konnte, somit ihre Ehe mit Perikles rechtlich nicht gültig war. Dies traf zunächst auch auf den gemeinsamen Sohn Perikles der Jüngere zu, der später eine Athener Feldherr war. Hier konnte Perikles erreichen, dass sein Sohn die Bürgerrechte erhielt. Perikles starb 429 an der Attischen Seuche und Aspasia heiratete Lysikles, einen Viehhändler und Anhänger von Perikles, der jedoch bereits 428 v. Chr. ebenfalls starb. Aus dieser Verbindung stammte ebenfalls ein Sohn.

Elemente, die in der Kunst des antiken Griechenlands zu finden sind, zieren das Gedeck der Aspasia am Tisch. Ihr Teller wird durch ein Blumenmuster, welches auf ihre Weiblichkeit hinweist, verziert. Dieses ist in Erdtönen gehalten, die in der Kunst und Architektur des 5. Jahrhunderts v. Chr. verwendet wurden. Der Tischläufer wird geziert, in der Art, in der sich Männer und Frauen zur Zeit von Aspasia kleideten. Vorder- und Rückseite werden durch drapierten Stoff in der Art eines Chitons gestaltet. Zwei gestickte, blattförmige Stifte halten den drapierten Stoff am Läufer fest, ähnlich den Schmuckverschlüssen, mit denen die Griechen ihre Roben befestigten. Die Rückseite ist zusätzlich mit sechs stilisierten schwarzen Palmetten eines Palmwedels bestickt. Die Seitenkanten des Läufers ziert ein florales Rankenmuster, welches in Gold, Silber und Schwarz gestickt ist. Es ahmt die Motive vieler griechischer Vasen und Urnen nach. Dieses Muster findet sich in der Ausschmückung des Initial-Buchstaben „A“ des Namens Aspasia auf der Vorderseite des Läufers.

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Boudicca war Königin der Icener, eines keltischen Stammes. Nach dem Tod ihres Mannes, des Königs Prasutagus, wurde Boudicca durch die römische Regierung nicht als Königin akzeptiert. Durch die römische Okkupationspolitik kam es zunehmend zu Problemen und Boudicca wurde öffentlich ausgepeitscht, zudem wurden ihre jungfräulichen Töchter vergewaltigt. Dieser Frevel führte zum Boudicca-Aufstand im Jahr 60 n. Chr., bei dem Boudicca mit ihrem Heer, welches vermutlich mehr als 50.000 Kämpfer umfasste, nach Süden zog und römische Siedlungen angriff und plünderte. Das heutige Colchester wurde bis auf die Grundmauern niedergebrannt und alle Einwohner getötet. Ebenso erging es London und St Albans.

Zwar konnte sie ein großes Heer um sich versammeln und die anfänglichen Erfolge brachten weitere Kämpfer in ihre Reihen, doch der ausgefeilten Kriegskunst der Römer hatte sie nicht genug entgegenzusetzen. Der römische Feldherr und Statthalter Britanniens Gaius Suetonius Paulinus stellte sich ihr mit zwei Legionen in einer Schlacht auf offenem Feld entgegen und schlug die Briten, die bisher immer nur guerillaartige Angriffe geführt hatten, vernichtend.

Über das weitere Schicksal Boudiccas gibt es zwei Versionen: Tacitus berichtet, dass sich Boudicca das Leben durch Gift genommen habe (Annalen 14,37,3), Cassius Dio hingegen meint, dass Boudicca erkrankt und schließlich gestorben sei (62,12,6).

Ihr Gedeck auf der Dinner Tafel wurde in kraftvollen, durch die keltische Mythologie inspirierten Bildern gestaltet, um sie als Kriegerkönigin darzustellen. Für die Gestaltung auf dem Läufer wurde Filz benutzt, der vermutlich vor den ersten gewebten Textilien bereits genutzt wurde. Nach Chicago stellen die mächtigen, krummlinigen Formen, die den Teller umgeben, sowohl die persönliche Stärke Boudiccas dar, als auch den Eingriff der Römer in ihre Autonomie und Macht.

Der Teller selbst ist mit einer Steinformation gestaltet, die den Formationen in Stonehenge ähnelt und die britischen Inseln darstellen soll, von denen Boudiccas Volk stammte. Ein stilisierter goldener Helm, der ebenfalls mit keltischen Mustern verziert ist, zeigt Boudiccas Status als Kriegerin. Handgefertigte emaillierte Juwelen zieren die wirbelnden Muster des Tischläufers. Sie sollen an den traditionellen keltischen Schmuck erinnern, ebenso die Ausschmückung des initialen Buchstaben „B“.

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Hypatia wurde 355 in Alexandria als Tochter des Astronomen und Mathematikers Theon von Alexandria geboren. Durch ihren Vater erhielt sie eine mathematische und astronomische Ausbildung; auch in der Philosophie war sie geschult. Sie arbeitete zusammen mit ihm an seinen astronomischen Forschungen und begann nach dem Abschluss ihrer Ausbildung selbst zu unterrichten. Ihr Werk und ihre Lehre wurden nicht überliefert und Einzelheiten sind heute nicht mehr bekannt. Im Suda ist ihr ein Artikel gewidmet, der jedoch aus unterschiedlichen Quellen zusammengesetzt ein uneinheitliches Bild bietet. Eine feste Anstellung, einen aus öffentlichen Mitteln finanzierten Lehrstuhl scheint sie nicht gehabt zu haben; sie unterrichtete öffentlich, vertrat einen vermutlich mit kynischem Gedankengut angereicherten Neuplatonismus und zog in ihrem Gelehrtenmantel durch die Straßen.

Im zunehmend christlich geprägtem Alexandria gehörte sie der nichtchristlichen philosophischen Tradition an und wurde schließlich Opfer eines Machtkampfes, bei dem religiöse Gegensätze instrumentalisiert wurden. Sie wurde durch einen christlichen Mob in eine Kirche gebracht, dort ermordet und zerstückelt. Aus feministischer Sicht erscheint sie als frühe, hochgebildete Vertreterin einer emanzipierten Weiblichkeit und Opfer einer frauenfeindlichen Haltung ihrer Gegner.

Ihr Gedeck auf dem Tisch der Dinner Party ist gekennzeichnet durch Motive im koptischen Stil, des aufkommenden Christentums, ihrer Zeit. Der Tischläufer ist mit gewebten Wollbändern eingefasst, die Seiten sind mit Herzmotiven geschmückt, die der Ornamentik koptischer Tuniken ähneln. Die Rückseite des Läufers zeigt vier weinende Frauengesichter unterschiedlichen Alters, die Hypatia im koptischen Stil darstellen und für Frauen jeden Alters stehen sollen. Ihr Erscheinungsbild ist verschwommen und die umgebenden Gliedmaßen werden in verschiedene Richtungen gezerrt. Diese Darstellung steht für die Brutalität ihrer Ermordung. Die in diesem Teil des Tischläufers dominierenden Farben sind Blutrot und ein bunter Regenbogen von Tönen, die auf die Gewalt und die Schönheit im Leben der Hypatia hinweisen sollen. Die verwendeten Farben im übrigen Teil des Läufers sind orange, rot und grün und sie werden in der Gestaltung des Tellers aufgegriffen. Dieser ist mit einem Blattmotiv gestaltet, welches auf Motiven basiert, die sich auf koptischen Wandteppichen finden. Die Formen erinnern an einen Schmetterling und die unteren Strukturen erzeugen eine Illusion von Bewegung. Der initiale Buchstabe „H“ auf der Vorderseite des Tischläufers wird durch ein Gesicht verziert.

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Die zweite Seite beginnt mit der Heiligen Marcella und deckt den Aufstieg des Christentums ab. Er schließt mit Anna Maria von Schürmann im siebzehnten Jahrhundert zum Zeitpunkt der Reformation ab.

Marcella wurde um 325 in Rom geboren. Eine für adelige römische Frauen übliche Wiederverheiratung nach dem Tod ihres Mannes lehnte sie ab und wählte stattdessen ein Christus geweihtes, asketisches Leben. Sie führte Gespräche mit Hieronymus und diskutierte mit ihm. In ihrem Haus versammelte sie eine Gruppe weiterer junger Frauen und Witwen um sich, mit denen sie in Askese lebte und betete. Damit gilt sie als erste Nonne der christlichen Kirche und Wegbereiterin klösterlichen Lebens. Als die Goten unter ihrem Anführer Alarich I. 410 in Rom einfielen und plünderten, wurde sie schwer misshandelt. Sie konnte sich in eine Kirche retten, wo sie an ihren Verletzungen starb. Sie gilt als Märtyrin der frühen Kirche.

Das Gedeck für Marcella ist mit christlichen Symbolen und den Symbolen ihrer Heiligkeit gestaltet. Das Hauptgestaltungsmerkmal des Tischläufers ist ein Architekturplan frühchristlicher Basiliken. Ihr Name ist in den Bereich eingestickt, der das Querschiff vor dem Altar darstellt und weist auf ihre Bedeutung für die Entwicklung des Christentums hin. Die Vorderseite des Läufers besteht aus gewebtem Kamelhaar. Aus diesem Material wurden die härenen Hemden hergestellt, die von frühen Christen und Mitgliedern des von ihr gegründeten asketischen Frauenkonvents getragen wurden. Diese Hemden, deren raue Fasern die Haut irritierten, wurden als Buße unter der Kleidung getragen. Der initiale Buchstabe „M“ auf der Vorderseite des Läufers ist mit der Figur einer betenden Frau gestaltet, die in der vorchristlichen Pose einer Göttin mit ausgestreckten Armen und nach oben gewendeten Händen betet. Es soll daran erinnern, wie früh bereits vorchristliche Symbole von der neuen Kirche für die eigene Ikonografie ausgewählt und vereinnahmt wurden.

Auf der Rückseite des Tischläufers finden sich weitere Symbole, die die frühe Kirche und Marcellas Leben prägten. Die Schriftrolle steht für das Lernen in den Klöstern, die oft in der frühen Gesellschaft die einzige Bildungsstätte für Frauen waren. Darunter befinden sich die Symbole eines Fisches, eines Stabes und eines Dreiecks, welche zu einem Bild zusammengesetzt sind. Das Dreieck, ein frühes Symbol weiblicher Genitalien, wurde zunächst zum Symbol der Göttin und der heiligen Weiblichkeit, im Christentum jedoch repräsentiert es auch die Heilige Dreifaltigkeit. Der Stab steht als Symbol für den „Guten Hirten“. Es symbolisiert auch die den Bischöfen übertragene Führung und Autorität. Der Fisch diente den frühen Christen in den Zeiten der Christenverfolgung als Erkennungssymbol ihres Glaubens. Diese Symbole sollen Marcella als „Retterin der Frauen“ in frühchristlicher Zeit darstellen. Das letzte Symbol ist das Schiff, es repräsentiert die christliche Kirche, die durch die „gefährlichen Gewässer“ fährt. Seine Anwesenheit soll Marcellas Leben, einschließlich aller Gefahren, mit der Entwicklung der Kirche und der christlichen Klöster verbinden.

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Brigida von Kildare wurde um 451 in Faughart bei Dundalk als Tochter von König Dubhthach von Leinster und Brocca, einer christlichen Piktin, geboren. Ihre Mutter war von Patrick von Irland getauft worden. Durch ihre Freigiebigkeit und Hilfsbereitschaft gegenüber Armen und Kranken soll Brigida ihren Vater verärgert haben und ist in ein Kloster eingetreten. Das Doppelkloster von Kildare, welches auch zur Gründung der Stadt Kildare führte, wurde von ihr im Jahr 470 gegründet. Sie starb am 1. Februar 523 in Kildare. Der 1. Februar wurde zu ihrem Gedenktag ernannt und Brigida ist zur irischen Heiligen ernannt worden.

Auch wenn frühe Berichte über Brigida legendenhaft geschrieben sind, halten die meisten Historiker sie für eine historische Persönlichkeit. Manche jedoch vermuten hinter ihr die Umwandlung der keltischen Göttin Brigid in eine christliche Heilige.

Auf dem Teller ihres Gedeckes wird Brigida als Flamme dargestellt. Diese Flamme umgibt auch das keltische Kreuz auf der Rückseite des Tischläufers, ebenso wie die Initiale „S“ auf der Vorderseite. In einer frühen Zeichnung für das Gedeck bezeichnete Chicago sie als „Göttin der Milch und des Feuers“. Die Flamme steht für die wörtliche Übersetzung ihres keltischen Namens, welcher „feuriger Pfeil“ bedeutet. Auf dem Teller ist die Flamme in abstrakter Form dargestellt, im Zentrum mit blauen und orangen Zungen, die nach außen in grün-gelbe Formen übergehen. Im unteren Bereich finden sich Zungen in einem kräftigen Orange, was gleichzeitig den Eindruck einer Blume entstehen lässt, die jedoch durch die Flammen nicht angegriffen wird. Die Überlagerung der Bilder soll darauf schließen lassen, dass die christliche Heilige Brigida aus der heidnischen und keltischen Göttin Brigid hervorgegangen ist.

Der Tischläufer trägt auf der Vorderseite eine Bordüre mit einer Holztafel, die mit einem keltischen Knotenmotiv gestaltet ist. Auf der Rückseite befindet sich ein stilisiertes christliches Holzkreuz, das auf einem Muiredach-Kreuz, einem Symbol des irischen Christentums, basiert. Die Holzelemente sind aus Eiche hergestellt. Die Eiche soll an das erste von Brigida gegründete Kloster Kildare oder „die Kirche der Eiche“ erinnern.

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Theodora I. wurde um 500 geboren. Über ihre frühen Jahre ist wenig bekannt, erwähnt wird sie nur von Prokop und dies mehr in der Form einer Schmähschrift. Später entstandene Schriften hingegen verklären Theodora fast zu einer Heiligen, jedoch wird auch in diesen Schriften erwähnt, dass ihre Jugend nicht unbefleckt war. Nach Prokop war ihr Vater Bärenwärter bei der Zirkuspartei die Grünen. Nach dessen Tod habe sie als Schauspielerin gearbeitet, was in der Spätantike als Umschreibung für eine Prostituierte verstanden werden kann.

Theodora kam 520 nach Konstantinopel, zuvor hielt sie sich im Orient und in Nordafrika auf. In Konstantinopel lernte sie Petrus Sabbatius kennen, der später unter dem Namen Justinian oströmischer Kaiser wurde. Nach einer Gesetzesänderung, die die Heirat eines römischen Senators mit einer Schauspielerin gestattete und dem Tod Kaiserin Euphemias, Ehefrau Kaiser Justins, Onkel von Justinian, die sich stark gegen diese Verbindung eingesetzt hatte, heirateten Theodora und Justinian 524/25.

Theodora wurde durch Justinian im Sommer 527 der Titel einer Augusta verliehen und im Rahmen eines Hofzeremoniells derselbe Rang zugesprochen wie dem Kaiser. Sie wird durch die Geschichtsschreibung als Mitregentin von Justinian angesehen. Aktiv unterstützte sie die Glaubensrichtung des „Monophysitismus“, die sie eventuell während ihres Aufenthaltes im Orient kennen gelernt haben könnte. Dadurch konnte sie Konflikte von Justinian fernhalten, die sich aus diesem Richtungsstreit entwickelten. Ihr Einfluss auf Justinian in der Außenpolitik war vermutlich eher gering, jedoch übte sie ihren Einfluss in der Personalpolitik aus.

Die Gesetze von Justinian gegen die Prostitution und den Mädchenhandel gehen möglicherweise auf ihre Initiative zurück, zudem war sie karitativ tätig. Sie hatte durchaus Einfluss auf Justinian, doch ging dieser vermutlich nicht über das hinaus, was auch früher üblich gewesen war. Münzen mit ihrem Abbild wurden nicht geprägt. Sie starb am 28. Juni 548 in Konstantinopel.

Ihr Gedeck auf dem Tisch der Dinner Party weist auf dem Teller und dem Tischläufer byzantinische Ikonen und Mosaike auf. Sie sollen auf die Rolle von Theodora beim Aufbau des byzantinischen Reiches hinweisen. Der Teller ist mit einem Mosaik bemalt, in Anlehnung an das Mosaik der Theodora, mit dem die Apsis der Basilika San Vitale in Ravenna gestaltet ist. Es übernimmt das Farbschema Gold, Grün und Lila und legt dieses auch für den Tischläufer fest. Die Form der Bemalung stellt eine abstrakte Schmetterlingsform dar, mit Flügeln, die bis zum Rand des Tellers reichen. Sie sollen Theodoras Fähigkeit repräsentieren, ihre Rolle im Kaiserhaus in Byzanz zu gestalten und dabei Freiheiten für die Frauen ihrer Zeit zu erwirken. Die Symmetrie der Darstellung erinnert an den Grundriss einer Basilika mit einer Kolonnade römischer Bögen in den oberen Quadranten der Flügel.

Das Zentrum des Tischläufers bildet ein Mosaik, welches wie ein Heiligenschein gearbeitet wurde und aufgestickt ist. In der Mitte dieses Mosaiks wird der Teller platziert. Der stellt den umgebenden Heiligenschein des Ravenna-Mosaiks dar und weist auf die Achtung hin, die Theodora neben ihrer kaiserlichen Herrschaft auch in religiöser Hinsicht genoss. Der initiale Buchstabe „T“ auf der Vorderseite des Läufers weist durch die Kuppel, die ihn ausschmückt, auf die Hagia Sophia hin, welche durch Theodora und Justinian nach ihrem Niederbrand neu errichtet wurde. Die Rückseite wird durch gefächerte Halbkreise verziert, die auf die kaiserlichen Kragen verweisen, welche zur Zeit von Theodoras Herrschaft getragen wurden.

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Hrotsvit, auch bekannt als Hrotsvit von Gandersheim, geboren um 935, war eine Kanonisse des Stiftes Gandersheim. Vermutlich noch jung, trat sie in das Stift Gandersheim ein. Sie wurde dort, wie sie berichtete, von Rikkardis und Gerberga, Tochter des Herzogs Heinrich von Bayern und Nichte Ottos des Großen, die ab 949 Äbtissin des Stiftes war, unterrichtet. Ihre Werke entstanden ungefähr zwischen 950 und 970. Ihre Bildung war sehr umfassend, auch die Kenntnis einiger antiker Schriftsteller gehörte dazu. Ihre Werke werden der „Ottonischen Renaissance“ zugerechnet.

Als Sanctimoniale und Autorin des Frühmittelalters gilt sie als erste deutsche Dichterin. Neben geistlichen Schriften verfasste sie historische Dichtungen und es entstanden die ersten Dramen seit der Antike. Zu ihren bekannten Werken gehört Gesta Ottonis (Gesta Oddonis; ‚Die Taten Ottos‘), ein in lateinischen Hexametern verfasstes Werk über Familiengeschichte und politisches Wirken Ottos des Großen, den sie sehr verehrte. Vermutlich verstarb sie nach 973.

Hrotsvit hat ihr Werk selbst in drei Bücher eingeteilt. Das Legendenbuch oder carmina (liber primus), entstanden in den 50er und 60er Jahren des 10. Jahrhunderts, ist ihrer Äbtissin Gerberga gewidmet, das Dramenbuch oder dramatica series (liber secundus), entstanden um 965, wollte eine christliche Alternative zu Terenz bieten und das dritte Buch umfasst zwei historische Schriften in leoninischen Hexametern: die Gesta Ottonis (Gesta Oddonis), eine Geschichte der Ottonen aus den Jahren 919 bis 965, und die Primordia coenobii Gandeshemensis, eine Geschichte des Stiftes Gandersheim aus den Jahren 846 bis 919.

Ihr Gedeck an der Dinner Tafel erzählt anhand von Bildern aus mittelalterlichen Abteien aus ihrem Leben. Der Teller wird durch eine stilisierte Kopfbedeckung und die Hände einer Nonne, die im Gebet gefaltet sind, illustriert. Es befindet sich in einem Relief, das auf Elfenbeinschnitzereien der ottonischen Dynastie verweist und soll auf die gesellschaftliche Herkunft und das religiöse Leben Hrotsvits hinweisen. Der Tischläufer nimmt das Thema auf und würdigt ihren Beitrag zur Literatur. Genäht wurde der Läufer in der Technik Opus Teutonicum. Auf der Vorderseite des Läufers befinden sich Kreise die Münzen ähneln, wie sie von Äbtissinnen hergestellt wurden, die oft auch ein Münzrecht besaßen. Abgebildet in den vier Kreisen sind Szenen der frühen deutschen Geschichte. Eine Haushaltsszene, einmal wird eine Geschichte erzählt, eine Prinzessin vom Stamm der Zimbern mit dem Kopf eines feindlichen Soldaten und eine Walküre. Die Initiale „H“ auf der Vorderseite wird durch ein Porträt von Hrotsvit mit Schreibfeder, als Würdigung ihrer Arbeit als Schriftstellerin, geziert. Auf der Rückseite des Läufers befinden sich drei gestickte Szenen aus dem Leben von Hrotsvit. Sie stellen gleichzeitig die Aktivitäten mittelalterlicher Nonnen dar. Die erste zeigt sie beim Betreten einer Abtei, in der zwei Nonnen singen. Es wird dargestellt, welche Art Bildung Frauen in den Klöstern erhalten haben. Das zweite Bild zeigt Hrotsvit als Schriftstellerin, während ihre Äbtissin zuschaut und im dritten Bild schläft sie an ihrem Schreibtisch und träumt von einem Besuch eines königlichen Boten, der ihr ein Relikt zur Anerkennung ihrer literarischen Arbeit überreichen würde.

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Trota gehörte als praktische Ärztin zur Fakultät von Salerno. Sie schrieb mehrere Abhandlungen über die medizinische Praxis. Es wird vermutet, dass sie möglicherweise die Frau des Arztes Johannes Platearius war. Wenn dies zutrifft, wären die Ärzte Matthaeus Platearius und Johannes Platearius der Jüngere ihre Söhne. Wenn sie die Frau von Platerius war, hat sie gemeinsam mit ihm und den Söhnen an der medizinischen Enzyklopädie Practica brevis gearbeitet. Im Haupttext der Schule von Salerno, De aegritudinum curatione aus dem 12. Jahrhundert, sind medizinische Lehrschriften der sieben Großmeister der Schule enthalten, darunter auch das Trotula-Ensemble und der Traktat Practica brevis des Johannes Platearius dem Jüngeren.

Sicher belegen lässt sich die historische Person Trota durch die Entdeckung einer Sammelhandschrift aus dem 13. Jahrhundert (Collectio Salernitana) von John F. Benton in Madrid im Jahr 1985, welches das um 1150 von Trota verfasste allgemeinmedizinische Werk Practica secundum Trotam enthält.

Trotula ist eine medizinischen Sammelschrift im Bereich der Frauenheilkunde aus dem 12. Jahrhundert, die bis ins 15. Jahrhundert, in Deutschland und England bis ins 16. Jahrhundert, als Standardwerk angesehen wurde. Zum Trotula-Ensemble gehören drei Werke, deren Autoren im ersten und dritten Fall nicht bekannt sind. Zumindest die zweite Schrift geht auf Trota zurück.

Die erste Schrift ist Liber de sinthomatibus mulierum. Sie weist Einflüsse der arabischen Medizin auf und basiert stark auf dem Zād al-musāfir von Ibn al-Dschazzar, welches Konstantin der Afrikaner im späten 11. Jahrhundert übersetzt hatte. Hauptquelle für Ibn al-Jazzar wiederum war Galenos von Pergamon, daneben werden Hippokrates von Kos, Oribasius, Pedanios Dioskorides, Paulus und Justinus zitiert.

Die zweite Schrift trägt den Titel De curis mulierum. Diese Schrift wird Trota zugeschrieben und ist auch als Passionibus mulierum curandorum oder Trotula major bekannt. In ihrem Werk betont sie die Wichtigkeit von Sauberkeit, ausgewogener Ernährung und körperlicher Betätigung. Gleichzeitig warnt sie vor Stress und Unruhe. Sie arbeitet mit unkomplizierten, auch für Mitglieder des einfachen Volkes erschwinglichen, Mitteln und Rezepten.

In der dritten Schrift De ornatu mulierum werden Hautkrankheiten und Kosmetika besprochen, diese Schrift ist auch als Trotula minor bekannt.

Das Gedeck für Trota auf dem Tisch der Dinner Party bringt sie als Ärztin mit Geburt in Beziehung. Der Tischläufer weist als zentrales Element ein Bild des Lebensbaumes auf. Er steht für Trotas Beruf der Gynäkologin. Der Läufer ist in der Trapunto-Technik bestickt. Diese Stepptechnik geht auf das Sizilien des 11. Jahrhunderts zurück. Der weiße Stoff des Läufers erinnert an ein Windeltuch. Gearbeitet ist er wie eine Steppdecke, die eine visuelle Verbindung zu der bekannten Babydecke herstellt. Der Initial-Buchstabe „T“ auf der Vorderseite des Läufers ist mit einem Vogel des Lebensbaumes verziert. Der Teller zeigt ein Geburtsbild sowie geschwungene Formen, die an den Caduceus erinnern, einem Symbol für Medizin und Ärzte. Diese Schlangenformen beziehen sich auch auf die aztekische Fruchtbarkeitsgöttin, die als Patronin der Hebammen diente. Chicago wählte das Schlangenmotiv „wegen seiner historischen Assoziation mit weiblicher Weisheit und Heilkraft“.

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Eleonore von Aquitanien wurde um 1122 in Poitiers im Poitou geboren. Sie entstammte der Dynastie der Herzöge von Aquitanien, Nachfolger karolingischer Könige von Aquitanien und Herrscher über das größte Herzogtum auf französischem Boden. Eleonore heiratete 1137 den französischen Thronfolger Ludwig. Bereits kurze Zeit später starb Ludwig VI. Am 8. August 1137 wurde Ludwig VII. gekrönt und Eleonore wurde Königin von Frankreich. In dieser Ehe wurden zwei Mädchen geboren und im März 1152 wurde sie annulliert. Im Mai 1152 heiratete sie Heinrich Plantagenet, den späteren König von England, mit dem sie acht weitere Kinder hatte. Sie zählt zu den einflussreichsten Frauen des Mittelalters und hat diese Zeit maßgeblich geprägt. Während ihrer Ehe mit Heinrich drängte sie auf eigenständige Machtausübung, was die Ehe konfliktreich gestaltete. Sie schloss sich in den Jahren 1173/1174 der Rebellion dreier ihrer Söhne gegen den Vater an und wurde dafür von Heinrich 15 Jahre lang unter Hausarrest gestellt. Nach seinem Tod im Jahr 1189 während der Herrschaft ihrer beiden überlebenden Söhne Richard Löwenherz und Johann Ohneland, nahm sie erneut eine bedeutende politische Rolle ein.

Bereits zu ihren Lebzeiten bildeten sich Mythen und Legenden über sie. So wurde sie des Ehebruchs mit ihrem Onkel beschuldigt. Sie galt als Beispiel einer machthungrigen, intriganten Herrscherin. In den letzten Jahrzehnten hat sich dieses Bild gewandelt, nicht zuletzt durch den Film Der Löwe im Winter. Eleonore wurde zur Hauptfigur zahlreicher belletristischer Werke. In diesen wird ein anderes Bild gezeichnet, sie gilt als Gönnerin von Dichtern und Minnesängern. Für diese Darstellung finden sich jedoch keine historischen Quellen. Die insgesamt dürftige Quellenlage macht es schwer, der historischen Person Eleonore gerecht zu werden. Als Leitmotiv ihres Lebens wird ihr zugeschrieben, ihre Rolle als Königin wahrzunehmen und die Integrität ihres Herzogtums Aquitanien zu wahren.

Die Lilie, auch die heraldische Lilie, dominieren das Gedeck der Eleonore von Aquitanien auf dem Tisch der Dinner Party. Sie wiederholt sich auf Vorder- und Rückseite des Tischläufers und schmückt den Initial-Buchstaben „E“ ihres Namens auf der Vorderseite. Die Lilie ist das heraldische Symbol für Frankreich und findet sich häufig in der Kunst des Mittelalters. Sie ist auch ein Symbol der Jungfrau Maria. Die tiefblaue Farbe der Lilie repräsentiert die Treue, die Form ihrer Blätter, die an Klingen erinnert, deutet an, dass die Seele der Mutter von der Trauer um ihren Sohn durchbohrt wurde. Dies bezieht sich auf Marias Gespräch mit Simeon in Lukas (Lk 2,35 ). Diese Anspielungen sollen Eleonores Macht als Königin betonen.

Gestaltet wurde der Tischläufer ähnlich wie die Wandteppiche von Adligen. Die Bilder stammen aus dem Unicorn Tapestries, einem der berühmtesten und spektakulärsten, aber auch rätselhaftesten Wandteppichen des Spätmittelalters, in dem es um mystische Einhörner geht. Ein Gatter auf dem Läufer umgibt den Teller von Eleonore. Ähnlich wie im Wandteppich das Einhorn in solch einem Gatter festgesetzt wird, soll er auf dem Tischläufer auf die Inhaftierung Eleonores durch ihren Mann Heinrich hinweisen, gleichzeitig wird ihre Macht als Königin mit der mystischen Macht des Einhorns verglichen. Die Blumenmuster auf dem Läufer leiten sich von den Tapisserien des Mittelalters ab, die mit Millefleurs bedeckt waren, die auch in den Einhorn-Tapisserien zu sehen sind.

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Hildegard von Bingen wurde 1098 geboren. Sie war Benediktinerin, Äbtissin, Dichterin, Komponistin und eine bedeutende Universalgelehrte. Sie gilt als erste Vertreterin der deutschen Mystik des Mittelalters und ihre Werke befassen sich unter anderem mit Religion, Medizin, Musik, Ethik und Kosmologie. Hildegard von Bingen stand in regem Briefwechsel mit vielen Persönlichkeiten ihrer Zeit und war eine angesehene Beraterin. Ihr umfangreicher Briefwechsel ist bis heute erhalten, in ihm finden sich auch Ermahnungen gegenüber hochgestellten Persönlichkeiten sowie Berichte über ihre Tätigkeit in der Seelsorge und ihre öffentliche Predigertätigkeit. Sie gilt in der römisch-katholischen Kirche als Heilige und seit dem 7. Oktober, nach dem Papst Benedikt XVI. sie erhoben hat, als Kirchenlehrerin. Auch in der anglikanischen, der alt-katholischen und der evangelischen Kirche wird sie mit Gedenktagen geehrt. Sie starb am 17. September 1179 im Kloster Rupertsberg bei Bingen am Rhein, ihre Reliquien befinden sich in der Pfarrkirche von Eibingen.

Das Gedeck für Hildegard von Bingen auf dem Tisch der Dinner Party basiert auf der Struktur einer gotischen Kathedrale. Die Schmetterlingsform, die ihren Teller ziert, ist wie ein Buntglasfenster einer Kathedrale gemalt. Die Malerei wandelt sich je nach Blickwinkel auf den Teller und die schillernden Farbtöne spielen mit Licht und Schatten. Der Tischläufer greift die gotischen Elemente auf, beherrschende Struktur auf dem Läufer sind gotische Bögen, die als Stütze für jede Kathedrale dienten. Der Teller ist im Zentrum eines Bogens platziert und wirkt so wie ein Rosettenfenster einer Kathedrale. Die Bögen sind in der Technik des Opus Anglicanum bestickt, ein figürlicher, englisch beeinflusster Stickstil, welcher auch an kirchlichen Gewändern verwendet wurde und aufgrund der Feinheit des Stiches und der beigefügten Goldfäden eine kostspielige Stickerei war. Durch ihren Kontakt mit Bischöfen und Königen kam Hildegard in Berührung mit dieser Form der Stickerei, die sich auf deren Gewändern findet. Im Fundament der Bögen auf dem Tischläufer sind rechts und links neben ihrem Namen zwei weitere Buntglasfenster eingestickt. Aufgenommen wird das Thema auch im Initial-Buchstaben „H“ auf der Vorderseite des Läufers. Auch er wird durch Strukturen geschmückt, die an Buntglasfenster erinnern. Die Rückseite wird durch eine Vision Hildegards geschmückt. Chicago griff hierfür Hildegardis Vision vom Weltall auf. Es ist im Zentrum tiefblau mit eingestreuten Sternen und Gesichtern, die dem Universum Leben einhauchen. Außerhalb befindet sich ein Ring aus abstrahierten Flammen in Burgund und Dunkelorange. Der äußerste Teil ist erhabene Goldstickerei, die in der Technik des Opus Anglicanum ausgeführt wurde.

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Petronilla de Meath wurde um 1300 in Irland geboren. Das genau Geburtsdatum ist nicht bekannt, auch ein Nachname ist nicht überliefert. Die Bezeichnung de Meath steht für aus Meath, was bedeutet, dass sie aus dem County Meath stammt. Sie arbeitete für Lady Alice Kyteler als Dienstmagd, die nach dem Tod ihres vierten Ehemannes als Hexe angeklagt wurde. Auch Petronilla wurde der Hexerei beschuldigt, gefoltert und gezwungen zu verkünden, dass sie und Lady Kyteler der Hexerei schuldig wären. Mit Kyteler und Petronilla wurden noch zehn weitere Personen der Hexerei beschuldigt, darunter die Tochter von Petronilla, Sarah (manchmal auch Basilia genannt), und der Sohn von Alice Kyteler, William Outlaw. Die von Bischof Richard de Ledrede von Ossory gegen Lady Kyteler vorgebrachten Beschuldigungen umfassten eine Vielzahl von Verbrechen. Zu diesen gehörten Zauberei und Dämonismus, aber auch die Ermordung ihrer Ehemänner. Dieser Beschuldigung schlossen sich auch die Stiefkinder von Lady Alice aus ihren Ehen mit den verstorbenen Männern an. Es wurde angenommen, dass Lady Alice ihren Reichtum auf magische und teuflische Weise illegal erworben habe.

Unter der Folter erklärte Petronilla, dass sie und ihre Geliebte eine magische Salbe auf einen Holzbalken aufgetragen hätten, der es beiden Frauen ermöglichte zu fliegen. Lady Alice konnte rechtzeitig nach England fliehen, Petronillas Tochter Sarah nahm sie mit. Einige der Mitangeklagten wurden verurteilt und ausgepeitscht, aber andere, einschließlich Petronilla, wurden auf dem Scheiterhaufen lebendig verbrannt. So starb Petronilla nach Folter auf dem Scheiterhaufen am 3. November 1324.

Die Gestaltung des Gedeckes für Petronilla weist viele Symbole der Hexerei aus ihrer Zeit bis zur Gegenwart auf. So ist der Initial-Buchstabe „P“ als Besenstiel dekoriert. Kräftige Farben und Formen auf dem Teller stellen das Symbol des Feuers dar, das nach Judy Chicago als schreckliche Umkehrung des heiligen Feuers missbraucht wurde, welches einst zu Ehren der Göttin brannte. Zudem finden sich auf dem Teller auch andere Hexensymbole, darunter ein Kessel, ein Buch und eine Kerze. Der Kessel erinnert an die Große Mutter, der die Hexer Ehre erweisen. Der Tischläufer wird durch keltische Motive angereichert, die ihre Vorlage im Book of Kells finden. Auf der Rückseite des Läufers findet sich als gehörnte Form eine stilisierte Ziege. Die roten Kordeln an der schwarzen Vorderkante erinnern an das Strumpfband der roten Hexe, was einen höheren Rang im Zirkel der Hexen bedeutete.

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Christine de Pizan wurde 1364 in Venedig geboren. Ihr Vater war der Astrologe und Arzt Tommaso da Pizzano. Pizzano wurde an den Hof von Karl V. als Astrologe und Leibarzt berufen und so kam Christine de Pizan als Vierjährige nach Paris. Ihr Vater gab ihr Unterricht in Latein, Geometrie und Arithmetik, Pizan selbst pflegte umfangreiche Lektüre älterer und zeitgenössischer, theologischer und profaner Literatur in französischer und lateinischer Sprache. Sie wurde im Alter von fünfzehn Jahren mit dem königlichen Sekretär Étienne du Castel verheiratet, mit dem sie drei Kinder hatte. Er starb 1390 an einer Seuche, bereits drei Jahre zuvor war ihr Vater gestorben und Christine de Pizan musste um ihr Erbe und um die finanzielle Sicherheit der Familie kämpfen. Neben ihren Kindern sorgte sie für ihre Mutter und zwei jugendliche Brüder. Unter diesen Umständen und ohne Vermögen konnte sie nicht auf eine erneute Heirat hoffen. Sie begann Balladen, Lais und Rondeaus zu verfassen. Für ihre Kinder verfasste sie das Erziehungsbuch Buch der Klugheit, das sie, gegen das übliche Entgelt, Philipp dem Kühnen widmete. Weitere zahlungskräftige Mäzene wurden auf sie aufmerksam und sie widmete weitere Werke der französische Königin Isabeau de Bavière und den Herzögen Johann von Berry, Ludwig von Orléans und Johann Ohnefurcht von Burgund, dem Nachfolger Philipps des Kühnen.

Ihr Werk als Lyrikerin widmete sich anfänglich der Liebe, bei der sie auch den Verlust ihres Gatten beklagte. Später verfasste sie in Versform und in Prosa lehrhaft-philosophische Werke. In politisch motivierten Werken reagierte sie auf den Bürgerkrieg der Armagnacs und Bourguignons in Frankreich, bei dem auch immer wieder England in die Streitigkeiten gezogen wurde. Im Jahr 1399 kritisierte sie die Misogynie der Männer ihres gesellschaftlichen Umfeldes. Ihr aus heutiger Sicht interessantestes Werk Le Livre de la Cité des Dames stellte sie im Jahr 1405 fertig. In diesem frühen Werk, in dem es um Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau ging, welches aus heutiger Sicht als eines der ersten feministischen Werke Europas gilt und Auslöser für die Querelle des Femmes war, weist sie am Beispiel bedeutsamer Frauengestalten aus der biblischen und profanen Geschichte auf die verkannten Fähigkeiten der Frau hin und entwickelt das Bild einer utopischen Gesellschaft, in der den Frauen gleiche Rechte gewährt werden.

Ihr letztes Werk, ein Lobpreis, das Dictié en l’honneur de la Pucelle, Jeanne d’Arc, der „Jungfrau von Orléans“ gewidmet, erschien 1430 in Poissy, wo Christine de Pizan seit 1418 bei ihrer Tochter Marie im Kloster der Dominikanerinnen von Saint-Louis de Poissy lebte. Hiernach ist nichts mehr bekannt über sie. Vermutlich starb sie bald nach 1430 in Poissy.

In dem Gedeck für Christine de Pizan dominieren lebendige Rot- und Grüntöne. Ihr Teller ist mit einer abstrahierten wirbelnden Schmetterlingsform gestaltet. Für Chicago soll diese Form eine Geste der Verteidigung darstellen, die die Bemühungen um Schutz der Frauen symbolisiert. Der Tischläufer ist in den gleichen Farbtönen gehalten, die wie gezackte Flammenzungen zur Mitte des Läufers züngeln. Das wellenförmige, farbenfrohe Muster ist charakteristisch für die Bargello-Nadelspitze, die auch als „Flammenstich“ oder „Florentiner Stich“ bezeichnet wird. Der Initiale-Buchstabe „C“ auf der Vorderseite des Tischläufers zeigt die Szene, in der Pizan der Königin von Frankreich Isabeau de Bavière ihr Werk vorstellt.

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Isabella d’Este wurde am 18. Mai 1474 in Ferrara als Tochter von Ercole I. d’Este, Herzog von Ferrara, und Leonora von Neapel geboren. Gemeinsam mit ihren Geschwistern wurde sie in Latein, Musik, Tanz, griechischer und römischer Geschichte und klassischer Literatur unterrichtet. Ihr großes Interesse galt der Astrologie und sie studierte Landkarten, zudem spielte sie leidenschaftlich Schach und Kartenspiele. Im Februar 1490 heiratete sie Gianfrancesco II. Gonzaga, Markgraf von Mantua, mit dem sie acht Kinder hatte. Mehrfach regierte sie die Markgrafschaft. So von 1489 bis 1498, als Gianfrancesco für die Republik Venedig als Militärkommandeur tätig war, 1509 bis 1510, als er sich in venezianischer Gefangenschaft befand, die sie mit diplomatischen Mitteln beenden konnte und nach seinem Tod im Jahr 1519, bis ihr Sohn Federico II. Gonzaga die Regierungsgeschäfte übernehmen konnte.

Ihrer Begabung ist es zu verdanken, dass sich die politische Position Mantuas verbesserte. Mantua wurde 1530 zum Herzogtum erhoben und die Ernennung ihres jüngeren Sohnes Ercole 1527 zum Kardinal ging ebenfalls auf ihre Bemühungen zurück. Um ihre Söhne zu fördern, schickte sie diese zur Ausbildung an wichtige europäische Königshöfe. Diese Praktik ging auf ihre Erfahrung zurück, als ihr ältester Sohn Federico 1510 als Geisel für den Vater an den Hof von Julius II. nach Rom gegeben werden musste, was sich jedoch positiv auf seine Erziehung auswirkte. Ein weiterer Nebenaspekt waren die Verbindungen, die sich durch den Aufenthalt am Hof entwickelten. Nach Federicos Rückkehr aus Rom schickte sie ihn an den Hof des französischen Königs und ihren Sohn Ferrante an den Hof Karls V. Dadurch konnte sich die Familie Gonzaga mit den wichtigen Machtzentren vernetzen.

Isabella d’Este reiste 1525 nach Rom, um sich dort zugunsten eines Kardinalstitels für ihren Sohn Ercole einzusetzen. Auch nachdem dies geregelt war, blieb Isabella noch in Rom, um das kulturelle und gesellschaftliche Leben zu genießen. So war sie noch in Rom, als die außer Kontrolle geratenen Söldnertruppen Karls V. im Sacco di Roma Rom angriffen, mordeten und plünderten. Isabella organisierte den Palazzo Colonna zu einer Verteidigungsbastei und versammelte dort über 2000 Adelige mit deren Bediensteten. Sie hoffte, dass ihr Sohn Ferrante, der im Heer von Karl V. diente, sie zusammen mit anderen schützen könnte. Durch die Zahlung von Lösegeld konnte sie den Palast von Plünderern frei halten und organisierte die Flucht der Gruppe mit Hilfe von Barken über den Tiber. Über Genua, wo die Gruppe in Sicherheit war, erreichte Isabella schließlich Mantua.

Isabella d’Este gilt als die bedeutendste Kunstmäzenin der Renaissance. Ihre umfangreiche Korrespondenz, etwa 28.000 Briefe an Isabella und Kopien von ca. 12.000 Briefen, die sie geschrieben hat, dokumentieren ihr Wirken. Sie förderte die Malerei, in dem sie berühmte Künstler beauftragte, ebenso wie die Bildhauerei, beschäftigte Baumeister, war in Kontakt mit Geisteswissenschaftlern und unterstützte Komponisten und Musiker. In der Mode galt sie als Vorbild ihrer Zeit. Ihre Mode wurde in Italien und am französischen Hof kopiert.

Das Gedeck für Isabella d’Este greift zwei wesentliche Züge von ihr auf, ihre Rolle als Herrscherin in Mantua und als Kunstmäzenin. Ihr Teller ist in den Farben Gold, Weiß und Königsblau gehalten, im Stil der Urbino-Majolika, die auch von Isabella d’Este gefördert wurde. Die goldenen Elemente sind erhöht gearbeitet und bilden einen strukturellen Rahmen für das Design. In der Mitte des Tellers findet sich ein Kreis, in dem Kolonnaden räumlich dargestellt sind. Die in der Renaissance wiederbelebten Techniken zur Schaffung dreidimensionaler und realistischer Werke mittels Perspektive, Horizontlinien und Fluchtpunkten greift der Teller auf. Der äußere Kranz des Tellers ist durch sechs Bogenelemente getrennt und durch vier Leiterelemente und zwei Blütenelemente gestaltet. Der Tischläufer trägt auf der Vorderseite drei verschiedene Lilienmuster und auf der Rückseite das Wappen der Familie d’Este, verziert mit Quasten. Die Seiten sind mit Schilden gestaltet, als Hintergrundfarbe für die gestalteten Bereiche wählte Chicago Blau, die Zierelemente sind in Gold eingefasst und die Mitte des Läufers ist weiß gehalten. Der initiale Buchstabe „I“ auf der Vorderseite ist mit einer blütenähnlichen Form umgeben, die ebenfalls die Farben des Läufers aufnimmt.

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Elisabeth I. wurde am 7. September 1533 in London geboren. Ihr Vater war Heinrich VIII., ihre Mutter Anne Boleyn, zweite Ehefrau Heinrichs, die später enthauptet wurde. Elisabeth bestieg am 17. November 1558 den Thron und war bis an ihr Lebensende Königin von England. In ihrer Regierungszeit, auch das Elisabethanische Zeitalter genannt, blühte England auf. Dies zeigte sich in der Kunst, durch die Werke von Dramatikern wie William Shakespeare, Christopher Marlowe oder Ben Jonson, Lyrik mit Sonetten und Liedgedichten. Die moderne Wissenschaft wurde mit Francis Bacon begründet und die Welt von Francis Drake erstmals komplett umsegelt. Nach der Umgestaltung Englands zu einer Seemacht und der Gründung der ersten englischen Kolonie in Amerika in dieser Zeit wurde auch die Wirtschaft, die zuvor am Boden lag, beflügelt. Auch löste sie die Glaubenskonflikte, sie stärkte die Anglikanische Kirche, drängte den Katholizismus zurück und bestimmte den Herrscher Englands auch zum Oberhaupt der Kirche.

Elisabeth zeichnete sich durch eine umfassende Bildung aus, sie sprach Italienisch und Französisch perfekt, auch Spanisch beherrschte sie, Latein sprach sie fließend und Griechisch befriedigend. Sie galt als Meisterin der Rhetorik und spielte das Clavecin. Sie galt als lebhafte Prinzessin und wird beschrieben mit rotblondem Haar, braunen Augen und fahler Haut. Ihre Regierungszeit galt als sehr erfolgreich, jedoch heiratete sie nie und hatte auch keine Kinder. Nach ihrem Tod am 24. März 1603 im Alter von 69 Jahren in Richmond, wurde Jakob von Schottland, Sohn ihrer Cousine Maria Stuart, König von England und vereinigte dadurch die Königreiche Schottland und England.

Das Gedeck auf der Dinner Tafel für Königin Elisabeth soll auf die Bedeutung von Elisabeth als große Persönlichkeit der Geschichte hinweisen, mit grenzenloser Unabhängigkeit und extravagantem Geschmack. Sie ist angelehnt an die Porträts von Elisabeth, die diese beauftragte und sie in prächtigen Kleidern zeigen. Königliche tiefe Blautöne, Purpur- und Rottöne, die auch auf den Porträts zu sehen sind, dominieren die farbliche Gestaltung des Gedeckes, sie verdeutlichen auch den Wohlstand, den England während ihrer Regierungszeit genoss und erinnern an die Opulenz, die mit der Monarchie verbunden ist. Als Anlehnung an die hohen Kragen, die zur Zeit von Elisabeth in Mode waren, wurde der Teller mit einer gestickten Stoffkrause umgeben. Der Teller selbst ist mit einer Schmetterlingsvulva in Purpur gestaltet, deren vier Elemente sich nach außen ranken. Der Tischläufer ist mit Blumenmustern und schwebenden Federn luftig gestaltet. Diese sind in der aufwendigen Nähtechnik der Schwarzarbeit genäht. Dabei werden die Konturen mit geometrischen Mustern durchsetzt. Diese Form der Stickerei war zur Regierungszeit von Elisabeth sehr beliebt. Eine Feder ist auch im Initial-Buchstaben „E“ eingearbeitet, eine weitere ziert den nachgestellten Buchstaben „R“ in ihrem Namen auf der Vorderseite des Läufers. Dies in Anlehnung an die Unterschrift Elisabeths, die als „Elizabeth R.“ unterschrieb, das „R“ für Regina, lateinisch für Königin. Der Schriftzug der Stickerei ist analog zur Handschrift von Elisabeth gehalten.

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Artemisia Gentileschi wurde am 8. Juli 1593 in Rom geboren. Ihr Vater war der Maler Orazio Gentileschi und ihre Mutter Prudentia Montone, die bereits 1605 verstarb. Unterrichtet in der Malerei wurde sie durch ihren Vater, für den sie auch Modell stand. Dies beeinflusste sie stark in ihrem Stil. Um die Kunst der Perspektive zu erlernen, schickte ihr Vater sie zu seinem Kollegen und Freund Agostino Tassi, der Artemisia vergewaltigte. Danach erpresste er mit einem Heiratsversprechen ihr Schweigen, das er jedoch nicht hielt, was sie gesellschaftlich unmöglich machte. Orazio Gentileschi verklagte ihn im Mai 1612. Im Verlauf des Prozesses musste Artemisia unter Folter mit der Daumenschraube aussagen und wurde in einer entwürdigenden gynäkologischen Untersuchung begutachtet, um zu beweisen, dass sie keine Prostituierte war, wie Tassi behauptet hatte, um sich aus der Affäre zu ziehen. Tassi wurde verurteilt, jedoch konnte auch dies Artemisias Ruf nicht vollkommen wiederherstellen. Selbst ihre kurz darauf stattfindende Hochzeit mit dem Florentiner Maler Pietro Antonio di Vicenzo Stiattesi konnte dies nicht. Artemisia zog nach Florenz, dort wurde ihre Tochter geboren. Im Jahr 1615 erhielt sie von Michelangelo Buonarroti dem Jüngeren, einem Großneffen von Michelangelo, ihren ersten großen Auftrag und im Jahr 1616 wurde ihr die Ehre zuteil, als erste Frau an der Accademia dell’Arte del Disegno aufgenommen zu werden.

Artemisias Bekanntheit steigerte sich und sie arbeitete viel für die Familie Medici, wobei sie vor allem von Cosimo II. gefördert wurde. Ihr Stil entwickelte sich weiter und sie entfernte sich von der Art zu malen, wie ihr Vater. Ihr bekanntestes Werk Judith enthauptet Holofernes entstand um das Jahr 1620. Artemisia setzte sich stark mit der biblischen Legende auseinander und in ihrer Version ist Judith eine kaltblütige Mörderin und das Gemälde zeichnet sich durch eine äußerst realistische Darstellung aus. Nach Rom konnte sie mit ihren zwei Töchtern im Jahr 1623 zurückkehren, dort hatte sie mehrere Auftraggeber, zu denen unter anderem Kardinal Francesco Barberini, Neffe von Papst Urban VIII., und der Commendatore Cassiano dal Pozzo gehörten. Die wichtigste Stadt Europas und dreimal so groß wie Rom war jedoch Neapel und Artemisia zog 1630 dorthin. Ihre Werkstatt in Neapel florierte, sie erzielte höhere Honorare als ihre männlichen Kollegen. Eine Einladung nach London an den Hof König Karls I., an dem ihr Vater inzwischen als Hofmaler tätig war, erhielt sie im Jahr 1635. Vermutlich erst 1637 folgte sie der Einladung und unterstützte ihren Vater Orazio bei der Gestaltung des Deckengemäldes im Queen’s House in Greenwich. Im Jahr darauf verstarb ihr Vater in England und Artemisia kehrte nach Neapel zurück. Große Unterstützung erfuhr sie dort durch den Mäzen Antonio Ruffo von Messina. Jedoch waren ihre letzten Lebensjahre durch gesundheitliche Probleme und finanzielle Schwierigkeiten geprägt und sie starb um 1652/53.

Das Gedeck für Artemisia Gentileschi auf der Dinner Tafel lehnt sich an das Motiv ihres bekanntesten Bildes Judith enthauptet Holofernes an. Die Farben des Bildes bilden die Grundlage für das Gedeck der Dinner Tafel. Die Bemalung des Tellers spielt mit der Hell-Dunkel-Technik, die in der Zeit des Malerei des Barocks beliebt war und spielt auf den Malstil des nach Caravaggio, einem bedeutenden Maler dieses Stils, benannten Caravaggismus. Artemisia wie auch ihr Vater gelten als die bekanntesten Maler, die ihr Werk in diesem Stil schufen. Die gedrehten Formen auf dem Teller sollen auf die Anstrengungen, das „Drehen und Wenden“ hinweisen, die eine Frau zu der Zeit unternehmen musste, um Künstlerin zu werden. Der Teller ist auf einem dunklen Stoff platziert, der mit einem sich wiederholenden Granatapfelmotiv im Barockstil verziert ist und auf ihre Zeit hinweisen soll. Umgeben ist der Teller von einem üppigen, samtigen Goldstoff, der in der Farbe gehalten ist, die Artemisia gerne in ihren Gemälden verwendete und unter dem Namen „Artemisia Gold“ bekannt ist. Nach Chicago umhüllt der Stoff den Teller fast und soll eine sichere, schützende Umgebung darstellt, die Orazio Gentileschi für seine Tochter schaffen wollte. Vorder- und Rückseite des Tischläufers sind nach dem Vorbild von „bizarrer Seide“ hergestellt. Bei diesem Stil wurden mehrere Muster übereinander gelegt, um ein sich wiederholendes Design zu schaffen. Dabei ist die Rückseite auf dunklem Grund und die Vorderseite auf hellem Grund geschaffen. Auf der Vorderseite befindet sich der Namenszug mit dem ausgeschmückten Initial-Buchstaben „A“ Er wird durchbohrt durch ein Schwert, welches auf Judith hinweist und die körperliche und emotionale Stärke jeder Frau anzeigen soll, sowie mit einer Farbpalette und vier Pinseln verziert ist, was für die Künstlerin steht.

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Anna Maria von Schürmann wurde am 5. November 1607 in Köln geboren. Sie war eine niederländische Universalgelehrte und galt zu ihrer Zeit als „der Stern Utrechts“. Für ihre Talente wurde sie weithin bewundert. Ihre Eltern legten großen Wert auf die Bildung nicht nur der Söhne, sondern auch der Tochter Anna Maria. Bereits im Alter von drei Jahren las sie in der Bibel und lernte den Heidelberger Katechismus auswendig. Neben der Ausbildung einer jungen Adligen in der Renaissancezeit wurde sie gemeinsam mit ihren Brüdern vom Vater und Hauslehrern unterrichtet. Nach einem Umzug nach Utrecht und der Bekanntschaft mit bekannten Malern, übte sie sich auch im Malen und wurde in der Kunst des Kupferstechens unterrichtet. Schon als Jugendliche erwarb sie sich den Ruf großer Gelehrsamkeit. Die Familie zog 1623 nach Franeker, kurze Zeit später starb ihr Vater. Ihre Brüder studierten an der Universität. Durch ihren Bruder Johan Gotschalk bekam sie Kontakt zu deren Professoren, da ihr als Frau nicht gestattet war, an den Vorlesungen teilzunehmen. Die Familie kehrte 1626 zurück nach Utrecht und schloss sich der Gemeinde an, deren Presbyter der berühmte Humanist Arnoldus Buchelius war. Mit ihm stand sie in Korrespondenz, zudem bildete sie sich größtenteils autodidaktisch fort. Sie sprach und schrieb mindestens zehn Sprachen, war erfahren in der Stickerei, der Glasmalerei, der Holzschneiderei und Kupferstechkunst, arbeitete als Malerin, besonders als Porträtistin, war eine Virtuosin in der Musik, Dichterin, Geographin, Astronomin, Theologin, Pädagogin, Historikerin, Linguistin und Philosophin.

Die Universität Utrecht wurde im Jahr 1636 gegründet und Schürmann galt zu der Zeit als die gelehrteste Frau Europas. Sie wurde eingeladen, zur Eröffnung Preisgedichte zu verfassen. In diesen prangerte sie an, dass Frauen zu diesen „heiligen Hallen der Gelehrsamkeit“ nicht zugelassen seien. Diese Gedichte wurden zusammen mit den Preisgedichten anderer Gelehrter gedruckt und waren ihre ersten gedruckten Werke. Nach ihren Preisgedichten wurde ihr der Zugang zur Universität ermöglicht, sie durfte an den Vorlesungen und Disputationen aller Fakultäten teilnehmen, musste jedoch hinter einem Vorhang in einem Holzverschlag, unsichtbar für die männlichen Studenten, sitzen. Sie beschäftigte sich mit dem Judentum und dem Islam. Zudem schrieb sie den Koran in Arabisch ab und verfasste eine Grammatik für die Altäthiopische Sprache. Neben den Sprachen galt ihr Interesse der Theologie.

Schürmann begann, Schriften, Briefe und Gedichte zu veröffentlichen. Sie befasste sich mit der Frage der Bildung für Frauen, ihre Schriften fanden weite Verbreitung. Ihre Berühmtheit zog Gelehrte aus ganz Europa an, mit denen sie korrespondierte, die sie besuchten und die Preisgedichte über sie verfassten. Als Künstlerin porträtierte sie mehrere Mitglieder der Universität und wurde 1643 in die Lukasgilde aufgenommen. Von Schürmann motivierte andere Frauen, sich ebenfalls humanistisch zu bilden. Zu den Besuchern gehörte im Jahr 1654 Christina von Schweden, die als Mann verkleidet nach Utrecht gekommen war und sich von Anna Maria von Schürmann als Pallas Athene porträtieren ließ. Nach dem Tod ihrer Mutter im Jahr 1637 führte sie ihrem Bruder Johan Gotschalk den Haushalt. Dank ihres Reichtums hatten sie ein sorgenfreies Leben und sie konnte an seinen Studien teilhaben, da keine andere Universität ihr den Zugang gestattete. Im Jahr 1653 reiste sie zusammen mit ihrem Bruder nach Köln. Dort unterstützten sie zwei Schwestern ihrer Mutter und mussten als Calvinisten ihre Religion im katholischen Köln im Verborgenen leben.

Da Schürmann aus einem frommen, calvinistischem Haus stammte, bestimmte auch die Theologie einen großen Teil ihrer Studien und sie bedeutete für sie vor allem gelebte Frömmigkeit. Nach ihrem Aufenthalt in Köln verstärkte sich in ihr der Wunsch, das Leben dem Glauben zu opfern. Sie schränkte ihre Kontakte ein und zog mit ihrem Bruder und den Tanten nach Lexmond, wo die Familie Land besaß und lebte dort zwei Jahre lang abgeschieden. Sie kehrte nach dem Tod der Tanten und einer überstandenen lebensgefährlichen Krankheit nach Utrecht zurück. Ihr Bruder Johan Gotschalk vermittelte ihr die Bekanntschaft mit Jean de Labadie, den dieser in Genf kennen gelernt hatte, nachdem er 1662 in Basel promoviert hatte. Nach dem Tod von Johan Gotschalk im Jahr 1664 setzte Anna Maria die Korrespondenz fort und Labadie kam 1666 nach Utrecht. Sie begleitete ihn danach auf seinen Predigtreisen. Ihr Haus in Utrecht verkaufte sie 1669 und schloss sich den Labadisten an. Sie widerrief ihre früheren Schriften und wollte sich nur noch der Aufklärung und Gemeindearbeit widmen. Dies sorgte für großes Aufsehen. Mit den Labadisten zog sie nach Amsterdam und weiter nach Herford in Westfalen. Den ersten Teil ihrer Autobiographie Eukleria oder die Erwählung des besseren Teils gab sie 1673 heraus. Labadie starb 1674 in Altona bei Hamburg, und Schürmann wurde die geistige Führerin der Gruppe. Sie zogen ins westfriesische Wieuwerd und fanden auf Walta-State Zuflucht. Dort starb sie 1678 wenige Tage nach Vollendung des zweiten Teils ihrer Autobiographie Eukleria.

Das Gedeck der Anna Maria von Schurmann ist in Orangetönen gehalten. Der Teller weist eine abstrahierte Schmetterlingsform auf, die zu den Rändern zu fließen scheint. Der Tischläufer ist durch viele Rechtecke geteilt. In diesen werden kleine Szenen der Niederländischen Tradition gezeigt. Junge Mädchen mussten an diesen kleinen Rechtecken die winzigen Stiche üben und ihnen wurden so die weiblichen Tugenden wie Fügsamkeit und Gehorsamkeit beigebracht. Nach Chicago waren Mädchen in dieser Zeit so gezwungen, „klein zu denken“. Auf der Rückseite des Tischläufers ist ein gestickter Blumenkorb dargestellt, ein häufiges Motiv niederländischer Stickerei, welches Erneuerung bedeutet. Windmühle, Schiff, Haus und weitere Motive umgeben den Blumenkorb. Die Vorderseite zeigt in einer unteren Bordüre weitere kleine Stickbilder. Der Name Anna Maria von Schürmann hingegen wird von Engeln umgeben, die auf ihre Rolle als religiöse Führerin hinweisen. Der Initial-Buchstabe „A“ wird mit demselben Motiv dekoriert, das sich auch auf dem Teller findet. In ihrem Werk bekämpfte Anna Maria von Schürmann die Beschränkung von Frauen auf die Häuslichkeit. Eines ihrer bekanntesten Zitate ist auf den Läufer in englischer Sprache aufgestickt: „Die Frau hat das gleiche aufrechte Gesicht wie der Mann, die gleichen Ideale, die gleiche Liebe zur Schönheit, Ehre und Wahrheit, den gleichen Wunsch nach Selbstentwicklung, und doch soll sie in einer leeren Seele gefangen sein, deren Fenster geschlossen sind.“

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Die dritte Seite repräsentiert das „Zeitalter der Revolution“. Er beginnt mit Anne Hutchinson und führt von der Amerikanischen Revolution durch das zwanzigste Jahrhundert bis zur ersten und zweiten Welle feministischer Umwälzung und endet mit den Plätzen von Virginia Woolf und Georgia O’Keeffe.


Anne Hutchinson wurde als Anne Marbury im Juli 1591 geboren. Sie heiratete im Alter von 21 Jahren Wiliam Hutchinson und übersiedelte mit ihm und dem religiösen Führer John Cotton 1634 in die britische Kolonie Massachusetts. In ihrer Gemeinde begann sie, wöchentliche Treffen abzuhalten, an denen Männer und Frauen teilnehmen konnten, um die letzte Predigt zu besprechen. Dies führte dazu, dass zunehmend Kritik an der puritanischen Praxis geübt wurde und sie mit den religiösen Führern der Siedlung in Konflikt kam. Ihr wurde 1637 der Prozess gemacht und sie wurde aus der Gemeinde ausgeschlossen. Gemeinsam mit ihrem Mann siedelte sie nach Rhode Island um. Dort begründete sie mit Roger Williams, der ebenfalls aus der puritanischen Gesellschaft der Massachusetts Bay Colony verbannt worden war, eine religionsliberale Kolonie. Später zog sie mit ihrer Familie in den Bundesstaat New York, dort kam sie mit ihrer gesamten Familie bei einem Indianerüberfall im Jahr 1643 ums Leben.

Durch ihre religiöse Überzeugung, dass jemand, der den Status des „Erwählten“ erreichte, in der Gruppe als gleichberechtigt angesehen wurde, lehnte sie eine Erhöhung des Klerus über die anderen Gläubigen ab. Diese spirituelle Sicherheit der Erwählten machte die Rolle der Priester als Vermittler zwischen Gott und Mensch und als Ausleger von Gottes Wort überflüssig. Die Haltung des passiven Abwartens in der Überzeugung, erwählt zu sein, näherte das Bild eines idealen Christen der sozialen Rolle der Frau an und führte so zur Aufwertung der Frau. Dadurch entstand eine erhebliche Anziehungskraft auf Frauen und dies wird als frühe Form des Feminismus angesehen.

Das Gedeck für Anne Hutchinson auf dem Tisch der Dinner Party greift das Motiv der Trauer auf; Trauer um eine bedeutende Persönlichkeit, ein Familienmitglied oder einen Freund. Auf dem Tischläufer befinden sich mehrere Darstellungen trauernder Frauen. Zudem umspannt eine große Trauerweide den Platz, auf dem der Teller steht. Diese ist ähnlich gestaltet und in Farbe und Formgebung übernimmt die Bemalung des Tellers die Form der Trauerweide. Ein weiteres Element auf der Rückseite des Tischläufers ist eine griechische Urne auf einem Grabsteinsockel. Sie wird flankiert von zwei trauernden Frauen. Eine weitere trauernde Frau befindet sich auf der Vorderseite, neben dem Namenszug. Der Initial-Buchstabe „A“ ist mit der Struktur gefüllt, die auch auf dem Teller zu sehen ist. Tischläufer und Teller sind in dunklen Erdtönen gehalten, die die Symbolik der Trauer unterstreichen. Für Chicago war das 17. Jahrhundert ein besonderer Tiefpunkt in der Geschichte der Frauen. Für sie stellte es ein Symbol für die nachlassende Macht von Frauen dar, dass eine religiöse Frau von der Kirche aus der Gesellschaft verbannt wurde. Dieser Tiefpunkt wird in dem Gedeck durch das Motiv der Trauer ausgedrückt.

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Sacajawea wurde um 1788 im Lemhi River Valley, Idaho geboren. Ihr Name bedeutet „Vogelfrau“. Sacajawea war eine Indianerin vom Stamm der nördlichen Shoshone und lebte als Sklavin bei den Hidatsa-Indianern, nachdem sie im Alter von etwa 10 Jahren von diesen entführt worden war. Von diesen wurde sie zusammen mit einer weiteren Sklavin namens „Otterfrau“ an den französisch-kanadischen Pelztierjäger Toussaint Charbonneau verkauft. Als im Jahr 1804 die Lewis-und-Clark-Expedition, die durch Präsident Thomas Jefferson beauftragt war, die im Jahr 1803 gekaufte Kolonie Louisiana und nach Möglichkeit das Gebiet bis zum Pazifischen Ozean zu erkunden, bei den Hidatsa eintraf, wurde Charbonneau als Dolmetscher engagiert. Sacajawea wurde ebenfalls ausgewählt die Expedition zu begleiten, da sie die Sprache der Shoshonen sprach. Auf die Expedition, die im April startete, nahm Sacajawea ihr im Februar geborenes Baby Jean Baptiste mit. William Clark erwähnt das Baby in seinem Journal mehrfach, später wurde er Pflegevater des Kindes und sorgte dafür, dass es eine hervorragende, internationale Ausbildung erhielt.

Sacajawea begleitete die Expedition nicht nur als Dolmetscherin und Kundschafterin, sie war auch in weiterer Hinsicht für das Gelingen der Expedition hilfreich. Zunächst war alleine ihre Anwesenheit mit dem Kind für andere Indianer ein Zeichen, dass die Expedition friedlich wäre, da Indianer niemals Frauen oder Kinder auf einen Kriegszug mitnahmen. Sie konnte bei der Bestimmung von Pflanzen und Tieren helfen, ein Bruder von Sacajawea war Häuptling einer Shoshone-Abteilung und konnte die Gruppe mit Pferden ausstatten. Auch half sie an anderen Stellen.

Nach ihrer Rückkehr blieben Sacajawea und Charbonneau bei den Hidatsa. Auf Einladung von Clark ging Sacajawea etwa drei Jahre später nach St. Louis. Dort sorgte Clark dafür, dass sie ein Stück Land bekam und er übernahm die Kosten für die Ausbildung von Jean Baptiste. 1812 bekam Sacajawea eine Tochter namens Lisette. Sacajawea starb im Dezember 1812 im Fort Manuel Lisa, vermutlich an Fleckfieber. Da Charbonneau auf Handelsreise war und das Gerücht aufkam, er wäre von Indianern getötet worden, übernahm William Clark 1813 die Vormundschaft für beide Kinder. Über Lisette gibt es keine weiteren Informationen, sie starb vermutlich im Kindesalter. Charbonneau kehrte vier Jahre später aus der Wildnis zurück. Dank Clark erhielt Jean Baptiste eine hervorragende Ausbildung. Er lebte jahrelang in Europa und besuchte Afrika. Er starb unter ungeklärten Umständen während des kalifornischen Goldrausches.

Nach der Rückkehr der Expedition wurden die Erkenntnisse begeistert aufgenommen. Lewis und Clark wurden zu Helden, Sacajawea völlig vergessen. Dies änderte sich etwa 100 Jahre später, als Eva Emery Dye, die als Aktivistin für Frauenrechte nach Frauen forschte, die in der Vergangenheit bedeutende Beiträge geleistet hatten.

Das Gedeck für Sacajawea auf dem Tisch der Dinner Party ist geprägt durch die Verwendung der künstlerischen und kulturellen Tradition des Shoshone-Stammes. Abstrakte geometrische Muster wurden durch die Frauen des Stammes verwendet, während Männer piktografische Werke schufen. Der Teller ist in Gelb-, Ocker-, Blau- und Lavendeltönen gestaltet. Diese Farbtöne wurden durch die Shoshone aus Pflanzen hergestellt. Chicago bezieht in das traditionelle indianische Design auch die Formen des Schmetterlings und des Dreiecks, die zudem ebenfalls in den indianischen Mustern vorkommen, ein, um ein authentisches Design zu erzeugen. An dem Teller sind ein Wiegenbrett und ein Tuch angebracht, die auf die Situation von Sacajawea hinweisen, die die Expedition mit ihrem Baby auf dem Rücken geführt hat. Der Tischläufer ist nach der Tradition der Plains-Indianer aus handgegerbtem Hirschleder gefertigt. Fast 40.000 undurchsichtige Rocailles fassen aufgefädelt als Perlenstreifen die Ränder ein. Sie bilden ein traditionelles Shoshonen-Motiv. Der Name Sacajawea wurde auf Stoff unter das Hirschleder gestickt. Ein asymmetrischer Ausschnitt lässt ihn sichtbar werden und der Initiale-Buchstabe „S“ wurde mit einer komplizierten Perleneinfassung umgeben.

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Caroline Herschel wurde am 16. März 1750 in Hannover geboren. Neben einer Schwester, die bereits als Kleinkind verstarb, wuchs sie gemeinsam mit vier Brüdern auf. Ihr Vater war Militärmusiker und zugleich an Philosophie und Astronomie interessiert. Dieses Interesse gab er an seine Kinder, auch an die Tochter, weiter und zwei ihrer Brüder wurden ebenfalls Musiker und Astronomen. Herschel konnte gemeinsam mit ihren Brüdern die Garnisonsschule besuchen und lesen und schreiben lernen, was für ein bürgerliches Mädchen nicht selbstverständlich war. Entgegen der Wünsche ihrer Mutter, die ihr eine Ausbildung zur Weißnäherin angedeihen lassen wollte, folgte sie dem Rat ihres Vaters und machte eine musikalische Ausbildung zur Konzertsängerin.

Sie folgte im Alter von 22 Jahren ihrem Bruder Friedrich Wilhelm Herschel nach England, der in Bath als Organist und Konzertleiter angestellt war, um ihm dort den Haushalt zu führen. Gleichzeitig half ihr Bruder ihr, der Enge des Elternhauses zu entfliehen, sich musikalisch weiterzuentwickeln und sie konnte als Solistin in Konzerten auftreten. Neben ihren Auftritten widmete sich Caroline Herschel der Astronomie. Sie half bei der Fertigung von Spiegelteleskopen. Ihr Anteil bestand in der Aufgabe, die Spiegel zu polieren und zu schleifen. Daneben beschäftigte sie sich mit astronomischer Theorie.

Nachdem ihr Bruder 1781 bei einer Himmelsdurchmusterung den Planeten Uranus entdeckt hatte, bot ihm König Georg III. eine Anstellung als Astronom in der Stadt Slough an, die er annahm. Auch Caroline bekam das Angebot einer Anstellung, als Gehilfin ihres Bruders, sie musste sich entscheiden, diese anzunehmen, oder ihre erfolgreiche Karriere als Sängerin fortzusetzen. Sie entschied sich, ihrem Bruder, den sie sehr verehrte, zu folgen und nahm die Anstellung an. Sie begann, den Sternenhimmel systematisch zu erforschen und suchte nach Kometen. Sie entdeckte astronomische Nebel sowie acht Kometen und erstellte einen Index zu John Flamsteeds Beobachtungen, zusammen mit einem Katalog von 561 Sternen, welche in dessen British Catalogue fehlten sowie zusätzlich eine Liste von Fehlern in dieser Publikation.

Gemeinsam arbeitete sie mit ihrem Bruder, notierte Sternpositionen, die er ihr zurief, wertete die Aufzeichnungen aus, schrieb Abhandlungen für die Philosophical Transactions, entdeckte weitere Nebel und berechnete Hunderte. Ihre Arbeit wurde von den bedeutendsten Mathematikern und Astronomen gewürdigt, unter ihnen Carl Friedrich Gauß und Johann Franz Encke. Nach dem Tod ihres Bruders kehrte sie in ihre Heimatstadt Hannover zurück. In Hannover arbeitete sie weiter als Astronomin und ordnete das Material ihres Bruders, welches ihrem Neffen John Herschel als Grundlage für seine Arbeit diente.

Ihr wurden zahlreiche Auszeichnungen verliehen. Sie bekam 1828 die Goldmedaille der Royal Astronomical Society und wurde 1835 zum Ehrenmitglied der Royal Astronomical Society ernannt. Die Königliche Irische Akademie der Wissenschaften in Dublin ernannte sie im Jahr 1838 zu ihrem Mitglied. Zu der Zeit war sie 88 Jahre alt. Im Auftrag des Königs von Preußen erhielt sie im Jahr 1846 die goldene Medaille der Preußischen Akademie der Wissenschaften. Das Kronprinzenpaar empfing sie, als sie 97 Jahre alt war, einige Stunden unterhielten sie sich lebhaft und Caroline sang ihnen ein Lied vor, welches ihr Bruder komponiert hatte. Sie starb am 9. Januar 1848 und wurde in Hannover beerdigt.

Ihr Gedeck am Tisch der Dinner Tafel ist als Referenz an die Astronomie gestaltet. Ihr Teller wird zentral durch ein Auge gestaltet. Es soll an die Betrachtungen Herschels des Himmels durch ihr Teleskop erinnern, um weitere Komponenten des Universums zu entdecken. Von dem Auge im Zentrum des Tellers verlaufen vier Strahlen in die vier Himmelsrichtungen zum Rand des Tellers. Der Tischläufer ist durch zahlreiche astronomische Symbole gestaltet. Die Hintergrundfarben sind ein tiefes Blau und ein tiefes Schwarz, auf ihnen sind Wolken, Sterne und Kometen gestickt. Im Zentrum befindet sich eine hell strahlende Sonne, auf der der Teller platziert wird. Auf dem Rücken des Läufers sind astronomische Notationen sowie Verweise auf die Flugbahnen von Kometen aufgestickt. Auf der Vorderseite ist in goldener Farbe ihr Name gestickt; Der Initiale-Buchstabe „C“ wird durch ein Teleskop verziert, welches ihr Bruder ihr gegeben hatte und mit dem Caroline Herschel ihre Karriere gestartet hat.

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Mary Wollstonecraft wurde am 27. April 1759 in Spitalfields, London geboren. Sie war Engländerin irischer Abstammung, ihr Vater war Weber und Landwirt. Die Familie zog oft um, was ihre Schulbildung durch die häufigen Schulwechsel beeinträchtigte, jedoch war sie sehr an Bildung interessiert, auch an gleichberechtigter Schulbildung für Mädchen. Sie arbeitete im Alter von 19 Jahren für ein Jahr, bis 1779, als Gesellschafterin in Bath, danach gründete sie zusammen mit ihren Schwestern eine private Schule in London. Dort unterrichtete sie bis 1787. Sie reiste im Jahr 1785 nach Lissabon, um ihrer Freundin bei der Geburt ihres ersten Kindes beizustehen. Als sie Ende 1786 zurück an ihre Schule nach London kam, stellte sie fest, dass die Schule bankrottgegangen war. Um die aufgelaufenen Schulden zu bezahlen, arbeitete Wollstonecraft als Gouvernante in Irland. Nachdem sie 1787 die Stelle verloren hatte, kehrte sie nach London zurück, wo sie sich eine kleine Wohnung leisten konnte, da ihr erster Roman Mary veröffentlicht worden war.

Im Herbst 1792 reiste sie nach Frankreich. Dank eines Empfehlungsschreibens ihres Verlegers kam sie in Kontakt mit weiteren Schriftstellern, Politikern und anderen Künstlern. Auch kam sie mit Frauenrechtlerinnen in Kontakt und wurde durch die britische Frauenrechtlerin und Historikerin Catherine Macaulay beeinflusst. Ihr bekanntestes Werk, A vindication of the rights of woman, in dem sie für die Gleichberechtigung eintrat, entstand in Frankreich. In ihrem ersten Winter in Frankreich lernte sie auch den amerikanischen Geschäftsmann Gilbert Imlay kennen. Wollstonecraft und Imlay begannen im April 1793 eine Beziehung, aus der die gemeinsame Tochter Fanny stammte. Um Wollstonecraft und ihre Tochter zu schützen, ließ Imlay sie als amerikanische Staatsbürgerin registrieren, jedoch heiratete er Mary Wollstonecraft nicht. Den Sommer 1794 verbrachte Wollstonecraft mit einer dreimonatigen Reise durch Skandinavien. Ihre Letters Written During a Short Residence in Sweden, Norway, and Denmark wurden 1796 veröffentlicht. Mit ihrer Tochter kehrte sie 1795 nach London zurück. Die Trennung machte sie depressiv und im Oktober unternahm sie auf der Putney Bridge einen Suizidversuch.

Bereits 1791 hatte sie auf einem Empfang den proto-anarchistischen Schriftsteller William Godwin kennen gelernt, den sie 1796 wieder traf und ein Jahr später heiratete. Nach ihrer Heirat führte sie den Doppelnamen Mary Wollstonecraft-Godwin. Die gemeinsame Tochter Mary kam 1797 zur Welt. Mary Shelly wurde später als Autorin des Romans Frankenstein bekannt. Die Geburt ihrer Tochter Mary überlebte sie nur um elf Tage, da der in der Gebärmutter verbliebene Mutterkuchen zu einem Infekt führte und sie am Kindbettfieber starb.

Das Gedeck für Mary Wollstonecraft auf dem Tisch der Dinner Party wurde gestaltet, um den starken Charakter der Autorin zu beleuchten, auch ihren Glauben an die Gleichstellung der Frau. Der Tischläufer ist in unterschiedlichen Handwerkstechniken gestaltet. Es finden sich Nadelspitzen, Petitpoints, Stickereien, Häkelarbeiten und Stumpfarbeiten. In Bildern wird Wollstonecrafts Leben mit Szenen aus dem häuslichen Umfeld dargestellt. Auf der Rückseite ist ihr tragischer Tod dargestellt. Die Bilder mit Vögeln, Blumen und Äpfeln auf der Vorderseite sollen die Trivialität der weiblichen Existenz im 18. Jahrhundert hervorheben. Im Gegensatz zu der schlichten, häuslichen Gestaltung des Tischläufers ist der Teller aufwändig und dreidimensional gestaltet. Die erhabene Oberfläche dient Chicago als Metapher für Wollstonecrafts Willen und Intelligenz. Der Initial-Buchstabe „M“ auf der Vorderseite des Tischläufers wird mit zwei Ikonen, einem Zylinder und einem Handschuh, verziert, die Wollstonecrafts Lebenswerk darstellen. Auf ihrem Sterbebett sagte sie dazu: „Ich habe den Handschuh hingeworfen. Es ist an der Zeit, Frauen wieder zu ihrer verlorenen Würde zu verhelfen und sie zu einem Teil der menschlichen Spezies zu machen .“

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Sojourner Truth wurde um 1797 in Hurley, New York als Tochter der versklavten Elisabeth (Ma Ma Bett) und James (Bomefree) geboren. Zunächst trug sie den Namen „Isabella“. Für eine Sklavin war ein Nachname unüblich, doch da ihr Vater „Bomefree“ genannt wurde, wurde sie zunächst „Isabella Bomefree“ genannt. Sie gehörte, wie ihre Familie, der aus den Niederlanden eingewanderten Familie Hardenbergh. Nach dem Tod von Johannes Hardenbergh 1799 wurde sie an den Sohn, Carles Hardenbergh, vererbt. Als Carles starb, waren ihre Eltern bereits aufgrund ihres Alters in die Freiheit entlassen worden, die etwa neun Jahre alte Isabella hingegen wurde zur Auktion gegeben. Den Zuschlag für 100 Dollar bekam John Neely, ein Kaufmann aus der Nähe von Kingston. Da Isabella vermutlich mit der niederländischen Sprache aufgewachsen war, fiel es ihr schwer, für die englische Familie Neely zu arbeiten und wenn sie Anweisungen nicht verstand, wurde sie mit der Peitsche bestraft. Im Jahr 1810 kaufte sie John Dumont, ein Farmer im Ulster County, der seine Sklaven nicht schlug.

Isabella verliebte sich um 1815 in Robert, einen Sklaven von einer benachbarten Farm. Dessen Besitzer untersagte die Beziehung und Robert wurde von ihr getrennt, sie sah ihn nie wieder. Ihr Besitzer Dumont zwang sie zu einer Ehe mit einem Sklaven namens Thomas. Aus dieser Beziehung gingen vier Kinder hervor, zudem hatte Isabella einen Sohn, dessen leiblicher Vater Robert war. Dumont hatte ihr die Freiheit versprochen, jedoch ließ er sie nicht gehen. Deshalb floh Isabella 1826 zum Quäker Isaac van Wagenen. Dieser kaufte sie und ihre jüngste Tochter frei.

Nachdem sie frei war, konvertierte Isabella zum Christentum und zog 1829 als Hausdienerin mit ihrem Sohn nach New York City. Dort trat sie 1832 der christlich-utopischen Zion’s-Hill-Gemeinde bei, deren Führer Robert Matthews behauptete, als Prophet von Gott gesandt zu sein. Die Gemeinde wurde 1834 aufgelöst. Im Jahr 1843, nachdem sie eine religiöse Inspiration erfahren hatte, beschloss Isabella als Wanderpredigerin durch das Land zu ziehen. Sie nahm dazu den Namen Sojourner Truth an. Durch die reformistisch eingestellten Mitglieder der „Northampton Association of Massachusetts“ kam sie mit fortschrittlichen abolitionistischen und feministischen Ideen in Kontakt.

Als Frau und ehemalige Sklavin wurde sie schnell bekannt. Ihr Scharfsinn und die Intensität ihrer Reden verbreiteten sich. Legendär wurde ihre Rede „And ain’t I a woman?!“ (Und bin ich denn keine Frau?), die sie im Jahr 1851 in Ohio anlässlich einer Frauenrechtskonvention hielt. Durch die Veröffentlichung ihrer Lebensgeschichte, die ihre Freundin Olive Gilbert aufgeschrieben hatte (Sojourner Truth konnte nicht schreiben) und das von William Lloyd Garrison 1850 veröffentlichte „The Narrative of Sojourner Truth: A Northern Slave“, hatte sie ein wenig Geld verdient und konnte sich davon ein eigenes Haus kaufen. Sie zog nach Washington, D.C. und betreute dort schwarze Soldaten, die aus dem Sezessionskrieg zurückgekehrt waren. Sie lehrte Hauswirtschaft, um freigelassenen Sklavinnen eine Lebensgrundlage zu verschaffen und setzte sich gegen die Rassentrennung in öffentlichen Verkehrsmitteln ein. Um dieses Ziel zu erreichen, sprach sie sogar mit Präsident Lincoln.

Im Jahr 1867 initiierte Sojourner Truth eine Stellenvermittlung für Afroamerikaner und arbeitete für die Freedman’s Relief Association. In ihren letzten Lebensjahren setzte sie sich für das Wahlrecht für Frauen und für Schwarze ein, sprach sich gegen Tabak, Alkohol und modische Kleidung aus, unterstützte Eigenständigkeit gegen eine zu große Abhängigkeit von staatlichen Institutionen und trat für die Bildung einer neuen Kolonie für befreite Sklaven ein. Sie starb 1883 in Battle Creek, Michigan.

Das Gedeck für Sojourner Truth hebt sich von den anderen Gedecken auf der Dinner Tafel ab. Ihr Teller wurde nicht mit den sonst üblichen Schmetterlingsvulven gestaltet, sondern zeigt drei afrikanisch gestaltete Frauengesichter in Maskenform. Eines ist nach links, eines geradeaus und eines nach rechts gerichtet. Diese drei Gesichter teilen sich einen weiblichen Körper, der durch die abgerundeten Brüste suggeriert wird. Nach Chicago deutet die Träne auf dem Gesicht auf der linken Seite auf das Leiden ihrer Mitsklaven hin. Das hochstilisierte Gesicht auf der rechten Seite, in einem Ausdruck der Empörung mit offenem Mund, repräsentiert den Zorn der schwarzen Frauen in ihrer Versklavung und die erhobene Faust auf der rechten Seite soll als kraftvolle Geste an die Rede von Sojourner Truth auf der Frauenrechtskonvention von 1851 erinnern. Das mittlere Gesicht, eine Maske bestehend aus schwarzweißen Dreiecksmustern, steht für die Unterdrückung der Frauen, egal ob schwarz oder weiß, die ihr wahres Selbst verbergen mussten.

In dem Sojourner Truth gewidmeten Gedeck wird ihr afrikanisches Erbe mit den Fußspuren vereint, die Sojourner Truth in der amerikanischen Geschichte hinterlassen hat. Der Tischläufer verbindet die afrikanischen Ursprünge des Quiltens mit seiner Geschichte in den Vereinigten Staaten. Seine Ränder sind in afrikanischer Streifenwebtechnik, die traditionell von Sklaven verwendet wird, mit einer von europäischen Frauen in die Vereinigten Staaten eingeführten Arbeitstechnik kombiniert. Diese Kombination soll nach Chicago die „Verschmelzung dieser beiden Traditionen bei der Entwicklung amerikanischer Quilts“ darstellen.

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Susan B. Anthony wurde am 15. Februar 1820 in Adams, Massachusetts geboren. Ihr Vater Daniel Anthony gehörte der Glaubensgemeinschaft der Quäker an, ihre Mutter war Methodistin, andere Vorfahren wiederum gehörten weiteren Glaubensgemeinschaften an, so dass in der Familie große Toleranz herrschte. Ihr Vater war ein Befürworter des Abolitionismus und der Temperenzler, auch Susan Anthony schloss sich später diesen Bewegungen an, zudem war sie eine der bedeutendsten Persönlichkeiten der Frauenrechtsbewegung in den USA. Bereits im Alter von 17 Jahren sammelte sie Unterschriften für die „Anti-Sklaverei-Bewegung“ und wurde 1856 Agentin für die American Anti-Slavery Society im Staat New York.

Gemeinsam mit Elizabeth Cady Stanton, die sie 1851 kennen lernte, gründete sie 1852 die „New York Women’s State Temperance Society“, nachdem Anthony als Frau daran gehindert worden war, auf einer Temperenzler-Konferenz zu sprechen. Die Women’s Loyal National League wurde 1863 gegründet und führte zu der bis dahin größten Unterschriftensammlung zu einer Petition in der Geschichte der Vereinigten Staaten. Es kamen 400.000 Unterschriften zusammen, um die Abschaffung der Sklaverei zu unterstützen. Stanton und Anthony initiierten 1866 die American Equal Rights Association, eine Organisation, die sich für die Gleichberechtigung von Frauen, aber auch von Afroamerikanern einsetzte.

Ab 1868 brachten die beiden The Revolution, eine Zeitung für Frauenrechte, heraus, und gründeten 1869 die National Woman Suffrage Association. Sie entstand aus einer Spaltung der Frauenbewegung und im Jahr 1890 konnte diese durch den Zusammenschluss mit der Konkurrenzorganisation American Woman Suffrage Association, um die National American Woman Suffrage Association zu gründen, wieder zusammengeführt werden. Ab 1876 begannen Anthony und Stanton zusammen mit Matilda Joslyn Gage an der History of Woman Suffrage (Geschichte des Frauenwahlrechts) zu arbeiten, was sich schließlich zu einem sechsbändigen Werk entwickelte. Anthony wurde 1872 verhaftet, nachdem sie in ihrer Heimatstadt Rochester zur Wahl gegangen war. In einem Aufsehen erregenden Gerichtsverfahren wurde sie zur Zahlung einer Geldstrafe verurteilt. Sie weigerte sich, diese Strafe zu zahlen und die Behörden verzichteten auf ein weiteres Vorgehen. Im Jahr 1878 erreichten Stone und Anthony, dass dem Kongress durch den Senator Aaron A. Sargent ein „Amendment“ (Zusatzartikel zur Verfassung der Vereinigten Staaten) vorgelegt wurde, welches Frauen das Wahlrecht geben sollte. Erst 1920 wurde es ratifiziert als 19. Amendment zur Verfassung der Vereinigten Staaten und volkstümlich als Susan-B.-Anthony-Amendment bezeichnet.

Um ihrem Anliegen Nachdruck zu verleihen, unternahm Anthony viele Reisen und hielt 75 bis 100 Reden im Jahr. Sie unterstützte viele Kampagnen der einzelnen Bundesstaaten und arbeitete auch international für die Frauenrechte. Sie gehörte zu den Gründerinnen des International Council of Women. Auf der World’s Columbian Exposition (Weltausstellung in Chicago im Jahr 1893) half sie mit, den „Weltkongress Repräsentativer Frauen“ abzuhalten.

Zu Beginn ihrer Tätigkeit für Frauenrechte musste sich Anthony gegen viele Widerstände behaupten. So wurde ihr unter anderem unterstellt, einen Versuch zur Zerstörung der Institution Ehe zu unternehmen. Dies änderte sich aber und sie erfuhr zunehmend Unterstützung und Anerkennung. Ihr 70. Geburtstag wurde als ein nationales Ereignis angesehen und in Washington mit prominenten Mitgliedern des Repräsentantenhauses und des Senats als Gästen gefeiert. Ihren 80. Geburtstag richtete Präsident William McKinley im Weißen Haus aus.

Sie erhielt auch nach ihrem Tod zahlreiche Würdigungen, so wurde sie als erste Frau und reale Bürgerin auf einer Münze der Vereinigten Staaten, dem 1979 erschienenen Susan-B.-Anthony-Dollar, abgebildet.

Als Gedeck für Susan B. Anthony auf dem Tisch der Dinner Party wurde ihr Teller in einer ausgeprägten dreidimensionalen Form gestaltet. Er erhebt sich „mit großer Kraft von der Oberfläche, um ihren Grenzen zu entkommen“ über die Tafel und soll, nach Wunsch von Judy Chicago, ihre Position als „Königin des Tisches“ verdeutlichen. Er soll den Freiheitskampf der Suffragette Anthony und den ihrer Mitaktivistinnen repräsentieren und würdigen. Auf dem Tischläufer gehen die Namen von Anführerinnen der Frauenrechtsbewegung, darunter Amelia Bloomer, Mary Sewall und Anna Howard Shaw, in Strahlenform vom Teller aus. Diese Bänder sind nach Stickereien gemustert, die im 19. Jahrhundert zum Gedenken an Angehörige verwendet wurden. Einige sind mit Platten auf der Rückseite befestigt, auf denen der berühmteste Spruch von Anthony, „Failure is Impossible“ („Misserfolg ist unmöglich“), zu lesen ist. Die Rückseite des Tischläufers ist einem „crazy Quilt“ nachempfunden, bei dem zufällige Stoff- und Stickteile ohne Muster zusammengefügt werden, was an frühes amerikanisches Quilten erinnert. An den Quiltbereich grenzt ein Satinband an, auf dem der Schriftzug „Independence is Achieved by Unity“ („Unabhängigkeit wird durch Einheit erreicht“) zu lesen ist. Die drei Initial-Buchstaben auf der Vorderseite: „S“, „B“ und „A“ sind besonders gestaltet und sollen ihr Engagement für die Sache, ihre Beziehung zu Elizabeth Stanton und ihren Platz in der US-amerikanischen Geschichte darstellen.

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Elizabeth Blackwell wurde am 3. Februar 1821 in Counterslip bei Bristol geboren. Die Familie übersiedelte 1832 in die Vereinigten Staaten. Dort starb 1838 der Vater Samuel Blackwell. Gemeinsam mit ihren drei Töchtern führte Elizabeths Mutter Hannah Lane Blackwell eine Privatschule, um die Familie zu versorgen. Es war der Wunsch von Elizabeth Blackwell, Medizin zu studieren. Da sie jedoch eine Frau war, wurde ihre Bewerbung von zwölf Colleges abgelehnt. Dennoch fand sie Mitte der 1840er Jahre einen Studienplatz am Geneva College in New York. Ihr Studium schloss sie im Jahr 1849 als erste US-amerikanische Ärztin und als Beste ihres Jahrgangs ab.

Die nächste Hürde für Blackwell war, als Ärztin praktizieren zu können. Sie fand niemanden, der ihr Praxisräume vermieten wollte, Patienten waren skeptisch, ob sie als Frau eine gute Ärztin sein könnte und Krankenhäuser wollten sie nicht anstellen. Sie reiste nach Paris, doch dort wurde nicht einmal ihr Diplom anerkannt. Sie konnte sich jedoch zwischen 1849 und 1851 in Paris und in London auf dem Gebiet der Geburtshilfe weiterbilden. Schließlich eröffnete sie in New York eine eigene Praxis, in einem Haus, welches sie kaufte, da ihr noch immer niemand Räume vermieten wollte. Ihre Sammlung von Texten zur Hygiene unter dem Titel The Laws of Life, with Special Reference to the Physical Education of Girls erschien 1854.

Nachdem sie dank zufriedener Patienten und positiver Presse nach einigen Jahren auch finanziellen Erfolg verzeichnete, gründete sie zusammen ihrer Schwester Emily sowie Marie Zakrzewska im Jahr 1857 ein „Universitätsspital“. Hier wollten die drei Ärztinnen jungen Frauen die Möglichkeit geben, sich zur Ärztin ausbilden zu lassen, ohne sich den Schikanen und Unbilden des Studiums an einer „Männeruniversität“ unterziehen zu müssen. Sie nannten es das Women's Medical College of the New York Infirmary. Blackwell bestand auf sehr strengen Examen für die Zulassung und Abschlussprüfungen, zudem mussten die angehenden Ärztinnen eine einwandfreie Moral vorweisen. Damit wollte sie verhindern, dass den von ihr ausgebildeten Ärztinnen die Anerkennung verweigert würde.

Elizabeth Blackwell verließ 1869 die Vereinigten Staaten und ihr Spital, um ins Vereinigte Königreich zurückzukehren. Dort gründete sie 1871 die National Health Society, den Vorläufer des heutigen britischen National Health Service. Gemeinsam mit Florence Nightingale bildete sie an der London School of Medicine for Women Krankenschwestern und Ärztinnen aus. Blackwell zog sich ab 1875 zunehmend aus der ärztlichen Praxis zurück, schrieb Bücher und starb Ende Mai 1910 in Schottland.

Das Gedeck für Elizabeth Blackwell auf dem Tisch der Dinner Party steht für ihre Erfolge, aber auch für ihre Schwierigkeiten auf dem Gebiet der Medizin. Der Teller ist mit verdrehten bunten Formen verziert, die sich im Zentrum zu einem „schwarzen Brunnen“ verwirbeln, dies ist ein Wortspiel auf ihren Nachnamen. Die neuen Möglichkeiten für Frauen, die aus Blackwells Anstrengungen erwuchsen, sollen sich in der Form der sich windenden Farbbänder vom Teller abheben und aus ihrem Zentrum herauswachsen. Der Tischläufer greift die Struktur und die leuchtenden Farben des Tellers auf. Auch auf ihm starten die bunten Formen aus der schwarzen Mitte zum Rand und stellen eine abstrakte Schmetterlingsform dar. Ein dünnes, graues Chiffon-Tuch verhüllt die leuchtenden Farben des Tischläufers und steht für die Schwierigkeiten, die Blackwell und andere Frauen hatten und bis heute haben, die Karrieren in von Männern dominierten Bereichen anstrebten. Auf der Vorderseite wird der Initiale-Buchstabe „E“ durch ein Stethoskop verziert, welches als medizinisches Symbol auf Elizabeth Blackwell als erste Ärztin in den USA verweist.

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Emily Dickinson wurde am 10. Dezember 1830 in Amherst, Massachusetts, als eines von drei Kindern von Edward Dickinson und seiner Frau Emily Norcross geboren. Ihr Vater war Rechtsanwalt, Politiker und Schatzmeister des Amherst Colleges, welches ihr Großvater gegründet hatte. Dickinson entstammte einer alteingesessenen calvinistischen Familie und blieb ihr gesamtes Leben in Amherst. Nach dem Besuch der Amherst Academy, wo sie Unterricht in klassischer Literatur, Latein, Geschichte, Religion, Mathematik und Biologie erhielt, besuchte sie das Mount Holyoke Female Seminary. Sie machte durch ihre Intelligenz auf sich aufmerksam, jedoch brach sie die Schule nach einem Jahr ab, da sie unter Depressionen litt und auch physisch anfällig war. Sie zog sich zunehmend zurück und galt als menschenscheu. Persönliche Kontakte pflegte sie nur mit wenigen Menschen, dazu gehörten ihre Schwester Lavinia und ihr Bruder Austin sowie dessen Frau Susan, eine Jugendfreundin von Emily, auch der Geistliche Charles Wadsworth aus Philadelphia. Zu einer Reihe von Bekannten und Verwandten pflegte sie nur Briefkontakte.

Ihre ersten Gedichte stammten aus dem Jahr 1850. Ab etwa 1858 wurden sie in Heften geordnet und zusammengefasst. Die Phase ihres größten Schaffens hatte sie zwischen 1860 und 1870. Doch wurde diese auch von zunehmender Vereinsamung und Krankheit geprägt. Zu ihren Lebzeiten wurden nur sieben Gedichte veröffentlicht, bekannt sind 1775 Gedichte, die oft in Briefen an Freunde und Verwandte gefunden und von diesen veröffentlicht wurden. Emily Dickinson starb am 15. Mai 1886. Ihre letzten Worte waren: „I must go in, for the fog is rising.“

Das Gedeck für Emily Dickinson auf dem Tisch der Dinner Tafel soll den Kontrast zwischen ihrer zurückgezogenen Lebensweise und ihrem dynamischen Geist darstellen, aber auch die strenge viktorianische Zeit, in der sie lebte. Chicago ließ sich vor allem von folgendem Gedicht inspirieren:

Der Teller des Gedecks wurde verziert mit einem Kragen, wie sie Mitte des neunzehnten Jahrhunderts getragen wurden. Er hat ein zartes Zentrum, welches von mehreren Schichten Spitze gefangen ist. Erläuterte Chicago. Das Zentrum des Tellers erscheint stark und stabil und wird doch durch die umgebenden Spitzenschichten erstickt. Diese gekräuselten Schichten wurden unter Verwendung eines Verfahrens hergestellt, das als „Lace Draping“ bezeichnet wird. Dabei wird Spitze mit Schlicker getränkt und gebrannt. Diese Technik wurde bei der Produktion von Porzellanpuppen verwendet und soll die Einschränkungen verdeutlichen, denen Dickinson zu ihrer Zeit unterworfen war. Der Tischläufer wurde mit Spitzen verziert, die mit Tee und Kaffee befleckt wurden, damit sie älter aussehen. Für die viktorianische Zeit typische Nähtechnik, wie das Arbeiten mit Bändern und Blumenstickereien aus Seide, verzieren den Tischläufer. Die Rückseite ist mit Spitzenvolant verziert und der Initial-Buchstabe „E“ auf der Vorderseite wird durch Blumenstickerei geziert.

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Ethel Smyth wurde am 23. April 1858 in Sidcup geboren. Geprägt wurde sie in ihrer Kindheit von einer deutschen Gouvernante, die am Konservatorium in Leipzig studiert hatte. Sie weckte in Ethel Smyth den Wunsch, Komponistin zu werden. Smyth war ein schwieriges Kind und wurde in ein Internat zur Erziehung gegeben. Erst nachdem zwei Schwestern geheiratet hatten und man sie im Haushalt benötigte, wurde sie nach Hause zurückgeholt. Ihr Wunsch, Musik zu studieren, wurde entschieden abgelehnt, da das für ein junges Mädchen ihrer Zeit und ihres Standes völlig ungewöhnlich war. Durch häuslichen Terror wie Hungerstreik, eisernes Schweigen, Verweigerung der Teilnahme an öffentlichen Aktivitäten wie Kirch-, Dinner- und Ballbesuch setzte sie durch, nach Leipzig reisen und am dortigen Konservatorium studieren zu dürfen.

Auch dort eckte sie an. Das Studium enttäuschte sie, die Lehrer kamen zu spät zum Unterricht und interessierten sich nicht wirklich für die Arbeiten ihrer Studenten. Jedoch bekam sie Zugang zu anderen Leipziger Musikern. Durch Engelbert Röntgen, dem Leiter des Leipziger Gewandhausorchesters, wurde sie zu weiteren Kompositionen ermuntert; in ihrer ersten Klaviersonate fand er stilistische Elemente Mozarts. Sie nahm Privatunterricht bei Heinrich Aloysius von Herzogenberg, dem Präsidenten des Leipziger Bachvereins, der sie förderte, und sie freundete sich mit dessen Frau Elisabeth von Herzogenberg an. Aus dieser Freundschaft entwickelte sich ein Liebesverhältnis. Im Herbst 1882 reiste Smyth nach Florenz, dort lebte die Schwester von Elisabeth von Herzogenberg, Julia Brewster. Nachdem die eher lesbisch orientierte Smyth ein Verhältnis mit deren Mann Henry Brewster angefangen hatte, kam es zum Bruch, bei dem sich auch Elisabeth von Ethel Smyth abwandte. Darunter litt Smyth sehr. Den Kontakt zu Brewster nahm Smyth erst nach Elisabeths Tod wieder auf, es entwickelte sich eine platonische Freundschaft, die bis zum Tod von Brester im Jahr 1908 hielt.

Zunächst hatte Smyth mit ihren Kompositionen Anfang der 1890er Jahre keinen Erfolg. Sie ging zurück nach Leipzig und lernte dort den russischen Komponisten Pjotr I. Tschaikowski kennen, durch dessen Einfluss sie sich weiter entwickelte. Ihr erster großer Erfolg wurde die Messe in D (englisch Mass in D). Deren Uraufführung in der Royal Albert Hall in London ging auch auf ihre guten Beziehungen zur exilierten französischen Kaiserin Eugénie de Montijo zurück, die sich bei Königin Viktoria für Smyth eingesetzt hatte. Ethel Smyth hatte Gelegenheit, auf Schloss Balmoral Teile der Messe zu komponieren und zu spielen. Dieses Vorspiel und die Zusagen einiger Mitglieder des britischen Königshauses überzeugte die Konzertleitung der Royal Albert Hall, das Werk der noch weitgehend unbekannten Komponistin im März 1893 zur Aufführung zu bringen.

Ethel Smyth komponierte insgesamt sechs Opern, hatte es aber in England schwer, für diese ein Opernhaus zu gewinnen. Bei einer ihrer Bewerbungen in Deutschland begegnete sie dem berühmten Dirigenten Bruno Walter, der sich fortan für sie einsetzte:

Lange hatte sich Smyth der Frauenbewegung ferngehalten, da sie als Künstlerin anerkannt sein wollte. Sie verließ sogar England im Jahr 1908, um nicht in die Auseinandersetzungen um das Frauenwahlrecht hineingezogen zu werden. Nach dem Tod von Brewster jedoch, der eine Krise bei Smyth auslöste, und nach vielen Gesprächen mit Freunden schloss sich Smyth 1910 den militanten englischen Frauenrechtlerinnen an und wurde Mitglied der Women’s Social and Political Union. Dennoch vernachlässigte sie ihre Arbeit nicht und komponierte weiterhin. Populär wurde ihr The March of Women, welcher sich als Hymne und Kampflied der Frauenrechtsbewegung etablierte. Smyth beteiligte sich im Jahr 1912 an den Steinwürfen auf die Fensterscheiben des britischen Kolonialsekretariats und wurde mit einer zweimonatigen Gefängnisstrafe belegt, die sie mit weiteren an der Aktion beteiligten Frauen im Holloway Prison verbüßte. Insgesamt unterstützte Smyth zwei Jahre lang die britische Frauenrechtsbewegung bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Während des Krieges wurden alle Aktivitäten eingestellt und Ende des Krieges wurde den Frauen das Wahlrecht gegeben.

Smyth nahm ihre Arbeit als Komponistin wieder auf; wegen Gehörproblemen reiste sie auf Anraten ihrer Ärzte nach Ägypten, wo sie an einer neuen Oper arbeitete, danach nach Frankreich, um in Vichy von 1915 bis 1918 als Röntgenassistentin zu arbeiten. Infolge des Krieges fanden geplante Aufführungen ihrer Werke in Frankfurt und München nicht statt. In Vichy erschienen ihre autobiographischen Schriften, zudem eine Rundfunkproduktion der BBC The Prison, eine Sinfonie für Soli, Chor und Orchester. Dieses Werk entstand trotz der inzwischen fortgeschrittenen Taubheit in Erinnerung an ihren langjährigen Freund Henry Brewster.

Ethel Smyth fühlte sich in ihren späten Jahren zur deutlich jüngeren Virginia Woolf hingezogen. Sie schrieb ihr fast täglich. Woolf spottete oft über die „anstrengende“ Smyth, doch schätzte sie deren literarische Werke. Smyth starb 1944, wenige Tage, nachdem sie anlässlich der Einweihung eines Denkmals für ihre längst verstorbene Freundin Emmeline Pankhurst die Londoner Metropolitan Police Band dirigiert hatte.

Das Gedeck für Ethel Smyth auf dem Tisch der Dinner Party ist neben dem Gedeck für Sojourner Truth das zweite, welches ohne die Schmetterlingsvulva gestaltet ist. In Anerkennung ihrer Rolle als Musikerin wurde der Teller mit einem geöffneten Flügel, mit bemalten Tasten und einem Notenständer mit aufgeschlagenem Notenbuch gestaltet. Dieser steht auf einem Tischläufer, der die Form eines maßgeschneiderten Tweedanzugs zeigt, dem von Smyth bevorzugten Kleidungsstück – in ihrer Zeit ein skandalöser Kleidungsstil. In den Tischläufer sind musikalische Elemente eingearbeitet. Auf der Vorderseite sind ihr Name in ein Notenblatt und der Initial-Buchstabe „E“ in einen Notenschlüssel eingearbeitet. Auf der Rückseite des Tischläufers befindet sich ein Metronom.

Einzelnachweise

Margaret Sanger wurde am 14. September 1879 in Corning, New York geboren. Sie arbeitete als Krankenschwester und war Frauenrechtlerin, die sich für Geburtenkontrolle und Zwangssterilisation einsetzte. Sie gehörte zu den Gründerinnen der American Birth Control League, aus der 1942 die Organisation Planned Parenthood (dt. Geplante Elternschaft) und später auch die deutsche Pro Familia hervorgingen.

Im Jahr 1902 heiratete sie den aus Berlin stammenden Architekten William Sanger, mit dem sie drei Kinder hatte. Aufgrund von Krankheit und der geplanten Familie brach sie ihre Ausbildung zur Krankenschwester im dritten Jahr kurz vor der Abschlussprüfung ab. Die Familie zog 1912 nach New York City. Dort arbeitete sie in den Slums von Manhattan und leistete bei Hausbesuchen Schwangerschafts- und Geburtshilfe. Ihr begegnete viel Elend, vor allem bei den Frauen und geprägt durch diese Eindrücke und die Erfahrungen ihrer Mutter, die 18 Schwangerschaften austrug und schließlich an Tuberkulose und Gebärmutterkrebs starb, schrieb sie eine Kolumne für die Zeitung New York Call, in der sie über die Verhütung unerwünschter Schwangerschaften informierte. Sie riskierte zusammen mit ihrem Mann William auch Haftstrafen, da sie zu dem Thema noch eine Broschüre an arme Frauen verteilte. Von ihrem Mann trennte sie sich 1913, um sexuell frei zu sein. Ab 1914 verschickte sie den monatlichen Rundbrief The Woman Rebel. In ihm kämpfte sie für Empfängnisverhütung und das Recht der Frau auf ihren Körper. Ein Haftbefehl wurde im August 1914 wegen der Veröffentlichung „unanständiger Inhalte“ erlassen. Sanger entzog sich dem Haftbefehl durch Flucht unter dem Pseudonym „Bertha Watson“ auf der RMS Virginian über Kanada nach Europa. In London nutzte sie ihren Aufenthalt zur Fortbildung und diskutierte mit anderen Sexualwissenschaftlern. Auch besuchte sie die Niederlande, die zu dieser Zeit die niedrigste Kindersterblichkeitsrate weltweit hatte.

Nachdem ihr Ex-Mann William Sanger im September 1915 30 Tage ins Gefängnis musste, da er Kopien einer ihrer Aufklärungsschriften verteilt hatte, kehrte sie, vorbereitet auf einen Prozess und Haftstrafe, in die Vereinigten Staaten zurück. Das Verfahren sollte im folgenden Januar starten, jedoch starb im November ihre Tochter im Alter von 5 Jahren und die öffentlichen Sympathiebekundungen aus dem ganzen Land und Druck durch prominente Unterstützer bewirkten, dass der Prozess abgesagt wurde. Als Begründung wurde angegeben, die Anklage wäre bereits zwei Jahre alt und sie hätte mit der Verteilung von illegalem Material aufgehört. Margaret Sanger startete zu vielen Reisen durch das Land, um Vorlesungen über Geburtenkontrolle zu halten. Sie erhielt bis 1926 über eine Million Briefe von Frauen mit der Bitte um Informationen zur Geburtenkontrolle. Im Jahr 1921 gehörte sie zu den Gründerinnen der American Birth Control League. 1922 reiste sie nach Japan, um dort gemeinsam mit Shizue Katō für Geburtenkontrolle zu werben. Im September des gleichen Jahres heiratete sie den verwitweten Ölmagnaten James Noah Henry Slee, der aus Südafrika in die Vereinigten Staaten eingewandert war. Die Ehe hielt bis zu seinem Tod im Jahr 1943.

Die erste legale Klinik für Geburtenkontrolle in den USA, das Clinical Research Bureau, eröffnete sie 1923. Als die erste Weltbevölkerungskonferenz in Genf im Jahr 1927 stattfinden sollte, arbeitete Sanger in der Organisation mit. Sie übernahm die Präsidentschaft des Birth Control International Information Center und wurde 1937 Vorsitzende des Birth Control Council of America. Zu der Zeit begann sie mit der Veröffentlichung von The Birth Control Review und The Birth Control News.

Im Herbst 1937 zog sie mit ihrem kranken Ehemann nach Tucson, Arizona. In Arizona lebte auch ihr Sohn Stuart, dem aufgrund seiner Atemwegserkrankung das trockene Wüstenklima besser bekam. Sie legte einige ihrer Ämter nieder. Nachdem ihr Mann verstorben war und auch viele ihrer Freunde inzwischen gestorben waren, zog sie in ein Haus in Catalina Foothills. Damit lebte sie in direkter Nachbarschaft zu Stuart, seiner Frau und seinen beiden Töchtern. Ende der 1940er Jahre nahm sie ihre Arbeit in der Öffentlichkeit erneut auf. In den 1950er Jahren war sie Präsidentin der International Planned Parenthood Federation. Sie propagierte in den frühen 1960er Jahren die aufkommende Antibabypille. Am 6. September 1966 starb sie in einem Pflegeheim in Tucson, Arizona. Auf ihrem Grabstein steht ein falsches Geburtsjahr. Sie hatte sich ihr Leben lang 4 Jahre jünger gemacht und wurde nicht 1883, sondern 1879 geboren.

Das Gedeck für Margaret Sanger auf dem Tisch der Dinner Party ist in kräftigen roten Farbtönen gestaltet. Sie sollen an das Blutvergießen von Frauen erinnern, die während der Geburt oder infolge illegaler und unsicherer Abtreibungen gestorben sind. Es steht auch für den Kampf der Aktivisten für die reproduktiven Rechte der Frau, für die diese Aktivisten Verhaftung und Gefängnis riskierten. Der Teller ist dreidimensional gestaltet und die abgebildeten Strukturen der Vulva sind blutrot und erhoben dargestellt. Damit soll aufgezeigt werden, wie Frauen in ihren Kämpfen, um den Grenzen der Weiblichkeit zu entkommen, aktiver wurden. Der Tischläufer wurde aus rosa Satin gefertigt und mit hellrosa, rot und lila Tönen bestickt, die den intensiven Farben des Tellers entsprechen. Der Tischläufer zeigt die Schmetterlingsform, das Symbol für die persönliche Freiheit der Frauen im Kampf um die reproduktive Wahl. Die Rückseite zeigt in medizinischen Zeichnungen das weibliche Fortpflanzungssystem. Sie spiegeln die Tiefe und Textur des Tellers wieder. Auf der Vorderseite des Läufers befindet sich der Initial-Buchstabe „M“, der eine gefesselte Mutter mit ihrem Baby zeigt. Die Gestaltung ist durch ein Zitat von Sanger inspiriert, die sagte, die reproduktive Freiheit würde Frauen von der „Mutterschaft in Ketten“ befreien.

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Natalie Barney wurde am 31. Oktober 1876 in Dayton, Ohio geboren. Ihr Vater war der wohlhabende Eisenbahnbesitzer Albert Clifford Barney und ihre Mutter die Malerin Alice Pike Barney. Ihre Ausbildung erhielt sie gemeinsam mit ihrer Schwester Laura Clifford Barney im französischen Mädchen-Internat Les Ruches in Fontainebleau von Mademoiselle Marie Souvestre. Finanziell unabhängig übersiedelte sie 1898 von Washington nach Paris und eröffnete dort einen Literarischen Salon. Diesen betrieb sie bis 1968 und jeden Freitag traf sich dort eine exzentrische Gesellschaft, die sich literarischen Gesprächen und der Besprechung von Theaterprojekten widmete, dienten sie auch Selbstdarstellung seiner Besucher. So konnte Mata Hari nur mit Mühe überzeugt werden, statt leichtbekleidet auf einem Elefanten anzureiten, ein Zirkuspferd zu nehmen. Barney war bekannt für ihre mutigen offenen lesbischen Beziehungen zu der Dichterin Renée Vivien, der Tänzerin Liane de Pougy und der Malerin Romaine Brooks. Sie war selbst Autorin und diente als Vorbild einer Reihe literarischer Werke.

Der Teller für Natalie Barney auf dem Tisch der Dinner Party ist in einem Tiffany-Muster in der Form einer Lilie gestaltet. Barney bevorzugte die Lilie, ein traditionelles Symbol für Weiblichkeit, aber auch, weil ihre erste Liebhaberin, Liane de Pougy, die Lilie als ihr Wahrzeichen ansah. Barney hat dieses für sich übernommen. Die Farbpalette, die für die Gestaltung des Tellers genutzt wurde, sind schillernde Blau- und Violetttöne mit goldenen Akzenten. Verziert ist er mit Perlen. Er soll den Glamour und die Opulenz von Barneys Leben widerspiegeln, die als reiche Frau einen Salon in Paris eröffnen und unterhalten konnte. Der Tischläufer greift in seiner Gestaltung diese Opulenz auf. Er ahmt den Jugendstil nach und nutzt die Farbpalette des Tellers. Der Stoff, eine Art-Deco-Seide aus den 1920er oder 1930er Jahren, ist in der Form von Schmetterlingsflügeln gestaltet. Abschnittsränder der Flügel sind mit schwarzen Glasperlen besetzt. Transparenter Stoff überzieht die Flügel, dies ahmt das Schillern des Tellers nach. Die Schmetterlingsflügel auf dem Tischläufer reichen nicht bis an die Ränder des Läufers, sondern entfalten ihre Form frei von einem vorgegebenen Rand. Hiermit wollte Chicago auf das von äußeren Zwängen freie Leben Barneys in sexueller Hinsicht und auch in ihrem Salon hinweisen.

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Virginia Woolf wurde am 25. Januar 1882 in London als Adeline Virginia Stephen als Tochter des Schriftstellers, Historikers, Essayisten, Biographen und Bergsteigers Sir Leslie Stephen und dessen zweiter Ehefrau Julia Prinsep Jackson geboren. Sie hatte mehrere Geschwister und Halbgeschwister. Ihre psychischen Probleme könnten auf ihre Halbbrüder Gerald und George Duckworth zurückgehen, die Virginia missbraucht oder zumindest öfter unsittlich berührt hätten und damit einen der Auslöser ihrer manisch-depressiven Erkrankung gesetzt haben könnten, die heute unter Bipolare Störung firmiert. Unterrichtet wurde Virginia Stephen durch Hauslehrer und ihren Vater, dessen Arbeit sie so beeindruckte, dass auch sie früh den Wunsch äußerte, Schriftstellerin zu werden. Ihre Mutter starb, als Virginia dreizehn Jahre alt war und dies führte zu ihrem ersten psychischen Zusammenbruch. Ihr Vater starb im Jahr 1904, dies löste bei Virginia ihre zweite psychische Krankheitsepisode aus, jedoch bedeutete es auch eine Erleichterung, da Virginia und ihre Schwester Vanessa nach dem Tod der Mutter und der älteren Schwester Stella für den Vater den Haushalt führen mussten.

Ihren späteren Ehemann Leonard Woolf lernte sie durch ein Abendessen ihres Bruders Thoby kennen, der gerade ein Studium aufgenommen hatte und bei dem Leonard Woolf, der Jura studierte, ebenfalls zu Gast war. Woolf machte ihr im Januar 1912 einen Heiratsantrag. Dieser löste einen weiteren Krankheitsschub aus, doch nach vier Monaten, in denen sie im Krankenhaus war und Woolf sie nicht besuchen durfte, willigte sie ein. Sie bezeichnete ihre Ehe, auch wenn es Schwierigkeiten gab, als glücklich. Leonard Woolf liebte sie und sie hatte einen verständnisvollen und gebildeten Ehemann gefunden, der ihre zärtlichen Beziehungen zu anderen Frauen mit Gelassenheit sah und ihre Frigidität ihm gegenüber ertragen konnte.

Virginia Woolf arbeitete als Schriftstellerin und mit ihrem Mann als Verlegerin. Früh machte sie sich einen Namen als Literaturkritikerin und Essayistin. Einen Namen als Romanautorin machte sie sich mit ihrem Roman The Voyage Out (Die Fahrt hinaus) im Jahr 1915. In den 1970er Jahren wurden ihr Werk und Virginia Woolf wiederentdeckt, als ihr Essay A Room of One’s Own (Ein Zimmer für sich allein) aus dem Jahr 1929 zu einem der wichtigsten Texte der Frauenbewegung wurde. Bereits Ethel Smyth erkannte 1930 die Bedeutung des Werkes, als sie Woolf bat, bei einer BBC-Sendung mit dem Titel Point of Views mitzuwirken, und den Essay als wichtigen Beitrag zur Emanzipationsbewegung ansah.

Der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs veranlasste die Woolfs in ihrem Haus Monk’s House auf dem Land zu wohnen und nur noch wöchentlich den Verlag in London zu besuchen. Durch einen Angriff wurde das Gebäude des Verlags zerstört. Bereits zu Beginn des Krieges beschlossen sie, bei einem Einmarsch der Deutschen freiwillig Selbstmord zu begehen, da Leonard Woolf Jude und Sozialist war. Im Frühjahr des Jahres 1941 fürchtete Virginia eine weitere psychotische Episode und Leonard brachte sie zu einer befreundeten Ärztin nach Brighton, um die Behandlungsmöglichkeiten zu besprechen. Am nächsten Tag, dem 28. März 1941, wählte sie den Freitod im Fluss Ouse bei Rodmell. Ihre Leiche wurde erst drei Wochen später gefunden.

Judy Chicago wählte für das Gedeck für Virginia Woolf auf dem Tisch der Dinner Party eine Analogie zu einer blühenden Blume, mit der sie das Eintreten von Woolf für die Befreiung aus den Grenzen der vorwiegend männlich dominierten Literatur beschreibt, aber auch die kraftvolle Fruchtbarkeit der frühen Göttinnenteller der Dinner Party aufgreift, die im Fall von Woolf kreative Fruchtbarkeit ausdrücken soll. Der Teller ist mit einer dreidimensionalen Blüte gestaltet, in deren Zentrum sich Samenformen befinden. Er steht auf einem Tischläufer, aus dem unter dem Teller ein genähter und bemalter Lichtstrahl hervorleuchtet, der auf ihr Buch To the Lighthouse anspielt. Er symbolisiert die Ausstrahlung, die Woolfs literarisches Erbe für andere Frauen hat, um einen Weg zu einer neuen, von Frauen geprägten Literatursprache zu finden. Der Tischläufer besteht aus einem zarten Chiffongewebe, dieser soll als Hinweis auf die mentale Zerbrechlichkeit von Woolf interpretiert werden. Der Initial-Buchstabe „V“ auf der Vorderseite des Läufers befindet sich in einem Wellenmuster, welches sich auf ihren Tod durch Ertrinken, aber auch auf ihr Buch The Waves bezieht.

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Georgia O’Keeffe wurde am 15. November 1887 in Sun Prairie, Dane County, Wisconsin als eines von sieben Kindern der Farmer Francis und Ida O’Keeffe geboren. Georgia O’Keeffe zog den Aufenthalt in der Natur der Gesellschaft vor und sie wuchs, trotz der großen Familie, recht isoliert auf. Bereits früh wollte sie Malerin werden. Ihre Mutter unterstützte sie dabei und bereits im Kindesalter erhielt sie Zeichenunterricht. Ihre erste Lehrerin war die Aquarellistin Sara Mann, die in der Nähe wohnte. Nach Abschluss der High School studierte sie von 1905 bis 1906 an der Kunsthochschule am Art Institute of Chicago. Das Studium musste sie aus finanziellen Gründen abbrechen. Doch von 1907 bis 1908 konnte sie ein Jahr lang am Art Students League in New York studieren. Ihren Stil fand sie, als sie 1908 eine Ausstellung in der Galerie 291 besuchte und dort Zeichnungen des französischen Bildhauers Auguste Rodin sah. Neben Rodin konnte sie dort auch Werke von Picasso, Matisse oder Cézanne studieren und wurde dadurch in ihrer Arbeit stark beeinflusst.

Auch die Universität musste sie nach finanziellen Schwierigkeiten verlassen und so arbeitete sie zwischen 1908 und 1910 als Gebrauchsgrafikerin und Kunstlehrerin. In einem Sommerlehrgang im Jahr 1912 bei Alon Bement lernte sie die Arbeit von Arthur Wesley Dow kennen und durch ihn bekam sie einen ersten Zugang zur abstrakten Kunst. Ihren ersten Durchbruch hatte sie, nachdem Alfred Stieglitz in seiner Galerie 291 einige ihrer Werke, die sie während einer Schaffenskrise in schwarz-weiß gemalt hatte, im Spätfrühling 1916 im Rahmen einer Gruppenausstellung ausstellte. Eine Einzelausstellung, die Stieglitz im Jahr 1917 für O’Keeffe organisierte, musste drei Tage nach der Eröffnung geschlossen werden, da die USA in den Ersten Weltkrieg eingetreten waren. O’Keeffe stand für Stieglitz Modell und es entstand in der folgenden Zeit eine intensive Liebesbeziehung zwischen den beiden. Er ließ sich nach 24 Jahren Ehe scheiden und im Jahr 1924 heirateten die beiden. Zwischen 1918 und 1937 fertigte Stieglitz mehr als 300 zumeist erotische Fotografien von O’Keeffe. Durch Stieglitz lernte O’Keeffe viele andere Künstler der frühen amerikanischen Moderne kennen.

Nach 1918 begann O’Keeffe primär in Öl zu arbeiten, nachdem sie zuvor die Aquarelltechnik bevorzugt hatte. Sie begann großformatige Naturformen im Nahbereich zu malen. Ihr erstes großes Blumengemälde, Petunia, No. 2, entstand 1924 und wurde 1925 erstmals ausgestellt. Ihre Bilder wurden mehr gegenständlich, ihre früheren Arbeiten waren eher abstrakt. Bereits Mitte der 1920er Jahre war O’Keeffe eine der bekanntesten amerikanischen Künstlerinnen. Ihre Arbeiten erzielten hohe Preise.

Im Frühjahr 1929 reiste sie einer Einladung folgend nach Taos in New Mexico. Fasziniert von der urwüchsigen Natur kehrte sie 1933, nachdem sie einen Nervenzusammenbruch überstanden hatte, nach New Mexico zurück. Sie hielt sich regelmäßig etwa ein halbes Jahr dort auf und die Gegend inspirierte sie zu einigen ihrer berühmtesten Landschaftsbilder. Ihr Ruf und ihre Popularität wuchsen in den 1930er und 1940er Jahren und ihre Arbeiten wurden in Ausstellungen in und in der Umgebung von New York aufgenommen. Stieglitz starb im Jahr 1946, kurz nachdem O’Keeffe für ihren Sommeraufenthalt in New Mexico eingetroffen war. Die nächsten drei Jahre verbrachte sie zumeist in New York, um seinen Nachlass zu regeln. Dann zog sie 1949 dauerhaft nach New Mexico.

Eine Weltreise, die sie im Alter von über 80 Jahren antrat, inspirierte sie zu ihren Wolkenbildern. Wolkenformationen, aus dem Fenster eines Flugzeugs betrachtet. Da ihre Sehkraft nachließ, arbeitete sie mit Hilfe und Unterstützung durch ihren Lebensgefährten an überdimensionalen Wolkenlandschaften. Im Herbst 1970 organisierte das Whitney Museum of American Art die Ausstellung Georgia O’Keeffe − Retrospective, die erste Retrospektive ihres Werks in New York seit 1946. Von feministischen Kreisen wurde O’Keeffe in den 1970er Jahren als Urheberin der „weiblichen Ikonographie“ gefeiert, dies wies sie zurück und weigerte sich, an irgendeinem ihrer Projekte mitzuwirken. Georgia O’Keeffe starb am 6. März 1986 in Santa Fe, inzwischen vollständig erblindet. Sie zählt zu den bekanntesten US-amerikanischen Malerinnen des 20. Jahrhunderts. Motive ihrer Werke sind häufig Blumen, Flammen und später auch Stadtansichten, Wüstenlandschaften oder Knochen. Zugleich wird in ihren Bildlandschaften eine erotische Ausstrahlung wahrgenommen. Sie gehört zu den bekannten Frauen in der Kunst im 20. Jahrhundert.

Das Gedeck für Georgia O’Keeffe ist das letzte Gedeck auf dem Tisch der Dinner Party. Der ihr zugedachte Teller weist die größte Höhe auf, um ihren Erfolg als Künstlerin auszudrücken und ihre künstlerische Befreiung aus den sie umgebenden Zwängen. Die Formgebung des Tellers geht auf die Blumengemälde zurück, die sie selbst geschaffen hat. Durch diese Formgebung würdigt Chicago den Einfluss, den O’Keefe auf spätere feministische Künstler ausübte und sie vertrat die Meinung, dass O’Keefes Arbeit „entscheidend für die Entwicklung einer authentisch weiblichen Ikonographie“ gewesen sei. Der Tischläufer ist in Airbrusch-Technik gestaltet und die Farben entsprechen denen des Tellers. Ein Stück unbehandeltes, belgisches Leinen, welches für Kunstleinwände verwendet wird, ist an Kirschholz-Keilrahmen befestigt. Der Initial-Buchstabe „G“ auf der Vorderseite des Tischläufers ist mit einem Geweih geschmückt, wie es auch in Gemälden von O’Keeffe zu finden ist.

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Text submitted to CC-BY-SA license. Source: Liste der 999 Frauen des Heritage Floor by Wikipedia (Historical)






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